Ein Wundertäter aus dem Libanon verblüfft Gläubige und Atheisten

25. Februar 2013 | von

Papst Paul VI. sprach ihn am Ende des Konzils selig und in seinem letzten Pontifikatsjahr heilig, den Maroniten-Mönch aus dem Libanon, Scharbel Machluf. Sein Leben auf dieser Erde war voll von außergewöhnlichen Ereignissen und unerklärlichen Phänomenen. Diese setzten sich auch nach seinem Tod im Jahr 1898 fort, im Umkreis seiner Grabstätte.



„Lebte er heutzutage, die Aufmerksamkeit aller Massenmedien wäre ihm sicher, die NASA würde sich mit ihm befassen, man unterzöge ihn einer Computertomographie wie bei den ägyptischen Mumien, seine DNA würde größtes Inter-esse wecken – ein solches Geheimnis umgibt ihn.“ So äußert sich die Schriftstellerin und Journalistin Patrizia Cattaneo über Scharbel Machluf, den Mönch aus dem Libanon. Sie will diesen Heiligen, der Bewunderer und Verehrer in der ganzen Welt hat, durch ihre Bücher bekannt machen, auch über die Internet-Seite www.charbelcenter.com in den Sprachen Italienisch, Französisch, Spanisch und Englisch.



GEPRÜFTE WUNDER

Zu Lebzeiten war der heilige Scharbel äußerst bescheiden und zurückhaltend, deshalb weiß man wenig über ihn. Die Dokumenta-tion für seinen Seligsprechungsprozess zeigt ihn als strengen Asketen und bedeutenden Mystiker, ausgestattet mit charismatischen Gaben wie Ekstasen, Visionen und Einblicken in das Innerste der Herzen.

„Seine Fähigkeit, Wunder zu wirken, verstärkte sich noch nach seinem Tod. An seinem Grab im Kloster des heiligen Maron in Annaya, etwa 60 Kilometer von Beirut entfernt, halten die auffälligen Phänomene bis heute an. Im Klosterarchiv stapeln sich Zehntausende von Briefen aus aller Welt, in denen Menschen bezeugen, wie sie auf die Fürsprache des heiligen Scharbel in ihren Anliegen erhört wurden und regelrechte Wunder erfahren haben. Der Nahe Osten durchlebt eine schmerzliche Zeit der Kriege, Attentate und des Hasses. Es scheint, als wolle der heilige Scharbel über seine Wunder die Bevölkerung auf die übernatürliche Wirklichkeit hinweisen. Die letzten ihm zugeschriebenen Wunder sind physikalisch nachprüfbar und werden damit für Theologen wie für Naturwissenschaftler interessant.“



WER IST DER HEILIGE SCHARBEL?

Patrizia Cattaneo widmet ihr neuestes Buch „Der heilige Scharbel, Sonne aus dem Orient“ (2011, in italienischer Sprache) dem großen Mystiker aus dem Libanon. Im Interview erläutert sie uns das Leben und die Wunder des Heiligen. „Der Maroniten-Mönch lebte in absoluter Verborgenheit. Er hinterließ uns keine Zeile, keinen Brief, keinen Gedanken, kein geistliches Tagebuch. Er ‚spricht‘ durch unzählige Wunder und sagt damit sehr viel.“

Was wissen wir von seiner Familie? „Geboren wurde er am 8. Mai 1828 als letztes von fünf Kindern der Eheleute

Antoun Machluf und Brigitta Al-Chidiac und getauft auf den Namen Yussef. Sein Geburtsort Bqa’ Kafra, ein Dorf im Libanon, liegt 1.800 Meter hoch, über dem ‚Heiligen Tal‘ mit den ältesten klösterlichen Niederlassungen jener Region. Der asketische Geist unzähliger Eremiten in jenen Grotten prägt das gesamte Tal.

