Gelungener Auftakt

18. September 2008 | von

 Würdenträger und Vertreter verschiedener Institutionen der Stadt Padua waren der Einladung des Messaggero di Sant’Antonio gefolgt, um sich über den Charakter der bevorstehenden Antoniuspreisverleihung 2008 sowie ihren Verlauf zu informieren. Dank Padre Danilos Warmherzigkeit wurde die Präsentation ein locker-herzliches Beisammensein.


Vielleicht erinnern Sie sich noch an unseren Bericht über die letzte Preisverleihung, im Jahr 2006. Ausgezeichnet wurde damals auch der deutsche Film „Sophie Scholl – Die letzten Tage", mit Marc Rothemund als Regisseur und Julia Jentsch als Hauptdarstellerin. Eine abendliche Feier auf dem Vorplatz der Antonius-Basilika, deren Fassade als eindrucksvolle Kulisse. Für 2008 wurde der 14. November, ein Freitag, als Termin gewählt. Und die Feier findet in der Basilika selber statt, sozusagen in Sichtweite des Grabes des heiligen Antonius.



Stadt und Santo. Damit soll die Verbundenheit des Verlags Messaggero mit der Antonius-Basilika besonders deutlich werden. Zugleich ist beabsichtigt, die Stadt Padua mit ihren Behörden, ihrer Verwaltung und ihren Institutionen stärker einzubinden. Der heilige Antonius, aus Portugal stammend, ist auch international zum Synonym für Padua geworden. Wer den heiligen Antonius nennt, in welcher Sprache auch immer, fügt „von Padua" hinzu. Dies gilt verständlicherweise nicht für die Portugiesen und für die mit ihnen sprachverwandten Brasilianer, für sie ist es Antonius von Lissabon. Die Paduaner selber freilich nennen unseren Heiligen überhaupt nicht beim Namen, er ist für sie einfach „il Santo", der Heilige, und jedes Kind in Padua weiß, wer gemeint ist. Scherzhaft verweisen Fremdenführer darauf, dass Padua eine Wiese ohne Gras hat (den großen Platz Prato della Valle = Wiesental), ein Café ohne Türen (das Café Pedrocchi im Stadtzentrum neben der Universität hat erst seit kurzem schützende Glastüren) und eben einen Heiligen ohne Namen.



Herzlichkeit im Konferenzraum. In der ersten Septemberwoche, unmittelbar nach den Betriebsferien des Verlags Messaggero im Monat August, habe ich in Padua miterlebt, wie geradezu strategisch die Verleihung des Internationalen Antoniuspreises 2008 vorbereitet wurde. An 54 Persönlichkeiten und Institutionen der Stadt Padua hatte man für Mittwoch, den 3. September, Einladungen verschickt, um ihnen Ablauf und Charakter der Feier im November vorzustellen. Fast alle haben zugesagt oder schickten wenigstens einen Vertreter. So versammelten sich um 11 Uhr vormittags im kleinen Saal des Messaggero die Vertreter der Diözese Padua, Bürgermeister und Stadtverwaltung, Schulbehörden, Kulturverwaltung, sogar hohe Dienstgrade von Polizei und Militär in ihren stolzen Uniformen. Dazwischengestreut wir bescheidenen Minoriten in unseren sauber gebürsteten schwarzen Habiten.



Pater Danilo Salezze, Generaldirektor des Verlags Messaggero, ist ein Naturtalent, wenn es darum geht, ganz schnell eine ungezwungene, herzlich-familiäre Atmosphäre zu schaffen. In meiner Phantasie habe ich mir ausgemalt, wie wohl Jesuiten eine solche Zusammenkunft aufziehen würden: streng, sachlich, distanziert – so stelle ich mir das vor. Bei Padre Danilo fühlte sich jeder im Raum sofort wie zu Hause. Und damit hatte er diese wichtigen Leute schon gewonnen.



Präsentation. Am Konferenztisch saßen neben Padre Danilo noch der stellvertretende Bürgermeister von Padua, Signor Claudio Sinigaglia, dann der Rektor der Basilika, P. Enzo Poiana, und natürlich vom Messaggero noch P. Mario Conte, der die Preisverleihung insgesamt zu organisieren hat, sowie P. Luciano Segafreddo, der das Treffen mit den Schulen von Padua im November einfädeln wird (er hat übrigens seine theologische Ausbildung an der Universität Würzburg absolviert und spricht gerne und gut Deutsch). Den Konferenzraum dominiert ein Gemälde, das in Lebensgröße Padre Placido Cortese zeigt, der von Februar 1937 bis November 1943 Direktor des Messaggero war. Im Oktober 1944 wurde er von Faschisten aus der Antonius-Basilika entführt, in Triest im Gestapo-Bunker gefoltert und anschließend umgebracht. Im Auftrag des Vatikans hatte er mitgeholfen, Engländer und Juden ins sichere Ausland zu bringen. Sein Seligsprechungsverfahren läuft. In unserer Reihe „Minoriten – Vorbilder und Zeugen" wird noch über ihn zu lesen sein.



