Ein Programm für den Sendboten

01. Januar 1900 | von

Zwei bedeutsame Ereignisse markierten den Abschluß der Hundert-Jahr-Feier unserer Zeitschrift: die Begegnung mit dem Papst in der Audienz am 21. November 1998 und die erstmalige Verleihung des internationalen Antonius-Preises am 7. Dezember. Das ist der Vorabend des Festes der Unbefleckten Empfängnis Mariens, mit dem auch die Reihe der Veranstaltungen zum 100. Geburtstag des Sendboten offiziell beendet wurde.

Lang ersehntes Treffen. Nach einer langen Vorbereitungszeit war der ersehnte Tag endlich da: Papst Johannes Paul II. empfing im Vatikan, in der Aula Pauls VI., zahlreiche Patres, Ordensbrüder und Journalisten des Sendboten, dazu die große Gruppe von zirka 600 Angestellten und Freunden des Sendboten, in Stellvertretung für die weltweite Antonianische Familie.
Anwesend war auch Pater Agostino Gardin, der Generalminister der Franziskaner-Minoriten. Diese franziskanische Ordensgemeinschaft betreut von Anfang an die Basilika des heiligen Franziskus in Assisi und des heiligen Antonius in Padua. Mit der Gründung des Verlages Messaggero haben die Franziskaner-Minoriten in Padua vor 100 Jahren ein Instrument der Evangelisierung und zugleich der Verbundenheit mit den Verehrern des heiligen Antonius geschaffen.
Anwesend war auch Pater Antonio Vitale Bommarco. Er ist jetzt Erzbischof von Görz (Gorizia) und leitete früher als Generaldirektor den Messaggero. Damals, am 3. Juni 1962, gab es bereits eine bewegende Begegnung der Leser unserer Zeitschrift mit dem Papst in der Peterskirche, es war der unvergeßliche Johannes XXIII.

Zeugnis christlicher Hoffnung. In seinem Grußwort an die Familie des Messaggero (Wortlaut siehe gegenüberliegende Seite) hat Johannes Paul II hat den unverwechselbaren Stil beschrieben, der die Zeitschrift von Anfang an vor anderen Publikationen auszeichnete.

Er betonte, daß die karitativen Initiativen des Sendboten dank der großzügigen Spenden aus der Antonianischen Familie verwirklicht werden konnten.

Der Papst zeigte auch den Weg in die Zukunft auf, geradezu ein Programm für den Sendboten: die Botschaft der christlichen Hoffnung überzeugend vorzutragen, im Dienst der Kirche für den Menschen einzutreten. Als Orientierung im hartumkämpften Dickicht der Medien soll die Zeitschrift eine vernehmbare Stimme sein, wenn darüber zu entscheiden ist, was dem Einzelnen und der Gesellschaft wahrhaft dienlich ist.

Erfordernisse der Zeit. Auf dem Areopag von Athen stellte sich der Apostel Paulus der Auseinandersetzung und dem Dialog mit der Kultur seiner Zeit. Der heilige Antonius hatte aufgrund seiner Studien und der mittelalterlichen Kultur das Werkzeug zur Hand, um den einfachen Menschen seiner Zeit die Frohe Botschaft Christi zu vermitteln.

Die Franziskaner von heute - und Sendbote des heiligen Antonius mit ihnen - befinden sich sozusagen auf dem Areopag unserer Tage. Sie sollen die Menschen von heute in einer aktuellen Sprache anreden. Gefordert sind dazu Treue, Kreativität und vor allem die Bereitschaft, sich von den Impulsen des Gottesgeistes treiben zu lassen.

Zum Abschluß der Audienz wurden dem Papst Geschenke überreicht: die Editionen der Sermones des heiligen Antonius und der frühen Biographien des Heiligen sowie eine Metalltafel, mit der Prägung der ersten Titelseite des Messaggero di Sant’ Antonio.

