Liebe Freunde!
Würde uns die Aufgabe gestellt, eine spirituelle Landkarte zu zeichnen, mit Gipfeln, Straßen und Hauptstädten der geistlichen Welt, würden wir Assisi als eines der größten Zentren hervorheben und seine Zufahrtswege ganz dick markieren. So floss auch im vergangenen Sommer, ganz ohne Aufhebens und von den Massenmedien unbeachtet, neben Pilgern und Touristen ein breiter Strom junger Menschen in Richtung der Stadt unseres Bruders Franziskus.
Während zweier Treffen – vom 12. Bis 19. August für junge Menschen, vom 5. bis 9. September für Jugendliche – besuchten Hunderte die franziskanischen Stätten, meditierten die evangelischen Seligpreisungen und blickten in den Seelen-Spiegel Franziskus, um besser verstehen zu können, was sie in ihrem Herzen tragen und was Gott von ihnen will. Herr, was soll ich nach Deinem Willen tun? – so fragte einst auch der junge Franziskus.
Die Suche und Unruhe, die diese Jugendlichen umtreibt, ist oft verworren und unbeständig. Ihr Aufbruch nach Assisi ist aber unübersehbares Zeichen dafür, dass der Poverello mit seiner authentischen christlichen Haltung immer noch zieht.
Er beweist uns auch, dass seine Entscheidung für das Evangelium keineswegs überholt ist. In unserer Serie zur franziskanischen Spiritualität entdeckt uns P. Anselm Kraus dieses Geheimnis von Franziskus’ fortwährender Faszination und Aktualität: Er schuf Raum in seinem Leben für Gottes Geist. Er ließ sich von ihm in seinen persönlichen Exodus führen, er verließ die Welt der Selbstsuche, um wieder unter die Menschen zu gehen und als Jünger Jesu in Armut und Demut zu leben.
Für die Gesellschaft war es eine Überschreitung ihrer Konventionen und viele, die ihn kannten, wunderten sich sehr. Heute kann er mit seinem Beispiel jungen Menschen den Weg zu einem authentischen und tiefen Leben in Freiheit weisen.
Mit dem Thema dieses zweiten internationalen Jugendtreffens Giovani verso Assisi regten die Veranstalter die Teilnehmer an, über diesen Weg des Franziskus nachzudenken: Wahre Freude bewege die Welt. Alle suchen Freude in dieser Welt, doch es geht darum, die wahre Freude zu erkennen, jene Freude, die die Kraft hat, brüderliche Haltung zu stiften und die Welt menschenwürdig zu gestalten.
Nicht die Masseneuphorie bei Konzerten von Rockgrößen oder die Begeisterung über den Sieg der eigenen Fußballmannschaft können diese wahre Freude vermitteln. Auch Franziskus fand sie erst nach einer langen und harten Suche: angefangen mit den Festen seiner Jugend bis hin zum Lob Gottes für seinen Bruder Tod.
Auf dem Berg Verna antwortete Franziskus auf eine Frage seines Freundes und Mitbruders Leone mit dem wunderschönen Lobpreis Gottes. In diesem Gebet enthüllt er uns die Quelle der wahren Freude: Du bist die Freude, Du bist unsere Hoffnung und Fröhlichkeit, singt er seinen Dank an den heiligen und allmächtigen Gott, den er in einem Atemzug nennt mit Liebe, Minne, Demut.
Liebe Freunde des Sendboten, ich wünsche Ihnen, dass Sie im Gedenken an unseren Heiligen aus Assisi, dessen Fest wir in diesem Monat feiern, und an seinen Schüler Antonius Freude und Kraft für ihren Alltag schöpfen. Pace e bene