Preisverleihung im Überblick. Der Internationale Antoniuspreis wird in vier Kategorien verliehen: Lebenszeugnis, Solidarität, Film und Fernsehen. Die vollständige Liste der Preisgewinner wird erst auf einer Pressekonferenz am 14. November in den Räumen von Radio Vatikan in Rom veröffentlicht. Bereits bekannt ist das amerikanische Ehepaar Michael und Susan Borden aus Wisconsin, die 1997 den „Saint Anthony of Padua Charitable Trust" gegründet haben, zur Sammlung von Geldern für Völkerschaften, die unter Hunger, Krankheit und Wohnungsnot leiden (Preis Solidarität). Den Preis Lebenszeugnis erhält Familienvater Gregoire Ahongbonon aus Benin, der 1983 in Bouakè den Verein St. Kamil von Lellis gegründet hat zur Aufnahme Geisteskranker aus afrikanischen Dörfern, da diese in ihren Familien wie Dreck behandelt werden. Padre Danilo zeigt auf, wie im Laufe der Jahre aus dem Messaggero die Idee der Institution Caritas Antoniana geboren wurde. Das Jubiläumsjahr 1995 (Antonius lebte 1195 bis 1231) war geprägt vom Motto „Antonius: Evangelium und Caritas." So wird die Caritas Antoniana zum tatkräftigen Arm des Evangeliums der Liebe. In diesem Jahr sind die Kinder in den Wellblechhütten an der Peripherie von Manila auf den Philippinen im Blick, wo aus den Spenden an die Caritas Antoniana für sie ein großes Schulzentrum errichtet wird.



P. Luciano Segafreddo beschrieb, auf welche Weise die jungen Menschen der Stadt Padua in die diesjährige Verleihung des Internationalen Antoniuspreises einbezogen werden sollen. Am Morgen des 14. November, also vor der abendlichen Feier in der Basilika, gibt es eine Veranstaltung für Jugendliche im Conservatorio Pollini. Zu erleben sind dort der Schriftsteller und Friedensstifter Ernesto Olivero, der mit einem Sonderpreis ausgezeichnet wird, sowie Gregoire Ahongbonon aus Benin, der den Solidaritätspreis erhalten wird. Moderiert wird diese Veranstaltung für die Jugend von Moreno Morello, der ihre Sprache spricht und ihren Stil trifft – für Italiener eine Attraktion.



Padre Danilo warb besonders dafür, die Preisverleihung im November als ein gemeinsames Unternehmen von Messaggero, Antoniusbasilika und der Stadt Padua zu verstehen. Verstand und Gefühl sollten angesprochen werden. So waren alle Teilnehmer anschließend zu einem rinfresco, einem Stehempfang in das Parterre der Villa Tron eingeladen. Dort haben die Patres, die im Messaggero arbeiten, ihren Konvent. Villa Tron liegt gleich gegenüber dem Verlagsgebäude, man muss nur die schmale Via Orto Botanico überqueren.



Häppchen und Rosen. Als einziger Deutscher in der Runde habe ich wieder einmal über das Organisationstalent der Italiener gestaunt. Um 10 Uhr standen nur drei kahle Tische dort, wo der Stehempfang sein sollte. Um 12 Uhr waren ausreichend Häppchen für alle Teilnehmer vorbereitet; für den laufenden Bedarf wurden weitere frisch hergerichtet; Getränke wurden mit Grazie serviert – ein wohlklingendes Summen und Stimmengewirr war der untrügliche Indikator dafür, dass sich alle wohl fühlten.



Eine besonders gute Figur gaben die Damen aus den Büros des Messaggero ab. Es sind meist junge Mütter, die ihre Babies in der betriebseigenen Kinderkrippe des Verlags abgeben können. Man spürt es bei jedem Handgriff, dass sie zu Hause mit vielen praktischen Aufgaben schnell klar kommen müssen. Natürlich hatten sie sich ein wenig in Schale geworfen – eine treffliche Verbindung von Eleganz und praktischer Begabung. Schön fand ich es auch, dass sie ganz am Ende, als die Gäste bereits davonchauffiert worden waren, sich die herrlichen Rosen aus den Blumengestecken auswählten, die sonst von der Cateringfirma lieblos entsorgt worden wären. Ein kurzes Zögern bei diesem „Blumen selber pflücken" gab es nur, als jemand in den Raum rief: Die könnte man ja auch vor die Statue der Madonna stellen.







 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016