An Bord der Arche Noah
Mit seiner nachgebauten Arche wollte der Niederländer Aad Peters die Möglichkeit einer biblischen Zeitreise bieten, ohne jedoch zu missionieren: die Bekehrung überlasse er Gott. Bruder Andreas hat sich an Bord gewagt und die Arche, die seit Juli 2011 in Köln zu besichtigen ist, besucht.
„Eine Arche zu bauen, entspricht nicht gerade meinen Plänen“, so entgegnet Evan, der Hauptdarsteller in der Komödie „Evan Allmächtig“ aus dem Jahr 2007, Gott, als der ihn beauftragt, nach dem Vorbild Noahs eine Arche zu bauen. Letztendlich gibt er nach, und so gelingt es ihm, nach dem Bruch eines Staudamms mit anschließender Flut viele zu retten.
Mit einer Flut beginnt auch die Geschichte der „Arche Noah“, die noch einige Monate lang im Rheinauhafen in Köln zu besichtigen sein wird – nicht nur fiktiv, sondern ganz real. Im Jahr 1992, so erzählt es der Niederländer Johann Huibers, hatte er einen Traum: die Niederlande würden von der Nordsee überschwemmt. Gleich am nächsten Tag habe er ein Buch über die Arche gekauft und Jahre später mit dem Bau des Riesenschiffes begonnen.
SO SOLLST DU DIE ARCHE BAUEN
Ein Holländer auf den Spuren Noahs, dem im Buch Genesis von Gott aufgetragen wird, eine Arche zu bauen: „Mach dir eine Arche aus Zypressenholz! Statte sie mit Kammern aus, und dichte sie innen und außen mit Pech ab! So sollst du die Arche bauen: Dreihundert Ellen lang, fünfzig Ellen breit und dreißig Ellen hoch soll sie sein. (…) Ich will nämlich die Flut über die Erde bringen, um alle Wesen aus Fleisch unter dem Himmel, alles, was Lebensgeist in sich hat, zu verderben. Alles auf Erden soll verenden. Mit dir aber schließe ich meinen Bund. Geh in die Arche, du, deine Söhne, deine Frau und die Frauen deiner Söhne! Von allem, was lebt, von allen Wesen aus Fleisch, führe je zwei in die Arche, damit sie mit dir am Leben bleiben; je ein Männchen und ein Weibchen sollen es sein“ (Genesis 6,14-15.17-19).
Ein Zugeständnis machte der auf biblischen Spuren wandelnde Niederländer: Er verkleinerte die Arche und baute sie im halbierten Maßstab 1:2. Dennoch sind die Ausmaße beeindruckend:
70 Meter lang, 10 Meter breit und 13 Meter hoch ist das Bauwerk, das sich über vier Etagen erstreckt.
Im Lauf der Zeit jedoch scheint ihm das Geld ausgegangen zu sein, jedenfalls wurde die Arche im Oktober 2010 verkauft. Erstanden hat sie Aad Peters, ein niederländischer Fernsehmacher und Puppenspieler. Der engagierte Christ wunderte sich: „Wenn Du Rotkäppchen treffen willst, gehst du in einen Märchenpark. Aber wohin geht man, wenn man Adam und Eva treffen will?“ Und so entschied er sich, den ersten biblischen Themenpark Europas zu bauen. Innerhalb von vier Monaten wurde mit Hilfe von vierzig Arbeitern und einem Budget von zwei Millionen Euro das Schiff umgebaut und mit vielen Tierfiguren ausgestattet. Die meisten davon sind Stofftiere, es finden sich aber auch liebevoll geschnitzte Holzfiguren aus Tschechien darunter – und zwei ausgestopfte Giraffen.
MIT BIBEL-QUIZ
Besonders für Kinder ist die Arche ein Erlebnis. Beim Betreten erhalten sie ein Quiz: verschiedene Fragen zu den verschiedenen dargestellten Szenen wollen beantwortet werden. Beispielsweise gleich zur ersten biblischen Geschichte, der Erschaffung von Adam und Eva: „Wie du siehst, sind die beiden nackt. Von welchem Moment an begannen sie Kleidung zu tragen? a) Als ihnen kalt wurde. / b) Von dem Moment an, als sie von der Frucht gegessen hatten. / c) Als sie Angst hatten, dass die Nachbarn sie sehen.“
Nach Adam und Eva werden weitere alttestamentliche Szenen dargestellt, mitunter auf witzige Weise: Beim Kampf David gegen Goliath können die Besucher selbst aktiv werden und mittels einer Keule den Riesen Goliath umwerfen. So wird der Gang durch das Schiff sehr kurzweilig – mitunter für manche Besucher aber auch ärgerlich. Besonders die Interpretation der zehn Gebote – sie werden als dem Mose nachrollende Tafeln dargestellt – entspricht kaum dem aktuellen theologischen Stand. Die Macher der Ausstellung behaupten: „Die zehn Gebote laufen den Menschen hinterher, um zu sagen, was sie nicht machen sollen. Man wird also immer durch sie verfolgt.“
WAR ANTONIUS IN DER ARCHE?
Auch wenn das Alte Testament mitunter eigenwillig interpretiert wird, es ist sehr ansprechend dargestellt. Ganz anders die wenigen Szenen aus dem Neuen Testament, die leider allzu verkitscht geraten sind – ebenso wie das Filmangebot in einem kleinen Kinosaal. Dennoch: die Besucher scheinen zufrieden. Einer schrieb gar in das Gästebuch: „Fast wie die echte Arche.“
Ob es darauf aber ein Restaurant gegeben hat, wie auf der Arche 2011 in der vierten Etage, sei einmal dahingestellt. Dort jedenfalls kann man zu erschwinglichen Preisen essen und trinken – nach biblischer Speisekarte: „Mt 15,11: Ihr werdet nicht durch das unrein, was ihr esst; ihr werdet unrein durch das, was ihr sagt und tut. Deshalb: Bestellen Sie Ihr Essen freundlich!“
Übrigens: Den Antonius-Verehrer wird beruhigen, dass es auch der heilige Antonius auf die Arche geschafft hat. Wenn auch ohne erkennbaren Zusammenhang, steht er in einer Ecke, als ihm gerade das Jesuskind erscheint.