Liebe Freunde!
Liebe Freunde!
Gerne hätten wir das neue Jahr unter einem helleren und klareren Himmel begonnen und Kriegsereignisse, Terrorismus, Ungerechtigkeit und Gewalt, die das vergangene Jahr so bedrückend machten, wie Stürme einer wirklich abgeschlossenen Vergangenheit hinter uns gelassen. Aber die Zeit, die wir uns erträumen, ist noch nicht angebrochen. Und es steht uns nicht zu, die Zeit zu wählen, in der wir leben wollen. Das musste auch der Protagonist von Tolkiens außergewöhnlichem Roman “Der Herr der Ringe“ erfahren. In ihm antwortet der Weise Gandalf dem kleinen Frodo, der sich beschwert, dass er mit einer so aufreibenden Mission betraut wurde: “Das tun alle, die solche Zeiten erleben, aber es liegt nicht in ihrer Macht das zu entscheiden. Du musst nur entscheiden, was du mit der Zeit anfangen willst, die dir gegeben ist.”
Wir alle sind in den Kampf zwischen Gut und Böse involviert und sind immer wieder auch dem Risiko ausgesetzt, von dem “Dunkel“ erfasst zu werden, das sich weiterhin ausbreitet, Sklaven des Bösen zu werden, jeglicher menschlichen Schönheit und Würde beraubt. Das ist jedoch nicht unser unausweichliches Schicksal: Dem Bösen können wir mit den “Waffen des Lichts“ begegnen, die uns die Freunde von oben reichen, und mit einer Vorsehung, die im Verborgenen die Dinge zum Guten wendet. Jeder Einzelne kann entscheiden, was er mit der Zeitspanne anfangen will, die ihm geschenkt ist. Mitgefühl für ein Wesen, das keine große Bedeutung zu haben scheint, die Entscheidung, dem Bösen mit Barmherzigkeit anstelle von Hass zu antworten – eine solche Haltung kann die Zukunft vieler in Richtung Frieden und ein Leben voller Freude ändern.
Liebe Leser und Freunde des Sendboten, in dem neuen Jahr, das wir gemeinsam beginnen, wird uns eine Zeit und neue Chance geschenkt, das Gute zu wählen, zu Ehren des Schöpfers und im Dienst an unserem Nächsten.
In seinem Schreiben zum Tag des Friedens 2005 hat der Papst an die Worte des heiligen Paulus erinnert, die dieser an die Christen Roms wandte: “Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem” (Römer 12, 21). Und das gilt nicht nur für kriegerische Auseinandersetzungen.
Wir müssen leider auch feststellen, dass sogar innerhalb der Kirche viele Christen Sünde oder Unzulänglichkeiten der Gemeinschaft und der Priester unbarmherzig verurteilen, oder sich gar deswegen verächtlich von der Kirche distanzieren: Als ob die Kirche nicht die Gemeinschaft ist, in die wie hineingeboren sind, in der wir Luft zum Atmen finden und Nahrung als Kinder Gottes. Sie sehen in ihr vielmehr einen Anbieter von “religiösen Dienstleistungen“, dem man ohne Skrupel den Rücken kehren kann, wenn man nicht zufrieden mit ihm ist. Über diese spirituelle Entfernung vieler von der Kirche, speziell in Deutschland, reflektiert Michaela Limbach im Thema des Monats.
Ein immer wieder aktuelles Modell bleibt in dieser Hinsicht die Erfahrung Franz von Assisis und Antonius’ von Padua, die im 13. Jahrhundert auf einen Mangel in der Gemeinschaft mit der inneren Erneuerung und dem gelebten Glauben geantwortet haben.
In ihrem Gedenken wünsche ich Ihnen ein vom Herrn gesegnetes Jahr. Pace e bene!
Ihr
P. Sergio