Liebe Freunde!

18. März 2005 | von


Mutter Teresa von Kalkutta erzählte einmal von ihrem Zusammentreffen mit dem äthiopischen Kaiser Haile Selassie 1973, als sie mit ihren Schwestern dessen Land besuchte. (Haile Selassie wurde im folgenden Jahr abgesetzt und starb im August 1975). Der Herrscher fragte Mutter Teresa: “Was machen die Schwestern hier, welche Arbeit können sie ausführen?” Sie antwortete ihm: “Wir bieten Ihrem Volk die Liebe und Güte Jesu an.” Daraufhin antwortete der Souverän: “Das ist etwas Neues, es ist wie die Wiederkunft Christi.”
Und Mutter Teresas Kommentar: “Die Schwestern sind nun also hier und machen nichts anderes als: dem hungrigen Christus Nahrung, dem nackten Christus Kleidung und dem obdachlosen Christus ein Dach über den Kopf geben. Um diese Arbeit tun zu können, um diese Aufgabe des Gehorsams und der totalen Hingabe an Gott mit liebevollem und freudigem Vertrauen zu erfüllen, leben unsere Schwester ein Leben des Gebetes und holen sich Kraft aus der Eucharistie. Ohne Eucharistie können wir nicht leben!”
Ich erinnere an diese Episode aus dem Leben der seligen Teresa von Kalkutta, weil sie so gut auf den Punkt bringt, wie der Dienst der Kirche an den Menschen aussehen soll, den sie auch durch den Einsatz der Bischöfe, Priester und Schwestern und ebenso in den Taten der Laien vollzieht. Es geht darum, die Liebe und Güte Jesu an die Menschen weiterzugeben. Unser brillanter Autor Josef Imbach schließt das Thema des Monats in der aktuellen Ausgabe mit einer prägnanten Formel: Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts. Christus wollte keine Kirche, die als Gemeinschaft nur sich selbst dient oder das Evangelium einsetzt, um an Prestige und Macht zu gewinnen. Der Meister hat den richtigen Weg gewiesen: Er ist gekommen, um zu dienen, aber nicht, um sich bedienen zu lassen.
Was aber bedeutet “Dienen” im Lichte des Evangeliums? Zweifelsohne hat Mutter Teresa mit ihren Schwestern den Armen und den verlassenen Menschen am Rande gedient. Für genauso wichtig, vielleicht sogar drängender, weil weniger “populär” und anerkannt, erachte ich einen anderen Einsatz am Menschen, den sie bei vielen Kongressen angemahnt hat: die moralische Pflicht, das werdenden Leben vor der Abtreibung zu schützen. Woher sie ihre Energie nahm, um den Armen zu dienen, hat sie immer wieder konkret gezeigt: aus der Vereinigung mit Gott im Gebet und aus der Eucharistie.
In den Tagen, die Johannes Paul II. im Krankenhaus verbrachte, konnte er nach einem chirurgischen Eingriff nicht sprechen. Ein Theologe beobachtet ganz richtig, dass der Papst von der “Kanzel des Leidens” aus weiterhin der Kirche diene und sie führe. Die Kirche dient den Menschen, wenn sie Gott dient, wenn sie das Wort Gottes, das ihr anvertraut wurde, verkündet, wenn sie ihren Glauben in Zeugnisse der Liebe übersetzt, in der Spur Christi und seiner authentischsten Anhänger, der Heiligen.
Ein in diesem Sinne bemerkenswerter Dienst an Gott und den Menschen wurde von unseren Heiligen Franziskus von Assisi und Antonius von Padua getan. Aus dieser Perspektive des Glaubens erhalten auch die kleinen Gesten des Dienstes an Gott und den Menschen, die unsere Tage erhellen, Wert. Sie alle, liebe Freunde der Antonianischen Familie, grüße ich mit dem franziskanischen “Pace e bene”.

Ihr

P. Sergio    

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016