Wer Gott im Kreuze Jesu Christi gefunden hat, weiß, wie wunderlich sich Gott in dieser Welt verbirgt und wie er gerade dort am nächsten ist, wo wir ihn am fernsten glauben. Dietrich Bonhoeffer (1906-1945); Foto: partha dalal photography / Getty Images

Liebe Freunde! Ich schreibe Ihnen diese Zeilen noch mitten in der Fastenzeit, aber schon mit dem Osterfest in Reichweite. Noch ist ungewiss, unter welchen Umständen wir das höchste Fest des Kirchenjahres 2020 feiern werden. Bleibt das Corona-Virus (Covid-19) im deutschen Sprachraum weiterhin im einigermaßen überschaubaren Rahmen oder müssen auch wir mit steigender Gefährdung und immer strikteren Eindämmungsversuchen rechnen? Es ist für mich nicht absehbar und es wird mir mehr und mehr bewusst, wie schnell sich durch Zeitungsmeldungen und Nachrichtenbeiträge Panik verbreiten kann – wie wir aber auch trotz all unserer Moderne und Technik in unserer Existenz sehr plötzlich und massiv gefährdet erscheinen. Der Pandemie scheinen wir (fast) hilflos ausgeliefert zu sein. Die gesundheitlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen lassen sich im Augenblick allenfalls erahnen und werden uns wohl noch lange begleiten.
Sachkundige Virologen und Politiker/innen mahnen zur Besonnenheit, aber auch zum Einhalten bestimmter Vorsichtsmaßnahmen: Wir sollen verstärkt auf unsere Hygiene achten oder größere Menschenansammlungen vermeiden. 
Und der Glaube? Bistümer und Pfarreien schließen sich den allgemeinen Empfehlungen an. Weihwasserbecken wurden geleert, auf den Handschlag beim Friedensgruß wird ebenso verzichtet wie auf das Empfangen der Kommunion per Mund. 
Wo wir uns Ostern mit all diesen Einschränkungen und Unsicherheiten nähern, hat dieses Fest für mich noch mehr als sonst und noch konkreter mit dem Leben zu tun. Gott will uns zum Leben befreien, wo wir uns eingeengt und gefangen fühlen. Gott will mir Leben neu schenken, wo ich nur noch um Sorgen und Ängste kreise. Unser Titelbild dieses April-Hefts hat mich gleich angesprochen: Ein Vogel durchbricht einen Stacheldrahtzaun. Für mich werden darin Freiheit und Lebendigkeit ausgedrückt – etwas, das ich oft persönlich empfinde, aber auch etwas, das immer Gegenstand meiner Sehnsucht ist. 
Ich wünsche Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, dass Sie die Erfahrung von Lebendigkeit aus dem Glauben heraus gerade an Ostern wieder neu machen dürfen!
Herzlich grüßt Sie Ihr

Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 01. April 2020
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