Demut das Fundament, Liebe das Dach

01. Januar 1900 | von

Das Wort Tugend wirkt verstaubt. Fragt man junge Menschen nach seiner Bedeutung, heben sie fragend die Schultern und schütteln den Kopf.
Der große katholische Theologe und Philosoph Thomas von Aquin nennt die Tugend eine Auszeichnung des Geistes, die ermöglicht, das Rechte zu tun. Edle Gesinnung und sachgerechtes Handeln verschmelzen nach seiner Definition der Tugend miteinander. Die Wesensverwandtschaft mit dem Guten erzeugt eine sittliche Sicherheit im Tun. Die Tugenden lassen eine geistliche und reife Persönlichkeit entstehen, die mit steigendem Lebensalter immer neue Bewährungen zu bestehen hat. Der Tugendhafte geht entschieden an einzelne Lebenssituationen heran und bestimmt so ihren guten Ausgang. So entstehen Beständigkeit und Verlässlichkeit als Vorbedingungen geistlicher und sittlicher Kultur. Sie tragen sicher, im Vertrauen auf Gottes Treue, durch unerwartete Lebenskrisen hindurch.
Der Christ ist angesichts eines stattfindenden Wertewandels aufgerufen, Modellen einer Tugendethik zu folgen, die ein Leben unter den Bedingungen der Gegenwart gelingen lassen: Treue, Solidarität, Demut, Wahrhaftigkeit, Vertrauen, Gehorsam und Hoffnung auf die Zukunft. Schauen wir uns die Tugend des Gehorsams und der Demut näher an.

 Gehorsam sein heißt Hinhören. Wenn von Gehorsam die Rede ist, denken die meisten Menschen in erster Linie an Befehle, die ausgeführt werden müssen. Aber diese Art von Gehorsam ist hier zunächst nicht gemeint.
Das Wort „Gehorsam“ weist in vielen Sprachen auf eine besondere Fähigkeit des Menschen hin: auf das Hören. Gehorsam kommt von Hören: In sich hineinhorchen, Ohren, Augen und Mund aufsperren. Im Gehorsam soll der Mensch sich als Hörender verstehen. Die Vorsilbe „ge-“ ist noch eine Verstärkung des folgenden Verbs. Wer „gehorcht“, hört also noch genauer hin - und handelt danach. 
Um in eine entsprechende hörende Haltung hineinzukommen, ist es erforderlich, dass ich schweige. Solange ich selber rede, kann ich nicht hören. Zuerst muss ich ruhig und leer werden, um mich dann neu füllen zu lassen. Allerdings gibt es Menschen, die nicht sprechen und dennoch gefüllt sind mit Wörtern, Bildern, Eindrücken und Träumen und so nicht zum Schweigen kommen. Wer Hörender werden will, ist aufgefordert, sich Raum zu schaffen für Stille und Schweigen, sich Gelegenheiten zu geben, die es ihm ermöglichen, in die Haltung des Hörens zu kommen. Dazu muss er Tun und Machen zurückstellen und jede Aktivität  unterlassen.
Schweigend kann ich in mich selbst einkehren und mich auf mich selbst verweisen lassen. Es ist kein Verstummen, sondern ein Empfangen. Ich setzte mich aus, ich lasse zu und riskiere mich. Ich horche, um das zu hören und zu tun, was Gott von und mit mir will.

Vertrauen und Verantwortung. Letztlich geht es um den Gehorsam vor Gott. Es ist eine allgemeine christliche Pflicht, als wirklich Glaubender auf Gott zu hören. Erst in dieser Glaubenshaltung kann der Mensch Gottes Willen erkennen. Sie führt mich zu einer befreienden Weite des Denkens und Vertrauens in die Macht des Guten. Das ganze Leben wird zur Antwort des Glaubens, wenn der Mensch weiß, dass Gottes Wille zugleich seine einmalige Liebe zu ihm ist.
Beim Gehorsam geht es zunächst darum, sich selbst so auszuhalten und zuzulassen, wie man ist. Es geht weiter darum, dass jeder in Beziehungen und Ordnungen steht und diese auch akzeptiert. Um den eigenen Weg gehen zu können, muss der Einzelne auch auf andere horchen. Er muss sich den Herausforderungen und Aufforderungen dieser Zeit öffnen. Gehorsam ist Aktivität; ein Hören auf die Signale dieser Zeit. Daraus kann die Bereitschaft wachsen, sich für die Welt zu engagieren und gegen alles zu kämpfen, was dem Leben entgegensteht. Gottes Willen zu gehorchen kann auch bedeuten, sich gegen Anerkanntes und Bewährtes zu stellen, wenn es die Situation erfordert.
Letztlich führt uns Gottes Willen zu der tiefen Sehnsucht, der oder die sein zu dürfen, als die wir von Gott gedacht sind.
Gleichzeitig hat jeder eine Verpflichtung gegenüber seinen Mitmenschen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht in einer Über- oder Unterordnung steht, der nicht für andere Verantwortung übernommen hat oder anderen Verantwortung schuldig ist, sei es in der Familie, im Freundeskreis, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz.