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Im folgenden also der Text der Papstansprache:

Jetzt wende ich mich an Euch, die Familie des Messaggero di Sant’ Antonio. Ihr begeht die Hundert-Jahr-Feier der Gründung Eurer Zeitschrift, die in der ganzen Welt verbreitet ist, und deren weiser und scharfsinniger Mitarbeiter mein geschätzter Vorgänger Johannes Paul I. gewesen ist.
Von Anfang an, im lang zurückliegenden Jahr 1898, wollte der Messaggero die Wundertaten des Herrn verkünden, nach dem Vorbild des heiligen Antonius, der in den Fußspuren des Seraphischen Vaters St. Franziskus die Worte des Evangeliums zu verkünden verstand, indem sein ganzes Leben zur Frohen Botschaft machte.
Der Bezug zum heiligen Antonius prägte auch den Stil der Zeitschrift. Nötig war eine faszinierende Sprache zusammen mit dem Zeugnis einer tätigen Caritas. So ist verständlich, daß Hand in Hand mit der Zeitschrift eine Kette großzügiger Solidarität und brüderlicher Hilfe für die Ärmsten und Bedürftigen entstanden ist, denn sie - so betonte der heilige Antonius von Padua - lassen sich eher von Taten als von Worten, eher vom Zeugnis als von Auslegungen überzeugen (vgl. Sermones II, 100).
Daraus entstand das wichtige Hilfswerk, das Antoniusbrot. Diese Initiative hat ihre Arbeit unvermindert fortsetzen können, selbst in den Jahren größter Not, wie zum Beispiel während der beiden Weltkriege. Im Laufe der Zeit vergrößerte sich das Hilfswerk zur heutigen Caritas Antoniana. Sie engagiert sich erfolgreich auf allen Kontinenten. Auf diese Weise erhalten die vom Leben Benachteiligten den Balsam mitmenschlicher Fürsorge.
Daß Ihr heute hierher gekommen seid, ist ein Ausdruck für Euren Willen, das bei der Gründung Eures Verlagswerkes versprochene Engagement zu erneuern und die Anliegen der Kirche zu verteidigen. Und dies besteht doch, so würde es der Apostel Paulus ausdrücken, in der Fähigkeit, die gesunde Lehre des Evangeliums überzeugend und einladend vorzutragen. Und genau dies wollte der Messaggero di sant’Antonio im Laufe seiner reichen Geschichte tun. Geholfen hat ihm dabei die franziskanische Geisteshaltung der Minderbrüder-Konventualen. Er sollte nach ihrer Vorstellung ein Instrument sein für die Evangelisierung, für Werke der Caritas und das Bindeglied zu den Verehrern des Heiligen von Padua. Ein Beweis für den Erfolg ihrer Idee ist, daß die Zeitschrift in acht Sprachen gedruckt und in 160 Ländern der Welt gelesen wird.

In der heutigen Zeit erhält dieses Engagement eine neue Dringlichkeit. Ihr seid aufgerufen, auf dem modernen Areopag der Massenmedien eine Begründung zu geben für die Hoffnung, die ihr in euch tragt (vgl. 1Petr 3,15). Wer die Anliegen der Kirche verteidigt, das gilt heute mehr denn je, verteidigt damit den Menschen.
In idealer Fortführung des Dienstes, den die Söhne des Poverello von Assisi in der Basilika des Heiligen von Padua ausüben, müßt Ihr in der Reihe derer stehen, die vor Euch das Evangelium des Lebens über Zeitschriften und Bücher verkündet haben. Dem Menschen, der heutzutage oft nicht mehr in der Lage ist, auf die Sinnfrage angemessen zu antworten, müßt Ihr Klarheit schaffen durch ein Wort, das reich ist an Hoffnung. Ihr helft bei einer Entscheidung, die von Weisheit getragen ist in der Alltäglichkeit der Existenz, das Gute zu wählen und das Böse zurückzuweisen.
Bei diesem Bemühen helfe und unterstütze Euch die Gnade des Herrn.
Euch Schwestern und Brüder, die Ihr zu mir gekommen seid, sage ich noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön. Die Jungfrau Maria begleite und schütze Euch - wir haben sie heute vor Augen im Mysterium der Darstellung im Tempel.
Von Herzen segne ich Euch und Eure Lieben, Eure Tätigkeiten und Projekte, die Ihr im Dienst der Kirche und der Armen verwirklicht.

