Liebe Freunde!
Diese Ausgabe des Sendboten trägt ein bedeutungsvolles Datum mit Signalwirkung: Januar 2001, der Beginn eines neuen Jahrhunderts und Jahrtausends. Wir haben uns voller Erwartung auf diesen Zeitpunkt, mit dem das dritte Jahrtausends christlicher Geschichte anbricht vor allem durch die Feier des großen Jubiläumsjahres vorbereitet. In unserem Kalender markiert dieses Datum eine entscheidende Phase, die Eröffnung einer neuen Zeit, mit all den Hoffnungen und Träumen, die wir ganz spontan mit einem Neubeginn verbinden.
Wir sollten durchaus auch einmal einen Blick auf ganz anders angelegte Kalender werfen. In unserer Epoche, in der sich Kulturen und Traditionen weit voneinander entfernter Völker treffen, müssen wir uns angewöhnen, die Welt aus anderen Blickwinkeln, mit den Augen der anderen zu betrachten. Ein Blick, der den außergewöhnlichen Charakter dieses Zeitpunktes relativiert. Im islamischen Kalender finden wir beispielsweise dem 1. Januar unserer Zeitrechnung entsprechend den 5. Shawwal 1421, im jüdischen Kalender den 6. Tevet 5761, der chinesische Kalender würde uns den 7. Tag des 12. Monats des Jahres des Drachens anzeigen und so fort. Werktage, die im Jahreskreis nicht herausragen. Es gibt also in der Chronologie keine vereinheitlichende Übereinkunft. Wie die jüdische Zeitrechnung mit der Erschaffung der Welt beginnt, und der islamische Kalender sich auf das Jahr der Emigration des Propheten Mohammed aus seiner Heimatstadt Medina bezieht, so steht am Beginn unserer Zeitrechnung die Geburt Jesu. Wir, seine Jünger, glauben, dass damals eine neue Ära in der Geschichte der Menschheit angebrochen ist. Und das Licht dieses Ereignisses wirft seinen Strahl auch auf die Vergangenheit und auf die Zukunft, auf den leidvollen Weg der Menschen vor und nach Christus.
Wir müssen immer wieder zu Christus zurückkehren, um von der Frische des Anfangs zu tanken und Energie für einen neuen Abschnitt unserer gemeinsamen und persönlichen Geschichte zu schöpfen. Im ersten Brief an die Korinther (10,4) schreibt der Apostel Paulus, dass die Israeliten beim Auszug aus Ägypten kosten durften von einem ... gottgeschenkten Trank; denn sie tranken aus dem lebenspendenden Felsen, der mit ihnen zog. Und dieser Fels war Christus.
Christus ist für jeden Menschen der Fels, aus dem, unverzichtbar, das Wasser des Lebens quillt, und diese Quelle ist uns immer nahe. Sie weist uns auch den rechten Weg, denn Christus selbst ist der Weg. Karl Valentin erzählt in einer seiner skurrilen Geschichten, dass er beim Busfahren eines Tages einen Mann gefragt hat: Könnten Sie mir bitte sagen, wohin ich fahren wollte?
Diese Frage bringt uns zum Schmunzeln und doch müssen wir zugeben, dass – trotz all der vielen Reisen und hektischen Umzüge von Stadt zu Stadt – es nicht immer klar ist, wohin wir Menschen letztlich gehen wollen: Richtung Leben oder Tod.
Liebe Freunde der Antonianischen Familie, die Brüder der Basilika und ich wünschen Ihnen, dass Sie auch in den Seiten unserer Zeitschrift und im Gedenken an den heiligen Antonius eine Hilfe finden, um neue Hoffnung und Kraft zu schöpfen, um als Jünger Jesu den Weg zu gehen, den uns diese neue Zeit eröffnet. Mit dem franziskanischen Gruß Friede und Heil verbleibe ich