Bereichernde Gemeinschaft. Echtes menschliches Miteinander vollzieht sich nur dort, wo wir aufeinander hören. Wenn jeder nur auf sich selbst hören würde, befände sich die Gesellschaft bald im größten Chaos. Wir müssen auf andere hören, nicht um deren Sagen zu übernehmen, sondern um ein Gespür zu entwickeln, wie wir mit unseren unterschiedlichen Ansichten und Bedürfnissen auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wir brauchen die anderen Menschen, um festzustellen, wie es mit uns steht. Der andere ist eine wichtige Quelle der Selbsterkenntnis. Gehorsam meint also auch, sich auf die Gemeinschaft der Menschen einzulassen und die eigenen Bedürfnisse nicht absolut zu setzen, sondern in der Gemeinschaft ein eigenes Gut zu sehen, welches das menschliche Leben bereichert.
Gehorsam bedeutet auch ein gemeinsames Hinhören auf Gott, um zu begreifen, wo er uns in Familie und Gemeinde herausfordern möchte, wie wir konkret Antwort geben können auf die Forderungen unserer Zeit. Dazu gehört auch, dass wir neue Möglichkeiten auch in uns selbst zulassen, indem wir aufeinander hören. Wer gehorsam sein will, ist gefordert, neue Wege in der Verantwortung für unsere Welt zu beschreiten, sich an der Suche nach Ideen zu beteiligen, die in unserer Welt Wege des Miteinanders und der Verantwortung auftun.

Fundament Demut. In unserer Ellenbogengesellschaft wirkt der Begriff Demut antiquiert. Wir verbinden damit eher Negatives wie Minderwertigkeitsgefühle, mangelndes Selbstvertrauen, anschmeichelnde Unterwürfigkeit bis hin zu Begriffen wie „bucklige Demut“ und „Tugendbold“.
Wenn wir die Demut wieder für uns entdecken wollen, können wir aus christlicher Sicht vor solch einseitiger Betrachtungsweise nicht einfach kapitulieren. Wir müssen den Sinn wahrer christlicher Demut definieren und neu erkennen. Paulus schreibt in seinem ersten Brief an die Tessalonicher (5,21), in dem es um Anweisungen für das Gemeindeleben geht: „Prüft alles, und behaltet das Gute!“
Das Bemühen um Demut aus christlicher Sicht kann nur über die Liebe und damit die Einbeziehung des Menschen in seinem Verhältnis zu Gott, zu den Mitmenschen, zur ganzen Schöpfung geschehen. Nur hier liegt der gültige Ansatz zum Verständnis christlicher Demut.
Franz von Sales hebt in seiner Spiritualität die feste Verbindung von Demut und Liebe hervor. Die Demut bildet bei ihm das Fundament, die Liebe das Dach. Dazwischen müssen die anderen Tugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Zucht und Maß) ihren rechten Platz finden.
In der Bibel lassen sich zwei Akzente der Demut finden: Der eine befasst sich mit der Niedrigkeit, der andere mit dem Mut zu dienen.

