Der Tod hat nicht das letzte Wort!

11. November 2024 | von

Der 13. Juli 1231 markiert den Todestag des hl. Antonius von Padua. Doch schon die unmittelbar darauf folgenden Tage machen deutlich: Er wirkt weiter. Es ist nicht einfach alles aus und vorbei! Somit wird seine Biografie auch zur Hoffnungsbotschaft für jeden Menschen.

Antonius ist tot. Diese Nachricht verbreitet sich damals wie ein Lauffeuer. Der wohl prominenteste Einwohner Paduas, ein über die Grenzen hinweg bekannter und geschätzter Prediger, ein einflussreicher Mitbruder im Orden, ein kirchenpolitisch gut vernetzter Priester und Ratgeber, ein nicht unmaßgeblicher Theologe – viele haben Grund, von seinem Tod betroffen zu sein, zumal vermutlich niemand wirklich damit gerechnet hatte. Zwar waren ihm die Strapazen seiner Fastenpredigtreihe des Jahres 1231 anzusehen, aber die Erholungszeit in Camposampiero war ja ganz bewusst gewählt, um wieder zu Kräften zu kommen. Nun das plötzliche Ende. – Aus und vorbei?

Wunder über Wunder
Zu beliebten Sprüchen auf Trauerkarten und in Todesanzeigen zählen Formulierungen wie „Und immer sind da Spuren deines Lebens…“ oder „In der Erinnerung lebst du fort…“. Eine Vergewisserung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist, sondern etwas weitergeht!
So ausführlich und dramatisch wie der Verfasser der Assidua eben noch den Trauerzug von Camposampiero nach Padua geschildert hat, wie anschaulich und herzergreifend die Totenklage: Bald schon schwenkt er um und berichtet, welch wundersame Dinge sich am Grab des Antonius zutragen. Er schreibt: „An jenem Tag wurden viele Unglückselige zum Grab des Heiligen getragen, die unter verschiedenen Krankheiten litten. Durch die Verdienste des seligen Antonius erlangten sie bald ihre Gesundheit wieder. Kaum dass es nämlich einem Kranken gelang, das Grabmal zu berühren, freute er sich schon bald daran, sich frei von jeder Krankheit zu fühlen. Und diejenigen, die wegen der großen Zahl von Kranken, die gekommen waren, nicht bis zum Grab gelangen konnten, hielten sich vor dem Eingang der Kirche auf und wurden vor den Augen aller auf dem Platz geheilt. Dort öffneten sich die Augen der Blinden, die Ohren der Tauben taten sich auf; dort sprang der Lahme wie ein Hirsch; die Zunge der Stummen löste sich und stimmte fließend und klar verständlich in den Lobpreis Gottes ein; dort erlangten durch Lähmung missgebildete Körperteile ihre normale Bewegungsfähigkeit wieder; auch Buckeligkeit, Gicht, Fieber und jede andere Krankheit verschwanden auf wundersame Weise. In einem Wort: Allen Gläubigen wurden die ersehnten Wohltaten gewährt. Männer und Frauen, die aus den unterschiedlichsten Teilen der Welt herbeigekommen waren, erfreuten sich an der von ihnen erbetenen Heilung.“

Wirken über den Tod hinaus
Wer diese Zeilen heute liest, reibt sich vielleicht verwundert die Augen. Allzu Unglaubliches wird da geschildert. Denn zum eigenen Erfahrungshorizont gehört wohl eher die Tatsache, dass nicht jedes Gebet so rasch erhört wird. Und man stelle sich die beschriebene Situation einmal bildlich vor: Plötzlich  sind alle rund um das Grab gesund und geheilt?! Zu schön, um wahr zu sein, und im Wortlaut dann vermutlich doch eher legendarisch übertrieben. 
Und dennoch hat der Biograf des hl. Antonius da mit Sicherheit Wahrheit eingefangen und beschrieben: Die Erfahrung der Menschen, dass der geschätzte Minderbruder aus Padua über den Tod hinaus wirkt. Dass er etwas bewegt. Dass er spürbar ist. Dass man auch jetzt noch auf ihn zählen kann, wo er keinen Impuls mehr in seiner Predigt gibt oder keinen guten Rat in der Beichte. Doch irgendetwas geht weiter. 