Im Alter von drei Jahren verliert Yussef seinen Vater, der 1831 samt seinem Esel vom türkischen Militär eingezogen wird, um die Ernte des Emirs zum Hafen nach Byblos zu transportieren, wo ihn ein bösartiges Fieber dahinrafft. Die Mutter heiratet zwei Jahre später einen Kleinbauern, der dann Priester wird, mit dem Ordensnamen Abdel Ahad. Bei den Maroniten können verheiratete Männer Priester werden und als solche ihr Amt ausüben. Abdel Ahad wird Pfarrer von Bqa’ Kafra und auch Lehrer an der Dorfschule. Yussef war also Schüler seines priesterlichen Stief-vaters, eines sehr gebildeten und frommen Mannes.“



FLUCHT INS KLOSTER

Wann wurde Yussef Eremit? „Mit 23 Jahren. Bereits als kleiner Junge neigt er zu Kontemplation und Einsamkeit, geht oft zur Beichte und zur Kommunion, betet ohne Unterlass und trägt immer ein Gebetbuch bei sich. Täglich muss er die Kuh auf die Weide führen; doch zieht er sich von seinen Kameraden zurück, die wie er das Vieh hüten, um sich dem Gebet zu widmen. Seine Kameraden nennen ihn den ‚Heiligen‘. Zu seiner Kuh sagt er: ‚Warte, bis ich mit dem Gebet fertig bin, denn ich kann nicht gleichzeitig mit Dir und mit Gott sprechen, und er geht vor.‘ Mit 23 Jahren flieht er in den Konvent von Maifuk und wird Novize. Vergeblich versucht seine Mutter, ihn zurückzuholen.“

Wie kam Yussef zu seinem Klosternamen Scharbel? „Für sein neues Leben als Ordensmann wählt er den Namen eines Märtyrers aus Antiochien. Auf Syrisch bedeutet Scharbel ‚Geschichte Gottes‘. Im Kloster Maifuk lernt Bruder Scharbel die Regeln des Ordenslebens. Von den anderen Novizen unterscheidet er sich durch seinen beispielhaften Gehorsam. Aus Liebe zur Einsamkeit und zum Schweigen lässt er sich in den abgelegenen Konvent des heiligen Maron in Annaya versetzen.“



PRIESTER UND MÖNCH

„Nach seinen Feierlichen Gelübden schickt man ihn im Jahr 1853 zur Vorbereitung auf das Priestertum an das theologische Institut St. Cyprien in Kfifane. Hier ist er fünf Jahre lang Schüler des großen Theologen Nehmetalla Kassab al-Hardini (1808 bis 1858), der im Jahr 2004 zur Ehre der Altäre erhoben wird. Diese außerordentliche Persönlichkeit, von grenzenloser theologischer Kultur, übermittelt an Scharbel nicht nur eine tiefe Liebe zur Theologie, sondern vor allem die Liebe zu Gott und zum aszetischen Leben.

Nach seiner Priesterweihe am 23. Juli 1859 in Bkerke kehrt Scharbel zurück nach Annaya und verbringt dort 16 Jahre eines vorbildlichen monastischen Lebens, bei dem er sich den Ruf eines Heiligen verdient wegen seiner hervorragenden Tugenden und seines sprichwörtlichen Gehorsams. Im Jahr 1875 darf er sich als Eremit in das kleine Kloster der heiligen Peter und Paul bei Annaya zurückziehen, wo er die intensivsten Jahre seiner Verbundenheit mit Gott verbringt. Hier stirbt er an Heiligabend, dem 24. Dezember 1898.“



EIN REGEN VON WUNDERN

In Ihrem Buch berichten Sie häufig von außergewöhnlichen Ereignissen, die der heilige Scharbel gewirkt hat. „Es begann, als er Mönch in Annaya war. Einer seiner Mitbrüder fasst zusammen: ‚Was ich aus Heiligenbiografien kenne, ist unbedeutend gegenüber dem, was ich bei Pater Scharbel mit eigenen Augen gesehen habe.‘ Menschen verschiedener Religionen bitten ihn, ihre Felder, ihre Häuser, ihr Vieh, ihre Kranken zu segnen – und die Wundertaten regnen reichlich herab. Einmal befiehlt ihm der Obere, die Vorratskammer zu segnen, weil die Lebensmittel nahezu aufgebraucht waren – da füllen sich die Tongefäße mit Korn und Öl. Wenn Heuschreckenschwärme Verwüstung bringen, bleiben allein die vom Heiligen gesegneten Felder verschont. Sein Segen verhindert, dass die Seidenraupen-Zuchten eingehen; sie bedeuten die wichtigste Einnahmequelle für den Konvent und die Bevölkerung.“

