Liebe Freunde
Während des Internationalen Weltjugendtages Mitte August war Deutschland der Mittelpunkt der katholischen Welt, wie der Papst bei seiner Abschiedsrede am 21. August bemerkt hat. Das Zusammenströmen Millionen junger Menschen aus vielen unterschiedlichen Ländern, mit ihrem je eigenen Enthusiasmus, hat uns die Lebendigkeit der christlichen Gemeinschaft vor Augen geführt und bewiesen, dass es auch in unseren Tagen möglich ist, mit Freude und Vertrauen in die Zukunft zu blicken. Der christliche Glaube, der sich in der westlichen, säkularisierten Welt oft aufzulösen und zu verschwinden scheint, reduziert auf den Aspekt einer vielleicht interessanten, inzwischen aber untergegangenen europäischen Kultur, hat überraschende Energiewellen ausgesandt, die von den großen Massenmedien nur widerstrebend anerkannt und weitergegeben werden.
Der christliche Glauben ist kein gestriger, er ist jung, er ist es heute und wird es morgen sein. Er ist eine Lebenswahl, für die es sich lohnt, Kraft einzusetzen und Unannehmlichkeiten zu ertragen.
Es ist schwierig heute vorauszusehen, welche Spuren vom Weltjugendtag in Deutschland und weltweit bleiben und welche Früchte reifen werden. Ein Journalist fasste seine Erfahrungen während des großen Glaubensfestes so zusammen: “Die Tage in Köln haben gezeigt, dass sich eine neue Bewegung im Herzen Europas manifestiert hat. Es ist eine neue Lust an der Spiritualität, eine aufrichtige Suche nach authentischen Werten für das Leben und die Menschen sowie ein so nicht erwartetes Bedürfnis nach Religion. Kurzum, als sie auftrat, hat sie ein nicht zu unterdrückendes Bedürfnis nach Gott enthüllt, wie es heute bereits verschüttet schien - für immer, oder fast immer.”
Köln 2005 kann eine Wende signalisieren, nicht nur in den deutschsprachigen Ländern. Aber nur, wenn die Erfahrungen der Begegnung zwischen Bischöfen, Priestern und Jugendlichen, wenn der Austausch und die Konfrontation mit Glaubensthemen, auch mit unserem persönlichen Beitrag, weitergeführt und ausgebaut werden.
Unter den großen Wendepunkten der christlichen Geschichte wollen wir uns auf einen konzentrieren, der mit dem Namen Franz von Assisis verbunden ist. In den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts brach ein brillanter junger Mann mit den Erwartungen seiner Vaters und seiner im Werden begriffenen bürgerlichen Umgebung: Er hat in gewisser Weise mit seinem verrückten Lebensstil Anstoß erregt. Trotzdem steht er – zusammen mit anderen großen christlichen Heiligen seiner Zeit, wie wenig später sein Nachfolger Antonius von Padua – am Anfang einer großen Erneuerungsbewegung des christlichen Glaubens, einer “Neuevangelisierung” in seiner Zeit, die bis heute anhält.
Wie wissen, dass die Kraft und Phantasie des Geistes Gottes sich nicht erschöpft haben. Auch in unseren Tagen vermag er überraschende Veränderungen zu bewirken. Unsere antonianische Gemeinschaft findet im Gedenken an Franziskus und den heiligen Antonius einen neuen Grund, mit Vertrauen auf die Kirche von heute und morgen zu blicken, um mit Freude den Glauben zu leben.
Ich wünsche Ihnen einen ruhigen und freudvollen Monat.
Pace e bene!