Ein Beispiel habe ich euch gegeben. Am Übergang zum Neuen Bund steht Johannes der Täufer; Jesus selbst nennt ihn eine „Lampe“, die brennt und leuchtet (Joh 5,35). Er steht ganz demütig zur Verfügung, nimmt sich immer mehr zurück und hinterlässt Beispiele seiner Demut: „Er muss wachsen, ich aber muss kleiner werden“ (Joh 3,3o); „Ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu schnüren“ (Lk 3,16).
Das größte Beispiel aber gab Jesus selbst. Als er seine Jünger zum Letzten Abendmahl versammelte, hatten diese gerade darüber gestritten, wer wohl der Größte unter ihnen sei (Lk 9,46). Damit musste sich gleichzeitig herauskristallisieren, wer der Geringste sein würde. Jesus nahm eine Schüssel, wusch seinen Jüngern die Füße und trocknete sie ab. Petrus weigerte sich, lehnte es ab, dass sein Meister einen solchen Knechtsdienst übernehmen sollte. Der Dienst Jesu war nicht vereinbar mit Petrus’ Vorstellung von Autorität. Petrus als Meister würde niemals Füße waschen. Jesus aber sagte: „Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr einander die Füße waschen. Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, was ich euch getan habe“ (Joh 13, 14,15).
Jesus hat Führerschaft völlig neu definiert und die Maßstäbe für Autorität in ein revolutionäres Licht gerückt: „Wer unter euch groß sein will, der soll euer Diener sein...Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen ist, sich bedienen zu lassen, sondern um zu dienen (Mt 20,26- 28), und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“. 

Selbstgerechtes Dienen entsteht aus menschlicher Anstrengung und erfordert viel Energie. Es ist darauf ausgerichtet, zu imponieren und Pluspunkte auf der geistlichen Ebene zu sammeln. Der selbstsüchtig Dienende legt Wert darauf, von den Menschen gesehen, geschätzt und mit Beifall bedacht zu werden. Seine Beweggründe verbrämt er dabei oft religiös. Sein Dienen ist stark am Ergebnis der Aktion ausgerichtet. Der selbstgerecht Demütige sucht sich genau aus, wem er dienen will, am liebsten hochrangigen Personen, weil das ein gutes Image und andere Vorteile bringt. Hin und wieder sind auch mal schwache und niedriggestellte Menschen an der Reihe, weil das eine demütige Haltung vortäuscht und lobende Anerkennung bringt. Der Dienst des Selbstgerechten ist unausgewogen und von Launen und momentanen Stimmungen abhängig. Ihm fehlt oft das nötige Fingerspitzengefühl: Er besteht darauf, die Not zu beseitigen, selbst wenn der Moment dazu absolut nicht geeignet ist. Er verlangt hartnäckig nach der Gelegenheit zum Helfen.
Außerdem bewirkt er oft, dass sich andere schuldig fühlen – ein Handeln, das zerstörerisch wirkt und Gemeinschaften (Ehe, Lebens- oder Ordensgemeinschaft) zerbrechen lässt. 

Im Verborgenen. Wahres demütiges Dienen hat einen ganz anderen Stellenwert. Es wächst aus einer tiefen Beziehung zu Gott. Innerlich gemachte Erfahrungen werden in die Tat umgesetzt. Beim wahren Dienen ist es in der Regel immer möglich, kleine Dienste von den großen zu unterscheiden. Der Dienende scheint sich eher zu den kleinen Diensten hingezogen zu fühlen, weil er den Dienst als wirklich notwendig betrachtet. Er ist generell offen für alle Situationen des Dienens.
Wahres Dienen gibt auch im Verborgenen Zufriedenheit. Es sucht keine Aufmerksamkeit. Ihm reicht die göttliche Zustimmung völlig aus. Echtes Dienen wartet nicht auf den Erfolg. Franz von Assisi:“ Der Diener aller zu sein heißt, dass ich verpflichtet bin, allen zu helfen und ihnen die tröstenden Worte meines Herrn darzureichen.“
Echte Demut bringt sich ein, weil irgendwo eine Not besteht. Der Wille zum Dienen bestimmt die Gefühle. Es wird zum Lebensstil. Die Handlung erfolgt nach verankerten Verhaltensweisen angesichts menschlicher Notsituationen.
Wahres Dienen kann freundlich und geduldig zuhören und still warten. Ruhig und unauffällig sorgt es für die Bedürfnisse anderer. Es zerstört nicht, sondern baut auf, es belebt, bindet und heilt.  