Welche Tugenden und aszetische Praktiken waren für den heiligen Scharbel charakteristisch? „Ständig legte er sich Abtötungen auf: dauerndes Fasten, endlose Nachtwachen, Arbeit auch während der Krankheit, Nächte in der Kälte. Er nährte sich nur spärlich und schlief äußerst wenig, arbeitete aber hart auf den Feldern, wie Häftlinge in Straflagern. Geredet hat er nur aus Gehorsam oder wenn eine Notwendigkeit bestand, mit leiser Stimme, ohne den Gesprächspartner anzuschauen, die Kapuze immer über sein Gesicht gezogen, den Blick gesenkt. Den Konvent verließ er nur, wenn die Oberen ihm befahlen, Kranke zu besuchen oder Taufen und Beerdigungen zu halten. In Abwesenheit des Oberen gehorchte er jedem, der ihm einen Befehl gab. Nicht einmal der ärmste Notleidende hätte sein Essen, sein Bett oder seine Kleidung angenommen. Die heilige Messe war der Höhepunkt seines Tagesablaufs; darauf bereitete er sich lange und mit größter Sorgfalt vor. Er betete unablässig und verbrachte Stunden kniend vor dem Tabernakel.“



DIE WUNDER EXPLODIEREN

Was passierte nach seinem Tod? „Der Heilige verschied an Heiligabend des Jahres 1898. Seinem Grab auf dem Klosterfriedhof entströmte einige Monate lang jede Nacht ein helles, geheimnisvolles Licht, das im ganzen Tal zu sehen war. Elektrischen Strom gab es damals in jener Gegend noch nicht, so war dieses Schauspiel besonders beeindruckend und lockte viele Menschen an. Daher ließen die Mönche zur Sicherheit seinen Leichnam ins Innere des Konventes übertragen. Bei der Öffnung des Grabes war sein Leib noch ganz unversehrt und flexibel, wie bei einem Schlafenden. Seinen Poren entströmte eine rötliche Flüssigkeit, wie aus den Wunden einer lebenden Person. Dieses Sekret hatte eine außerordentliche Heilkraft. Das völlig unerklärliche Phänomen hielt 79 Jahre lang an, bis 1977, dem Jahr der Heiligsprechung.“

Doktor Georges Chokrallah, Zeuge beim Seligsprechungsprozess: „Nie habe ich einen ähnlichen Fall gesehen oder davon in einem medizinischen Buch gelesen. Aus wissenschaftlicher Neugier wollte ich das Geheimnis dieses Leibes und dieser Flüssigkeit entdecken, stellte 17 Jahre lang Untersuchungen an. Meine persönliche Meinung: Der Leib ist durch eine übernatürliche Kraft erhalten geblieben.“



SCHARBEL-JAHR 1950

„Im Heiligen Jahr 1950 öffnete man das Grab des Eremiten für die Verehrung durch die Gläubigen. Der Leichnam war noch beweglich und unversehrt. Von diesem Augenblick an ‚explodierten‘ die Wunder regelrecht; in zwei Monaten registrierte der Konvent mehr als zweitausend. Ein Priester kam als Pilger nach Annaya und schoss mit seiner Gruppe vor der Einsiedelei ein Erinnerungsfoto. Als er das Negativ entwickelte, entdeckte er eine zusätzliche Person auf dem Foto, die bei der Aufnahme nicht dabei war: der heilige Scharbel! Mitbrüder, die ihn noch gekannt hatten, konnten ihn identifizieren. Dieses Foto ist besonders wertvoll, da Pater Scharbel zu Lebzeiten nie fotografiert wurde.“

