Liebe Freunde
Meistens schreibe ich Ihnen diese Zeilen aus meiner Zelle im Würzburger Franziskanerkloster. Doch diesmal bin ich für zehn Tage an einem Stück hier in Padua, auch zur Vorbereitung der alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz der Autoren des „Sendboten“, anberaumt für Samstag, 14. Oktober. Inspiriert vom heiligen Antonius selber, seiner örtlichen, atmosphärischen und geistlichen Nähe hier an der Basilika in Padua, wollen wir unsere Erfahrungen gegenseitig austauschen und miteinander beraten, wie wir unsere Zeitschrift inhaltlich und optisch noch ansprechender gestalten können.
Auch im Immaculata-Konvent der Paduaner Ordensprovinz, gleich gegenüber dem Verlagsgebäude gelegen, wo die Mitbrüder wohnen, die beim ‚Messaggero’ arbeiten, werde ich täglich mehrmals an Sie erinnert, die Abonnenten des ‚Sendboten’ und die Wohltäter der ‚Caritas Antoniana’. In jeder unserer täglichen Gebetszeiten findet der Hebdomadar (das ist der Pater, der eine Woche lang den Vorbeterdienst übernimmt) einige persönlich formulierte Sätze, mit denen wir als klösterliche Gemeinschaft Ihre Anliegen aufgreifen, sie in unser Gebet nehmen und der Fürsprache des heiligen Antonius empfehlen. Auch jene Sorgen werden ausdrücklich benannt, die uns über briefliche Mitteilungen erreichen, neuerdings auch per elektronischer Post.
Durch personelle Verschiebungen innerhalb der Paduaner Ordensprovinz hat es sich ergeben, dass ich diesmal meinen Platz in der kleinen Konventskapelle belegt vorfand. Angewiesen bekam ich den jetzt vakanten Platz des ehemaligen Messaggero-Chefs P. Agostino Gardin, der inzwischen als Erzbischof sein hohes Amt im Vatikan angetreten hat. Doch mache ich mir keinerlei Sorgen darüber, dass dieser Sitz für mich zum ehrenvollen ‚Schleudersitz’ werden könnte wie bei ihm.
Heilsame Gedanken hält der Monat November für uns Christenmenschen bereit. Sie klingen an in diesem Sendboten-Heft. Wir müssen am Jüngsten Gericht vorbei, nicht nur beim Verlassen der Scrovegni-Kapelle, auch nach dem Abschied aus dieser Welt. Manchmal hat es den Anschein, als nähmen gläubige Muslime das Jüngste Gericht ernster als Christen.
Heilsame Impulse können auch die Gräber unserer Lieben ausschicken. Ein Zwiegespräch mit den Verstorbenen – wie das gehen kann, zeigt Pater Leopold in seinem ‚Wegweiser’. Nicht zum Sterben wollen uns die Verstorbenen Rat und Ermunterung geben, sondern zum Leben. Ideen aus dem (wahren) Leben für unser Leben: Gestalte deine Welt. Dein Werkzeug muss dein Herz sein.
Ein Monat der Trauer wird der November für viele sein. Abschied, Trennung, Schmerz, Depression – der Verlust eines lieben Menschen, der uns besonders nahe stand, löst vielerlei Gefühle und Reaktionen bei uns aus. Wir sollten als Christengemeinde die uns erreichbaren Menschen bei ihrer Trauerarbeit nicht alleine lassen, dies betont das Autorenteam Jörg Harth - Petra Klippel. Trauernde zu trösten und ihnen beizustehen, gehört zu den Werken der Barmherzigkeit. Und sie sind die Messlatte beim Jüngsten Gericht. Im ersten Thessalonicherbrief (5,11) erinnert uns der Apostel Paulus: „Tröstet und ermahnt einander, und einer richte den anderen auf, wie ihr es schon tut.“
So grüße ich Sie in dankbarer Verbundenheit,
Ihr
P. Polykarp