Verwandelnde Haltung. Die Demut gehört zu den Tugenden, die man niemals dadurch empfängt, indem man nach ihr sucht. Je mehr wir sie anstreben, umso mehr entfernt sie sich von uns. Und wer sich für demütig hält, ist es sicher nicht.
Wir brauchen nicht abwarten und hoffen, dass uns die Demut eines Tages zufällt. Am ehesten wächst die Demut, wenn wir ganz bewusst unser Handeln auf den Vorteil anderer ausrichten und das möglichst im Verborgenen. Dann vollzieht sich eine tief greifende Veränderung in uns. Wenn wir uns der Schwächen unserer Mitmenschen annehmen, ihre Fehler übersehen, ihre guten Vorsätze stärken, sie lieben, uns an ihrem Wohlergehen freuen, ihre Freundschaft annehmen und die niedrigsten Dienste den niedrigsten Menschen tun. So wächst in uns die Gnade der Demut. Sie entwickelt sich, ohne dass wir uns dessen direkt bewusst werden. Wir erkennen in unserem Leben Freude und Frische und unser Handeln vollzieht sich in einem neuen Gefühl des Vertrauens. Wir leben in einem neuen Frieden ohne Hetze. Menschen, die wir früher beneideten, tun uns jetzt Leid, weil wir ihre Belastungen und Zwänge erkennen. Andere, die wir früher übersehen haben, fallen uns jetzt auf, wir entdecken ihre Liebenswürdigkeit. Mehr noch als die Verwandlung in uns selbst spüren wir eine tiefere Liebe zu Gott, eine neue Freude. Unsere Tage sind erfüllt mit Lob und Anbetung. 

Gefragt ist der Einzelne. In der Kirche gibt es das Gebet: „Herr, erneuere deine Kirche und fange bei mir an.“ Das Gleiche gilt für die Tugenden im Hinblick auf die Gesellschaft. Sie können nicht verordnet werden. Die Umsetzung erfolgt über den Einzelnen, wenn er sich treffen lässt von den Problemen unserer Zeit und anfängt, seine neuen Erkenntnisse in die Tat umzusetzen. Dass Einzelne etwas bewegen können, zeigt ein Blick in die Vergangenheit.  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

Das Wort Tugend wirkt verstaubt. Fragt man junge Menschen nach seiner Bedeutung, heben sie fragend die Schultern und schütteln den Kopf.

Der große katholische Theologe und Philosoph Thomas von Aquin nennt die Tugend eine Auszeichnung des Geistes, die ermöglicht, das Rechte zu tun. Edle Gesinnung und sachgerechtes Handeln verschmelzen nach seiner Definition der Tugend miteinander. Die Wesensverwandtschaft mit dem Guten erzeugt eine sittliche Sicherheit im Tun. Die Tugenden lassen eine geistliche und reife Persönlichkeit entstehen, die mit steigendem Lebensalter immer neue Bewährungen zu bestehen hat. Der Tugendhafte geht entschieden an einzelne Lebenssituationen heran und bestimmt so ihren guten Ausgang. So entstehen Beständigkeit und Verlässlichkeit als Vorbedingungen geistlicher und sittlicher Kultur. Sie tragen sicher, im Vertrauen auf Gottes Treue, durch unerwartete Lebenskrisen hindurch.

           Der Christ ist angesichts eines stattfindenden Wertewandels aufgerufen, Modellen einer Tugendethik zu folgen, die ein Leben unter den Bedingungen der Gegenwart gelingen lassen: Treue, Solidarität, Demut, Wahrhaftigkeit, Vertrauen, Gehorsam und Hoffnung auf die Zukunft. Schauen wir uns die Tugend des Gehorsams und der Demut näher an.

 

Gehorsam sein heißt Hinhören. Wenn von Gehorsam die Rede ist, denken die meisten Menschen in erster Linie an Befehle, die ausgeführt werden müssen. Aber diese Art von Gehorsam ist hier zunächst nicht gemeint.

Das Wort „Gehorsam“ weist in vielen Sprachen auf eine besondere Fähigkeit des Menschen hin: auf das Hören. Gehorsam kommt von Hören: In sich hineinhorchen, Ohren, Augen und Mund aufsperren. Im Gehorsam soll der Mensch sich als Hörender verstehen. Die Vorsilbe „ge-“ ist noch eine Verstärkung des folgenden Verbs. Wer „gehorcht“, hört also noch genauer hin - und handelt danach.

