Eine Sakristei voller Kunst

19. September 2022 | von

Die Sakristei der Antonius-Basilika beherbergt antike und wertvolle Kunstwerke und Kultgegenstände. Aber sie bewahrt auch die Erinnerung an viele Priester aus der ganzen Welt, die hier gewesen sind, bevor sie die Heilige Messe in der Basilika zelebrierten.

Wie oft hat Papst Franziskus uns dazu aufgefordert, keine „Sakristeien-Religiosität“ zu leben. Und wie oft haben auch wir insgeheim die Sakristei als Symbol für eine bigotte Art des Glaubens angesehen, ein Mix aus Klerikalismus und Gerüchteküche. Aber die Sakristei selbst hat ja keine Schuld. Natürlich können ein Ort, Gegenstände oder Situationen nicht per se gut oder schlecht sein, sondern es ist der Zusammenhang, die jeweilige Situation oder der Gebrauch, den man von einer Sache oder einem Ort macht, der ihn gut oder schlecht für unser Leben sein lässt. Und die Sakristei ist eigentlich ein sehr ehrwürdiger Ort, man kann fast sagen, ein durch seine Aufgabe „geheiligter“ Ort: Hier bereiten sich die Zelebranten auf die Messfeier vor. Hier ziehen sie die Messgewänder an, konzentrieren sich in der Stille und bereiten sich und ihre Seele darauf vor, in der Liturgie zum Instrument in den Händen Gottes zu werden. Und es kommt sicher auch oft vor, dass sie mit den Ministranten und Messdienerinnen scherzen – den einzigen, die sich normalerweise außer den Priestern kurz vor Messbeginn in der Sakristei aufhalten. Die Sakristei ist ein wenig das „Herz“ jeder Kirche. Oder man könnte sie auch etwas salopp mit der Küche in einem Haushalt vergleichen, der Raum, in dem die Nahrung vorbereitet wird (das Wort und die Eucharistie), der Ort, an dem man sich gerne und wahrhaft begegnet mit Menschen, die einem nah sind.

Reichhaltige Kunstwerke

Natürlich hat auch die Antonius-Basilika ihre Sakristei. Sie ist groß, denn oft treffen hier Dutzende von Priestern aufeinander, die sich hier auf die besonderen Feiern und Hochämter vorbereiten. Und wie es in antiken Gotteshäusern üblich ist, findet man auch hier viele wertvolle Kunstwerke. Da ist zum Beispiel direkt über dem Eingangsportal eine Statue aus Carraramarmor des Bildhauers Giovanni Bonazza aus dem Jahr 1708, die den heiligen Antonius mit dem Jesuskind auf dem Arm zeigt. Oder ein kleines Flachrelief mit Franziskus und Antonius, ein Werk von Giovanni und Antonio Minello (Ende 15. Jahrhundert). Etwas jüngeren Datums sind zwei Fresken, datiert auf das Jahr 1518 von einem Maler aus der Schule des Gerolamo Tessari auf der Südseite, die den heiligen Antonius bei der Fischpredigt und das Wunder mit dem heilgebliebenen Glas zeigen. Oder das Fresko der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind zwischen dem heiligen Antonius und dem heiligen Franziskus aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in einer Lünette oberhalb einer Tür, die heute zugemauert ist. Auch die Decke ist wunderschön: Im Vorraum findet man Spitzbögen aus Terracotta, während die Rundbögen im Innenraum im Jahr 1655 von Pietro Liberi mit Fresken verziert wurden, die den heiligen Antonius mit der Jungfrau Maria und dem Jesuskind zeigen. Ein weiteres Schmuckstück in der Sakristei ist der wunderbar mit Intarsien geschmückte Wandschrank von Bartolomeo Bellano und Lorenzo Canozi vom Ende des 15. Jahrhunderts.

Internationaler Treffpunkt

Br. Ambrogio Gatti, der sich seit 2008 liebevoll um die Sakristei kümmert , vertraut uns an: „Der Dienst in der Sakristei ist eine sehr schöne Aufgabe, denn außer sich um die Vorbereitung der Messen zu kümmern, gibt er auch die Möglichkeit, vielen Menschen aus allen Teilen der Welt zu begegnen und Zeugnisse und Berichte über die großen Werke, die der heilige Antonius noch heute tut, zu erfahren.“ Und man kann darauf wetten, dass Br. Ambrogio in seinen fast 15 Jahren in diesem Dienst wirklich vielen Menschen begegnet ist, aber in seiner diskreten Art bewahrt er die Erinnerungen daran in seinem Herzen auf. Er sagt dazu nur: „In die Sakristei kommen nicht nur einfache Priester aus der ganzen Welt, jeder mit seinem ganz persönlichen Glauben, seiner Kultur und seinen Riten (und jeder von ihnen schätzt sich glücklich und fühlt sich sehr geehrt, in der Antonius-Basilika auf seine Art den heiligen Antonius zu ehren), sondern hier kamen im Laufe der Zeit auch verschiedene spätere Heilige vorbei, darunter Maximilian Kolbe, Leopold Mandic´, Papst Johannes XXIII., Papst Johannes Paul II., Papst Paul VI. Wir haben auch ein Register, in dem Menschen aus der Politik oder aus der Welt der Kunst unterschreiben, wenn sie hier waren: Jeder hinterlässt immer gerne ein paar Worte oder Gedanken für den heiligen Antonius.“

Wahre Schätze

Und Br. Ambrogio weiß weiter zu berichten: „Wenn man über die Sakristei einer Kirche spricht, denkt man wohl immer an die Priester, die sich dort die Messgewänder anziehen, aber die Sakristei der Antonius-Basilika ist anders. Natürlich bewahren auch wir hier die Messgewänder auf, aber Priestern und Besuchern fällt sofort die feierliche Atmosphäre auf und sie sind fasziniert von den Gemälden, dem Deckenfresko oder den Intarsien auf dem Wandschrank, die franziskanische und paduanische Heilige zeigen. In der Sakristei werden außer den liturgischen Gewändern auch wertvolle Stickarbeiten wie Altartücher aufbewahrt, die zu besonderen Anlässen verwendet werden und wahre Kunstwerke sind. Wir haben sogar einen sehr wertvollen Ornat, der von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia bestickt wurde. Der Grund dafür, dass sich in der Sakristei solch kostbare Dinge befinden, liegt darin, dass hier bis zur Fertigstellung der heutigen Schatzkapelle im Jahr 1745 die Reliquien des heiligen Antonius und anderer Heiliger aufbewahrt wurden.“ Die Sakristei der Antonius-Basilika ist also ein echter Schrein voller Schönheit und Kunst. Aber auch der Menschlichkeit der Menschen, die sie mit starken Gefühlen betreten, um sich für ihren Dienst am Altar, an der Seite des heiligen Antonius, vorzubereiten und denjenigen, die sich schlicht, aber voller Ehrfurcht und Liebe um diesen besonderen Raum kümmern.

 

Zuletzt aktualisiert: 26. September 2022
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