Kennen Sie Menschen, die vom heiligen Scharbel Wunder erfahren haben? „Einige. Der merkwürdigste Fall betrifft eine Frau aus dem Libanon, die jetzt 75 Jahre alt ist, mit Namen Nohad Al-Chami. Sie kann nicht lesen und schreiben, ist aber sehr gläubig. Am 9. Januar 1993 erlitt sie einen Schlaganfall: doppelter Verschluss der Halsschlagader, linksseitige Lähmung. Neun Tage lang Intensivstation im Krankenhaus von Byblos, wo man sich ihretwegen große Sorgen machte, da sie auf die Therapie nicht ansprach. Einen chirurgischen Eingriff schloss man aus, da er zu riskant erschien. Schließlich schickte man sie nach Hause. Nur mit größter Mühe konnte sie sprechen und sich bewegen. Nahrung erhielt sie über einen Strohhalm. Ihre Kinder riefen den heiligen Scharbel um Hilfe an und rieben den Hals ihrer Mutter mit einer Paste aus Erde und gesegnetem Öl vom Grab des Heiligen ein.“



VOM HEILIGEN OPERIERT

„Am Abend des 22. Januar sah Nohad im Traum zwei Mönche, umflutet von hellem Licht, die sich ihrem Bett näherten. Einer sagte: ‚Ich bin der heilige Scharbel und bin gekommen, dich zu operieren.‘ Nohad erschrak, aber der Heilige hatte mit dem Eingriff bereits begonnen. Während seine Finger ihren Hals aufschlitzten, empfand die Frau einen schrecklichen Schmerz. Schließlich schob ihr der heilige Maron, der andere Mönch, ein Kissen in den Nacken und half ihr, sich im Bett aufzurichten. Dann reichte er ihr ein Glas Wasser, das sollte sie ohne Strohhalm austrinken. Nohad zögerte, doch der heilige Maron sagte ihr: ‚Wir haben dich operiert. Jetzt kannst Du aufstehen, trinken und auch wieder laufen.‘

Da wurde die Frau wach und merkte, dass sie aufrecht im Bett saß, so wie im Traum. Ohne Schwierigkeiten stand sie auf, ging ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Sie sah zwei Schnitte von zwölf Zentimetern an beiden Seiten ihres Halses, chirurgisch vernäht, der Operationsfaden schaute noch heraus. Hals und Kleidung waren blutverschmiert. Schnell lief sie zu ihrem Mann und weckte ihn. Der sprang erschrocken aus dem Bett. Auch die Schwierigkeiten beim Sprechen waren verschwunden, Nohad konnte ganz normal erzählen, was vorgefallen war. Am Morgen ging sie mit ihrem Mann zum Kloster Annaya, dankte dem heiligen Scharbel und erzählte das Vorgefallene dem Oberen. Die Ärzte bestätigten ihr dann eine unerklärliche Heilung.“



VOM WUNDER ZUM GLAUBEN

„Blitzschnell verbreitete sich die Nachricht von diesem Wunder, die Leute strömten in ihr Haus. In der Sorge um ihre Gesundheit rieten ihr der Arzt und der Pfarrer, für einige Zeit zu ihrem Sohn zu ziehen. Doch der heilige Scharbel erschien ihr im Traum und ermahnte sie: ‚Weil Gott es so wollte, habe ich extra die Narben zurückgelassen, damit alle sie sehen können, besonders jene, die sich von Gott und der Kirche entfernt haben. Sie sollen wieder zum Glauben zurückfinden. So verlange ich von dir, an jedem 22. des Monats, dem Tag deiner Heilung, zum Einsiedlerkloster zu gehen und an der heiligen Messe teilzunehmen.‘ Seitdem kommt Nohad an jedem 22. mit ihrem Mann zum Einsiedlerkloster Annaya. Die Leute sehen an ihrem Hals die noch roten und blutigen Narben. Tausende von Pilgern jeder Religion, aus allen Teilen des Libanon und der Welt, erleben das. Aufgrund ihres Zeugnisses ereignen sich zahllose Bekehrungen.

Dieser aufsehenerregende Tatbestand ist von verschiedenen Ärzten untersucht worden. Im Jahr 2002 wurde eine Ultraschalluntersuchung der Halsschlagader vorgenommen, die zeigt, dass bei Frau Nohad wirklich ein beidseitiger chirurgischer Eingriff vorgenommen wurde, dass ihre Arterien in gutem Zustand sind und dass der Schlaganfall ihr Gehirn nicht geschädigt hat.“

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016