           Um in eine entsprechende hörende Haltung hineinzukommen, ist es erforderlich, dass ich schweige. Solange ich selber rede, kann ich nicht hören. Zuerst muss ich ruhig und leer werden, um mich dann neu füllen zu lassen. Allerdings gibt es Menschen, die nicht sprechen und dennoch gefüllt sind mit Wörtern, Bildern, Eindrücken und Träumen und so nicht zum Schweigen kommen. Wer Hörender werden will, ist aufgefordert, sich Raum zu schaffen für Stille und Schweigen, sich Gelegenheiten zu geben, die es ihm ermöglichen, in die Haltung des Hörens zu kommen. Dazu muss er Tun und Machen zurückstellen und jede Aktivität  unterlassen.

Schweigend kann ich in mich selbst einkehren und mich auf mich selbst verweisen lassen. Es ist kein Verstummen, sondern ein Empfangen. Ich setzte mich aus, ich lasse zu und riskiere mich. Ich horche, um das zu hören und zu tun, was Gott von und mit mir will.

 

Vertrauen und Verantwortung. Letztlich geht es um den Gehorsam vor Gott. Es ist eine allgemeine christliche Pflicht, als wirklich Glaubender auf Gott zu hören. Erst in dieser Glaubenshaltung kann der Mensch Gottes Willen erkennen. Sie führt mich zu einer befreienden Weite des Denkens und Vertrauens in die Macht des Guten. Das ganze Leben wird zur Antwort des Glaubens, wenn der Mensch weiß, dass Gottes Wille zugleich seine einmalige Liebe zu ihm ist.

Beim Gehorsam geht es zunächst darum, sich selbst so auszuhalten und zuzulassen, wie man ist. Es geht weiter darum, dass jeder in Beziehungen und Ordnungen steht und diese auch akzeptiert. Um den eigenen Weg gehen zu können, muss der Einzelne auch auf andere horchen. Er muss sich den Herausforderungen und Aufforderungen dieser Zeit öffnen. Gehorsam ist Aktivität; ein Hören auf die Signale dieser Zeit. Daraus kann die Bereitschaft wachsen, sich für die Welt zu engagieren und gegen alles zu kämpfen, was dem Leben entgegensteht. Gottes Willen zu gehorchen kann auch bedeuten, sich gegen Anerkanntes und Bewährtes zu stellen, wenn es die Situation erfordert.

Letztlich führt uns Gottes Willen zu der tiefen Sehnsucht, der oder die sein zu dürfen, als die wir von Gott gedacht sind.

Gleichzeitig hat jeder eine Verpflichtung gegenüber seinen Mitmenschen. Es gibt wohl kaum einen Menschen, der nicht in einer Über- oder Unterordnung steht, der nicht für andere Verantwortung übernommen hat oder anderen Verantwortung schuldig ist, sei es in der Familie, im Freundeskreis, in der Gemeinde oder am Arbeitsplatz.

 

Bereichernde Gemeinschaft. Echtes menschliches Miteinander vollzieht sich nur dort, wo wir aufeinander hören. Wenn jeder nur auf sich selbst hören würde, befände sich die Gesellschaft bald im größten Chaos. Wir müssen auf andere hören, nicht um deren Sagen zu übernehmen, sondern um ein Gespür zu entwickeln, wie wir mit unseren unterschiedlichen Ansichten und Bedürfnissen auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Wir brauchen die anderen Menschen, um festzustellen, wie es mit uns steht. Der andere ist eine wichtige Quelle der Selbsterkenntnis. Gehorsam meint also auch, sich auf die Gemeinschaft der Menschen einzulassen und die eigenen Bedürfnisse nicht absolut zu setzen, sondern in der Gemeinschaft ein eigenes Gut zu sehen, welches das menschliche Leben bereichert.

Gehorsam bedeutet auch ein gemeinsames Hinhören auf Gott, um zu begreifen, wo er uns in Familie und Gemeinde herausfordern möchte, wie wir konkret Antwort geben können auf die Forderungen unserer Zeit. Dazu gehört auch, dass wir neue Möglichkeiten auch in uns selbst zulassen, indem wir aufeinander hören. Wer gehorsam sein will, ist gefordert, neue Wege in der Verantwortung für unsere Welt zu beschreiten, sich an der Suche nach Ideen zu beteiligen, die in unserer Welt Wege des Miteinanders und der Verantwortung auftun.

 

Fundament Demut. In unserer Ellenbogengesellscha

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016