Das Antonianische Museum
Wenn man sich ein Siegertreppchen für die Künstler, die in der Antonius-Basilika in Padua gewirkt haben, vorstellt, dann gehören auf die höchste Stufe sicherlich der Florentiner Donato di Niccolò di Betto Bardi, auch Donatello genannt, und der ebenfalls aus Florenz stammende Giotto. Dem Bildhauer Donatello hat die Stadt Padua in der letzten Zeit einige Ausstellungen gewidmet. Eine dieser Ausstellungen befindet sich in einem Saal im Erdgeschoss des Antonianischen Museums, der extra für diesen Anlass eingerichtet wurde. Es handelt sich dabei um eine besondere Attraktion, denn es wird kein einziges Werk des Donatello ausgestellt – die Meisterwerke sind alle an ihrem ursprünglichen Platz geblieben, nämlich auf dem Hauptaltar der Basilika, wo sie im Jahr 1895 von dem Architekt Camillo Boito aufgestellt wurden. Allerdings kann der Besucher dort in der Basilika nicht die Einzelheiten wie zum Beispiel die Emotionen, die der Künstler so meisterlich herausgearbeitet und in den Gesichtern der Skulpturen dargestellt hat, aus der Nähe bewundern. Deshalb haben die Organisatoren der Ausstellung Fotografien der Statuen in Originalgröße an den Wänden aufgehängt. So bekommt der Besucher auf plastische Weise einige grundlegende Eindrücke, um diese Meisterwerke besser zu verstehen, die man im Original ja nur von Weitem betrachten kann.
Eine wertvolle Sammlung
Die Ausstellung zu Donatello ist ein guter Anlass, um das Antonianische Museum, das man über den Kreuzgang des seligen Luca Belludi erreicht, und seine Geschichte in Augenschein zu nehmen. Bereits zu Ende des 19. Jahrhunderts begannen die Brüder der Basilika, Gegenstände, die in irgendeiner Weise mit der Basilika und dem heiligen Antonius zu tun haben, zu sammeln. Allerdings konnte diese Sammlung erst im Jahr 1995 in einem Museum, das heute zwei Abteilungen hat, ausgestellt werden. Im Erdgeschoss werden Objekte gezeigt, die direkt die Antoniusverehrung zum Thema haben, wie z. B. Ex-Voto-Gegenstände. Im Obergeschoss befinden sich historische und künstlerische Zeugnisse. Wir empfehlen, den Rundgang dort zu beginnen: Es ist ein großer Saal, in dessen Mitte eine Art Zwischenebene errichtet wurde, um so mehr Platz für Ausstellungsstücke zu schaffen und einen besseren Gesamtblick auf die Kunstwerke zu haben.
Von den nicht allzu vielen Ausstellungsstücken stellen wir Ihnen hier diejenigen etwas genauer vor, die uns am interessantesten erscheinen. Da sind zum Beispiel Fragmente eines Freskos einer Kreuzigung (man sieht das Antlitz der Madonna und das des Apostels Johannes) von Beginn des 14. Jahrhunderts von dem anonymen Künstler, dem man den Namen Meister des Chores der Scrovegni-Kapelle gegeben hat, weil er die Ausmalung dieser berühmten Kapelle nach Giotto weitergeführt hat. Oder die vier meisterlich gearbeiteten Statuen aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts von Rinaldino aus Frankreich, die sich ursprünglich auf dem heute nicht mehr vorhandenen Altar der Jakobs-Kapelle in der Basilika befanden: die Muttergottes mit dem Jesuskind und die Heiligen Petrus, Paulus und Jakobus. Weiter geht es mit einer im Jahr 1452 von Andrea Mantegna freskierten Lünette, die eigentlich das Portal der Basilika zieren sollte. Im Zentrum befindet sich das von Strahlen umgebene Christusmonogramm, das von den Heiligen Bernhardin von Siena und Antonius von Padua hochgehalten wird.
Zeichnungen, Skulpturen und Bilder
Interessant ist auch die Rötelzeichnung (Sinopie; vorbereitende Zeichnung zu einem Fresko, die direkt auf die Wand gemalt wird) eines Freskos, die bei der Restaurierung des Priors-Saals der Schule des Heiligen zum Vorschein kam und den Brüdern Tiziano und Francesco Vecellio zugeschrieben wird. Von großer Bedeutung sind auch zwei ansehnliche Gruppen von Bronzeskulpturen: Die erste (die zwölf Apostel, vier Kirchenlehrer und die acht Sibyllen) wurde von Domenico Campagna zwischen 1580 und 1582 für den Hauptaltar geschaffen, der den von Donatello, der abgerissen worden war, ersetzte. Als auch dieser Altar erneuert wurde, kamen die Skulpturen in die Sakraments-Kapelle, wo sie bald von nicht wirklich herausragenden Skulpturen von Bernardo Falconi (ein toter Christus, neun Propheten, Isaak und seine Frau) Gesellschaft bekamen. Von größerem künstlerischen Wert sind sicher das Kruzifix und die beiden bronzenen Kandelaber, die Tiziano Aspetti, der auch den originellen Altar über dem Grab des heiligen Antonius geschaffen hat, zugeschrieben werden. Von unzweifelhaftem Wert sind die Altarbilder, die eine komplette Wand im Museum einnehmen und aus den Kapellen der Basilika stammen. Das berühmteste von beiden, das „Martyrium der heiligen Agatha“ (1735-36) stammt von Giambattista Tiepolo. Bewundernswert sind die Altartafeln mit dem „Martyrium des heiligen Bartholomäus“ von Giambattista Pitoni (1735) und die „Enthauptung von Johannes dem Täufer“ von Giambattista Piazzetta, die im Jahr 1744 fertig gestellt wurde.
Liturgisches Zubehör
In den Vitrinen der Zwischenebene befinden sich Messgewänder und liturgische Textilien, die in venezianischen Werkstätten gefertigt wurden. Vervollständigt wird das reiche Repertoire durch Kelche, Monstranzen und Reliquiare aus venezianischen Goldschmiedewerkstätten, aber auch aus Deutschland, wie zum Beispiel ein Schiff aus Silber aus einer Werkstatt in Nürnberg. Und das Museum bietet noch mehr: Im Erdgeschoss befindet sich die Abteilung, die der Volksfrömmigkeit und der Antoniusverehrung gewidmet ist; hier werden zahlreiche, teilweise kuriose Zeugnisse aus der ganzen Welt über durch die Fürsprache des heiligen Antonius erhaltene Gnade gezeigt.