Ewiges Leben
Dass mit dem Tod nicht alles aus ist, dass der Mensch seine ewige Heimat bei Gott findet, das gehört zu den christlichen Grundüberzeugungen. Der Apostel Paulus schreibt aus diesem Glauben heraus an die von ihm gegründete Gemeinde in Thessalonich (Thessaloniki): „Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott die Entschlafenen durch Jesus in die Gemeinschaft mit ihm führen. … Denn der Herr selbst wird vom Himmel herabkommen, wenn der Befehl ergeht, der Erzengel ruft und die Posaune Gottes erschallt. Zuerst werden die in Christus Verstorbenen auferstehen; dann werden wir, die Lebenden, die noch übrig sind, zugleich mit ihnen auf den Wolken in die Luft entrückt zur Begegnung mit dem Herrn. Dann werden wir immer beim Herrn sein.“ 
(1 Thess 4,14.16-17)
Die Verheißung, eines Tages für immer beim Herrn zu sein, vermag über so manche Mühe der irdischen Existenz hinweg zu helfen. Sie kann aber auch trösten, wenn man geliebte Menschen gehen lassen muss – oder wenn wichtige Menschen aus dem Leben scheiden. Es ist nicht alles aus, sondern es geht weiter. 

Gnade über Gnade
Das Beispiel des Antonius macht deutlich: Das gilt nicht nur für eine jenseitige Existenz. Sondern auch hier unten auf der Erde geht etwas weiter. Antonius ist tot. Aber irgendwie lebt er doch, auch wenn er tot und mittlerweile begraben ist.  
Die Antonius-Biografie schildert ausführlich, in wie vielen Prozessionen die unterschiedlichsten Menschen herbeiströmen, um am Grab ihres neuen himmlischen Fürsprechers zu beten. Man meint fast, er zieht nun noch mehr Menschen an als zu seinen Lebzeiten: „Wie das strahlende Licht dieser Wunder sich verbreitete, so wuchs auch die Verehrung durch die Gläubigen. Und wie Gott ein neues Jerusalem erbaut, so steht dieses symbolisch für die Versammlung des zerstreuten Volkes Israel. Und in der Tat eilten die Leute aus dem Osten und Westen, aus dem Süden und Norden in geordneten Prozessionen herbei, und als sie die Wunder sahen, die vor ihren Augen dank der Verdienste des heiligen Antonius geschahen, da lobten sie mit der geschuldeten Ehrerbietung die Tugend seiner Heiligkeit.“ Was die Menschen hier am Grab erfahren, bleibt nicht folgenlos: „Und alle, die hierher gepilgert kamen, konnten mit ihren eigenen Augen und ohne den Schatten eines Zweifels die Wunder, die sich dank der Verdienste des seligen Antonius ereigneten, sehen und mit ihren Händen berühren. Sie waren erfüllt von der Hoffnung, die ersehnte Gnade zu erlangen, und beichteten den Brüdern, deren Zahl für eine so große Menge Menschen kaum ausreichte, ihre Sünden. Jene aber, die auf der Suche nach Heil gekommen waren, ihre Schuld aber verbargen, sie konnten auf dem Weg der Heilung nicht voranschreiten. Wenn sie aber, dann doch gebeichtet habend, zu ihrem Glück alle Schlechtigkeit hinter sich gelassen hatten, wurde auch ihnen vor aller Augen Gnade zuteil.“

Hoffnung
Allen Christinnen und Christen ist ewiges Leben verheißen. Gott will jeden Menschen die ganze Ewigkeit lang bei sich haben. Das ist eine Hoffnung, auf die man bauen kann. – Was das Nachwirken hier auf Erden betrifft, wird man nüchtern sein müssen. Nicht jeder wird Spuren hinterlassen wie Antonius. Nicht über jeden wird man auch in 800 Jahren noch sprechen. Nicht alles, was wir begründen, bauen und schaffen, wird Bestand haben. Und auch, wenn da Spuren bleiben: Irgendwann verwischen sie, werden allmählich vergessen, von anderen Dingen überlagert. Und dennoch gilt, dass kein Leben einfach folgenlos bleibt. Wir alle hinterlassen auf dieser Welt einen Eindruck – das ist Verantwortung, aber zugleich auch etwas, das größer ist als wir selbst und damit unsere Lebensspanne überdauert. Tröstlich, dass da etwas bleibt!

Zuletzt aktualisiert: 11. November 2024
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