Liebe Leserinnen und Leser! Zu Beginn der Fastenzeit, kurz nach Aschermittwoch, habe ich eine Gruppe von Jugendlichen gefragt, was die Fastenzeit für sie bedeuten würde und was sie sich für diese 40 Tage vorgenommen hätten. Die Reaktion der 13-14-Jährigen: tiefes Schweigen. Selbst, als ich dann einige Beispiele nannte – vom Verzicht auf Süßigkeiten bis hin zum reduzierten Gebrauch von Smartphone und Spielekonsole: keine Resonanz. Die Fastenzeit, so der Eindruck, scheint keine Rolle (mehr) zu spielen. Diese Beobachtung hat mich ziemlich irritiert. Sind wir mit unserer Glaubenspraxis schon so am Ende? Haben jahrhundertelange Traditionen all ihre Bedeutung verloren?

Ein paar Tage später hat jemand dann mich gefragt, wie ich meine Fastenzeit gestalte. Kein Alkohol? Nein, ich hatte schon im Januar eine längere Phase ohne – jetzt will ich nicht schon wieder verzichten. Keine Süßigkeiten? Nein, momentan ist alles ziemlich stressig. Ich brauche diese Nervennahrung. Kein Fernseher? – Nein, ich schaue ohnehin nicht übermäßig; aber zur Entspannung am Abend, das tut mir gut. Darauf will ich nicht verzichten. Nun, zugegeben, Fastenzeit ist wesentlich mehr als eine Verzichtsübung: Mir wurde aber deutlich bewusst, dass ich mich über die Jugendlichen empöre, aber selbst, nach der Gestaltung meiner Fastenzeit gefragt, nur eine äußerst dürftige Antwort geben konnte. Schade eigentlich.

Denn da, wo meine Fastenzeit kaum anders gestaltet ist als die sonstige Zeit im Jahr, da werde ich an Ostern zumindest äußerlich kaum einen Unterschied merken. Ein österliches Festmahl, wenn ich ohnehin die ganze Zeit reichlich und köstlich speise?! Vielleicht ist der innere Weg nach Ostern umso wichtiger – und den kann ich auch auf den letzten Metern noch gestalten. Aus der Not und Sorge meines Alltags heraus wahrnehmen, dass Gott mir und dieser ganzen Welt eine andere Perspektive schenkt, eine Perspektive des Lebens. Weil Jesus auferstanden ist, ist immer ein neuer Anfang möglich! Das Leben wird den Tod besiegen – und dieser Sieg beginnt schon im Hier und Jetzt.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien einen guten Weg durch die Karwoche und ein frohes, gesegnetes Osterfest!

Ihr Br. Andreas

Zuletzt aktualisiert: 03. April 2023
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