Ein neues Buch von Br. Thomas

19. Juli 2021 | von

Wohl erst allmählich kommen die durch Corona gestoppten Pilgerströme nach Assisi wieder in Gang. Doch auch aus der Ferne kann man mit der Basilika San Francesco und der Botschaft ihrer Fresken in Verbindung bleiben – auch dank des neuen Buches von Br. Thomas, der sich vom Sendboten interviewen ließ.

Seit über zehn Jahren ist Br. Thomas Freidel, Mitglied der deutschen Ordensprovinz der Franziskaner-Minoriten, als deutschsprachiger Pilgerseelsorger in Assisi. Gemeinsam mit über 60 Brüdern lebt er im Sacro Convento. Vor wenigen Tagen ist sein neues Buch erschienen: eine 64-seitige Broschüre mit Erläuterungen zu den Fresken aus der Basilika San Francesco. Aus seiner langjährigen Erfahrung mit Führungen in der Basilika weiß er, dass viele Pilger und Touristinnen sich zu Hause gerne noch einmal tiefgründiger mit dem umfangreichen Bildprogramm der Grabeskirche des heiligen Franziskus beschäftigen wollen. Diese finden in der neu erschienenen Veröffentlichung nun eine informative Lesequelle.

Br. Thomas, du bist seit vielen Jahren Pilgerseelsorger in Assisi. Was ist das Besondere an diesem Ort und deiner Aufgabe?

Die Besonderheit ist zunächst natürlich die Nähe zu den Ursprungsorten der franziskanischen Bewegung und das Leben in unserer großen Konventsgemeinschaft mit über 60 Brüdern aus mehr als 20 verschiedenen Nationen. Die Aufgabe für uns besteht darin, den Menschen die Basilika San Francesco als einen Ort der Vermittlung der franziskanischen Botschaft zu erschließen. Die Begegnung mit Franziskus und Klara in Assisi setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Da sind zunächst die Lebensorte der beiden Heiligen, die mittelalterlich erhaltene Stadt und natürlich auch die herrliche Natur in der Umgebung. Die Grabeskirche des Franziskus bildet in ihrer Größe und reichen Ausstattung eine besondere Herausforderung, bei der ein wenig Erklärung und Einführung hilfreich ist. Dass man dem armen Minderbruder eine Grabeskirche ähnlich den Ruhestätten der Apostel in Rom erbaut hat, ist für viele zunächst befremdlich – die Botschaft dieses Ortes erschließt sich aber durch den genaueren Blick auf die mittelalterliche Architektur und Malerei. Natürlich gehören zu unseren Aufgaben auch die verschiedenen seelsorglichen Dienste, wie es an einem Wallfahrtsort typisch ist, bis hin zu ganz praktischer organisatorischer Hilfe in den Anliegen der Pilger und Touristen.

Jahr für Jahr begegnest du vielen tausend Besuchern bei Führungen in der Basilika. Was suchen Pilger und Touristen noch in der Stadt des hl. Franziskus?

Die Stadt hat seit jeher ein sehr vielfältiges Besucherpublikum, was auch für uns viel Abwechslung bei der Arbeit bringt. Neben den klassischen Pilgern eines katholischen Wallfahrtsorts ist Assisi auch Ziel von Christen verschiedener Konfessionen, was bereits vor dem Beginn der ökumenischen Bewegung der Fall war und durch den von den Päpsten geförderten Dialog der Weltreligionen in den vergangenen 30 Jahren noch erweitert wurde. Dazu kommen viele Jugendgruppen, oft auch von kirchlichen Schulen, dann natürlich die Kunstinteressierten, die von der mittelalterlichen Malerei begeistert sind, und in den letzten Jahren zunehmend Frauen und Männer, die sich zu Fuß auf den Franziskuspilgerweg durch Mittelitalien machen. Die Motivationen sind also sehr verschieden, aber allen ist irgendwie gemeinsam, dass sie in Franziskus eine Art Sehnsuchtsgestalt sehen, welche die grundlegenden Werte verkörpert, die viele Menschen auf der ganzen Welt verbindet: Die Spurensuche nach Gott, dem Ursprung und Ziel des Lebens, der Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit, die Verantwortung für Gottes Schöpfung.

Dein erstes Buch ist mittlerweile in der 9. Auflage erschienen, wurde auch ins Italienische übersetzt. Was hat dich bewogen, nun ein zweites Buch zu publizieren?

Ich kam nicht mit der Absicht hierher, zum Buchautor zu werden, zumal es bereits zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschichte und Bedeutung der Franziskusbasilika gibt. Von den Teilnehmern bei den Führungen kam aber immer wieder die Frage, ob man diese Erklärungen auch irgendwo nachlesen könne. Dadurch wurde mir bewusst, dass trotz der Fülle der vorhandenen Literatur eine Vermittlung der franziskanischen Botschaft noch fehlte, in dem Stil, wie das bei den Führungen unser Anliegen ist. So erschien 2012 der kleine Kunstführer „...und verkündet aller Kreatur...“ In den letzten Jahren wurde immer häufiger der Ruf nach einer etwas ausführlicheren Veröffentlichung laut, was nun mit dem neu erschienenen Band „San Francesco in Assisi. Die Botschaft des heiligen Franziskus in Bildern“ geschieht. Dieses zweite Buchprojekt gibt mir die Möglichkeit, noch weitere Inhalte – speziell aus den Fresken in der Oberkirche – weiterzugeben, für die oft bei einem Rundgang die Zeit fehlt.

Worum geht es in deiner neuen Broschüre „San Francesco in Assisi“?

Zunächst: Es ist verständlich, dass touristische Reiseliteratur oder Kunstführer nicht den Rahmen für eine Erschließung dieser Kirche vor dem Hintergrund der franziskanisch geprägten Theologie und Spiritualität bilden können. Dadurch geht aber ein wesentlicher Aspekt dieses Bauwerks verloren und genau da setzt dieses Buch an. Hauptbestandteile sind die Erklärung der Unterkirche als Grabesort des Heiligen und, zumindest in Ausschnitten, das zusammenhängende Konzept der Ausmalung der Oberkirche in seiner Verbindung der biblischen Heilsgeschichte mit dem Leben des Franziskus. Das Buch kann zur Vor- oder Nachbereitung eines Besuchs der Basilika verwendet werden, dank der beigefügten Schemata der Fresken dient es aber auch der Orientierung vor Ort. Erhältlich ist es selbstverständlich auch im neu restaurierten Klosterladen des Sacro Convento, im Innenhof hinter der Basilika.

 

San Francesco in Assisi
Die Botschaft des heiligen Franziskus in Bildern

Kunstverlag Josef Fink, 64 Seiten, kartoniert, € 10,00 (D),€ 10,30 (A), CHF 15,50.

Zuletzt aktualisiert: 19. Juli 2021
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