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Premiere des internationalen Antonius-Preises

Für ihre friedenstiftende und humanitäre Arbeit erhielt die Ägidius-Gemeinschaft die höchste Auszeichnung des Antonius-Preises.

Hat der heilige Antonius in unserer heutigen Zeit noch Nachahmer?
Wie kommt seine Botschaft bei den modernen Menschen an?
Können die Massenmedien helfen, die christlichen Werte, die er uns verkündet hat, erfolgreicher zu vermitteln?

Anerkennung. Aus diesen Fragen heraus entstand die Idee, einen internationalen Antonius-Preis ins Leben zu rufen. Dahinter stand nicht die Intention, sich in die Reihe der mondänen Preisverleihungen des Literatur- und Filmgeschäfts zu fügen, vielmehr soll die Aktualität der christlichen Botschaft des Heiligen ans Licht der Öffentlichkeit gebracht werden.
Der im zwei-Jahres-Turnus verliehene Preis wird in vier Sparten ausgelobt:
Zeugnis in der Welt, Nächstenliebe, Kino, Fernsehen.
Der Preis wurde am 7. Dezember 1998 erstmals im Verdi-Theater in Padua verliehen. Die Ausgezeichneten erhielten kleine Bronzenachbildungen der berühmten Skulpturen Donatellos vom Hochaltar der Basilika.

Zeugnis in der Welt ist die bedeutendste Kathegorie des Antonius-Preises. Mit dieser Anerkennung soll eine Person oder eine Initiative ausgezeichnet werden, die sich international für den Frieden oder die Menschenrechte engagiert und so quasi das Werk des heiligen Antonius, Freund und Helfer der Armen, fortsetzt.
In die Jury wurde Chefredakteure von Tageszeitungen und Magazinen sowie von den großen privaten und öffentlichen Fernsehanstalten Italiens berufen.
Sie sollten eine Persönlichkeit auswählen, die in diesem Bereich Bemerkenswertes geleistet hat. In die engere Auswahl kamen fünf Namen, darunter auch Sister Helen Prejean, eine Ordensfrau, die in den USA für die Abschaffung der Todesstrafe kämpft. Die Patres des Messaggero di sant’Antonio und der Provinzminister P. Luciano Fanin haben den Preis des Zeugnisses an die Ägidius-Gemeinschaft vergeben. Ihre Begründung: Die Initiative hat auf internationaler Eben ein beachtliches soziales, politisches und religiöses Engagement bewiesen. In den vergangenen Jahren spielte die Gemeinschaft eine bedeutende Rolle bei der friedenstiftenden Vermittlung in vielen kriegerischen Konfliktsituation, besonders in Algerien, im Sudan, in Burundi und im Kosovo.

Ägidius-Gemeinschaft. Die Anerkennung wurde dem Präsidenten und Gründer der Gesellschaft, Professor Andrea Riccardi, von Pater Joachim Giermek, Vizegeneral der Franziskaner-Minoriten überreicht. Außerdem erhielt die Ägidius-Gemeinschaft von der Caritas Antoniana ein Preisgeld von umgerechnet 50.000 Mark, das in die Arbeit für die Armen fließen soll.
Die Ägidius-Gemeinschaft wurde 1968 in Rom gegründet. Sie zählt rund 20.000 Mitglieder, freiwillige Helfer, die sich in verschiedenen Ländern Europas für Menschen am Rande der Gesellschaft engagieren und in den Entwicklungsländern Hilfsprojekte in die Wege leiten. Die Bewegung fördert außerdem den Dialog zwischen den Repräsentanten der verschiedenen Religionen und die Aussöhnung zwischen verfeindeten politischen Lagern (ein großer Erfolg war die Mediation in Mozambique, aber auch die Vermittlungsbemühungen in Algerien sind erwähnenswert).
Prof. Andrea Riccardi erhielt 1997 den internationalen Friedenspreis der Methodisten. Seine Gemeinschaft wurde darüber hinaus für den Friedens-Nobelpreis nominiert.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016