Gottes Geschenkpaket für alle
Es steckt ein Zauber in dieser Nacht, ein Zauber, der aus dem Geheimnis kommt. WEIHNACHT! Erfinderisch suchen wir nach Überraschungen für eine schöne Bescherung. Und plötzlich machen sich viele Menschen aus der warmen Wohnzimmerweihnacht spät am Abend auf und gehen in eine kalte Kirche. Warum dies alles?
Vielleicht gehen die Menschen hinaus in die Kälte der Christnacht aus der Ahnung heraus, dass die schönste Bescherung noch aussteht? Die Krippe! – Gottes Geschenkpaket für alle. Krippe? Was für eine Bescherung! Oh ja, die Krippe deutet Gottes Geschenk aus. Ihre Botschaft an die frommen Betrachter:
Da – der JOSEF. JOSEF, ein Sammelname für dich, mich und jeden Menschen, stellt einen Menschentyp vor, der seit Weihnachten sein darf. Was für ein Geschenk! Ein Mensch, der nichts versteht von Gott. Oft steht er abseits, den Kopf in die Hand gelegt, zeigt mit gestrecktem Finger an die Stirn, als möchte er sagen: Wer soll das begreifen? Aber er lässt sich ein und macht mit. Man muss im Leben nicht alles verstehen. Wer nicht ins Geheimnis des Lebens fallen kann, zerfällt jämmerlich daran.
Da – MARIA. MARIA, ein Pseudonym für dich und mich, ein Menschentyp, der seit Weihnachten sein darf. Was für ein Geschenk! Ein Mensch, der etwas vom geheimnisvollen, stillen Dienst am Leben versteht. Wenn das Leben in die Welt und dann immer wieder auf die Beine kommen soll, muss es empfangen, getragen, geboren werden. Jeder Mensch ist gedacht als Hebamme fürs Leben. Solcher Lebensdienst ist immer sehr demütig, macht klein und gehorsam. Alles macht Gott, aber eben nicht alles allein. Gott kommt durch Menschen zum Menschen.
Da – der HIRTE. In diesem Begriff HIRTE ist ein Menschentyp entworfen, der seit Weihnachten sein darf. Was für ein Geschenk! Ein Mensch, der nichts taugt, wird zum Adressat Gottes; ausgerechnet ein Hirte für ausgerechnet diesen Gott. Die Welt von damals hält den Atem an. Wie, Hirten erst kund gemacht? Diese Typen von damals waren gefürchtet; sie hatten nichts mehr zu verlieren, darum war ihnen auch alles zuzutrauen. Bagage – fort! Und sie sind die ausgesuchten ersten Gratulanten.
Man kann wohl über den Zauber nicht sprechen wie über eine physikalische Versuchsanordnung. Wir suchen zum Zauber eine Entsprechung. Und dann kommt es uns bisweilen, Lieder zu singen, die wie ein Applaus ans Leben sind. Es gibt aber auch Lieder, die wir singen mit tränenden Augen. Sie kommen aus der Kraft eines Glaubens, der die Mächtigkeit der Empfindungen übersteigt. Und dann gibt es Lieder, wie Monumente in die Erde gerammt: Trotzlieder, voller Leidenschaft trotzen sie dem verzagten Herzen eine Antwort ab. Ein solches Weihnachtslied kennen wir seit alters.
Transeamus usque Betlehem / ire – eamus! Lasst uns gehen! Wer in dieses Festgeheimnis hinein kommen will, muss sich hinaus bewegen aus dem Trott der Allerweltsweisheit, denn der Trott macht gleichgültig und kurzsichtig! Trans – transeamus! Lasst uns hinüber gehen! Wer nach Weihnachten kommen will, muss Dimensionen überschreiten und sich dabei oft auch hi-nüberkämpfen in die Überraschungen Gottes. Hinüber über die satte Zufriedenheit, denn sie macht bedürfnislos. Hinüber über die lautstarke Mauer der Nur-Erfahrung, denn sie macht hoffnungslos.
Usque Betlehem – weiter bis nach Betlehem! Betlehem ist das Haus, wo es Brot gibt. Brot – nicht Kuchen, nicht Pralinen, nicht Surrogate aus Apotheke oder Spirituosenecke. Brot. Weißt du, was Brot ist? Frag’ nicht die Kinder auf dem Pausenhof der deutschen Schulen. Frag’ einen Hungrigen, frag’ einen Kriegsgefangenen. Sie wissen: Brot ist Leben. Dieses Brot kann uns so verzaubern, dass es fortan keine Leute mehr gibt, sondern Menschen, dass wir mit dem Herzen zu sehen beginnen. Wir können Gräben überwinden, um zueinander zu kommen, wir steigen vom hohen Ross, um auf Augenhöhe zu kommen mit Gott. Welch ein Zauber der Weihnacht! Verwandelte Menschen für eine immer zu verwandelnde Welt.