Der Rücktritt des Papstes
Den Rosenmontag, 11. Februar 2013, werden wir nicht so schnell vergessen. Seit dem Rücktritt von Coelestin V. im Jahr 1294 gibt erstmals wieder ein Papst sein Amt auf. Wie wird sich dadurch das Papsttum verändern?
Katholiken, die die Kirche als „Familie“ betrachten, waren am 11. Februar plötzlich ohne Vater, obwohl er noch lebte. Ist jetzt das Papstamt „entzaubert“, mehr zu einer Funktion geworden? Sind jetzt Rücktritte höchster Verantwortungsträger schneller möglich, werden sie gegebenenfalls erwartet?
Die Entscheidung von Benedikt XVI. ist durch das Kirchenrecht gedeckt: „Falls der Papst auf sein Amt verzichten sollte, ist zur Gültigkeit verlangt, dass der Verzicht frei geschieht und hinreichend kundgemacht, nicht jedoch, dass er von irgendwem angenommen wird.“ Aber der Rücktritt eines Papstes ist so neu, dass wir uns alle daran gewöhnen müssen. Welche Veränderungen sich für das Papsttum selbst, für Kirche und Welt daraus ergeben, ist noch nicht absehbar. Die Amtsführung des neuen Papstes wird dafür entscheidend sein.
Was bleibt von Papst Benedikt XVI. für das Papstamt? Papst Benedikt XVI. hat uns seit 2005 viel geschenkt. In seinen Ansprachen bei den Generalaudienzen jeweils am Mittwoch, besonders in denen über die Kirchenväter und die Heiligen, hat er wie ein guter frommer Pfarrer den Glauben vieler Menschen vertieft. Der Papst muss ein guter Seelsorger und Menschenfreund sein!
Die Enzykliken von Papst Benedikt XVI., insbesondere „Deus Caritas est“, sowie alle seine Schriften haben immer zum Zentrum unseres Glaubens, zu Jesus Christus, dem Ein und Alles der Kirche geführt. Beim Papst muss sich alles um Jesus Christus drehen!
Benedikt XVI. ist ein großer Theologe und Denker. Mit seinen zahlreichen Büchern und Schriften wird er über sein Amt und seine Lebzeiten hinaus der Nachwelt ein wertvolles geistiges Erbe hinterlassen. Der Papst muss ein guter Theologe sein!
Benedikt XVI. hat viele Reisen in alle Kontinente unternommen. Besonders die bedrängten Christen weltweit lagen ihm am Herzen. An die Christen in China schrieb er einen Brief und führte den Gebetstag für die Kirche in China ein. Der Papst muss ein Weltkirchenpapst sein, der die Einheit aller Ortskirchen wahrt und zugleich das Eigenleben der Diözesen weltweit fördert!
In seinem letzten Schreiben an die Weltkirche, in der Fastenbotschaft 2013, schreibt Papst Benedikt XVI.: „Das christliche Leben besteht darin, den Berg der Begegnung mit Gott immer wieder hinauf zu steigen, um dann bereichert durch die Liebe und die Kraft, die sie uns schenkt, wieder hinabzusteigen und unseren Brüdern und Schwestern mit der gleichen Liebe Gottes zu dienen“. Der Papst muss fromm sein, erfüllt von Liebe zu Gott und zu den Menschen!
Der Papst hat nach dem Neuen Testament vor allem drei Aufgaben: Wie Petrus zu bezeugen, dass Jesus „der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ ist (vgl. Mt 16,16). Die Brüder und Schwestern zu stärken im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe (vgl. Lk 22,32). Fels zu sein, der die Einheit der Kirche wahrt und alle Angriffe und jeden Schaden vom Glauben und Leben der Kirche abwehrt (vgl. Mt 16,18).
Wir dürfen gespannt sein, wie der neue Papst sein Amt ausführt und den Petrusdienst versteht. Wir begleiten ihn mit unseren Gebeten, damit er die Kirche kraftvoll leitet im Geiste des Zweiten Vatikanischen Konzils und dass auch der neue Stellvertreter Christi viel Segen Gottes in die Welt bringt.