Liebe Freunde Februar 2019
Liebe Freunde!
Am 2. Februar feiert die Kirche den „Tag des gottgeweihten Lebens“. Dieses besondere Gedenken wurde von Papst Johannes Paul II. 1997 auf den Lichtmess-Tag gelegt, um die Wertschätzung gegenüber Orden und anderen Gemeinschaften geistlichen Lebens zu fördern und die Gläubigen zum Gebet um Berufungen zu animieren. Hintergrund ist die biblische Erzählung, die auf dem Fresko des Titelbilds dieser Ausgabe festgehalten ist: Maria und Josef weihen ihren Erstgeborenen im Tempel dem Herrn.
Wenn heute junge Menschen ins Kloster eintreten oder der Sohn einer Familie ins Priesterseminar eintritt, dann ist das nicht selten mit vielen (skeptischen) Fragen verbunden: Wie kommt er/sie denn auf so etwas? Kann man das in diesen Zeiten überhaupt verantworten, ist das noch zeitgemäß? Wird er oder sie das schaffen?
Dass ein sehr sympathischer Gast die anderen jüngeren Brüder und mich während des Aufenthalts in unserem Bildungshaus beobachtete, fiel mir schnell auf. Kurz vor der Abreise „wagte“ die Dame mich dann zu fragen: „Wie können denn Sie als junge, gestandene Männer so etwas tun wie ins Kloster eintreten?“ Und herausgehört habe ich: Da kann man doch nicht glücklich werden. „Normal“ wäre wohl gewesen, wenn wir geheiratet hätten. Ich finde es immer bedauerlich, wenn Lebensentwürfe in die ein oder andere Richtung als „nicht normal“ oder als „besonders“ etikettiert werden. Ich habe versucht, ihr ein bisschen zu schildern, wie glücklich ich als Franziskaner-Minorit bin – aber ganz zufrieden war sie mit meiner Antwort nicht. Letztlich wird man in solchen Berufungsfragen dann doch immer da landen, wo sie ihren Ausgang nehmen, nämlich bei Gott, von dem wir glauben, dass er den Menschen ruft, um dem Traum zu folgen, den er für jedes Geschöpf auf dieser Erde hat.
Gegenseitiges Verständnis wächst, wo man in die Welt des Anderen eintaucht. Zu einer interessanten Initative laden Ordensfrauen am 8. Februar in Graz ein: „Offener Klostertag – An der Pforte läuten“. Vielleicht gehört ein bisschen Mut dazu, „einfach mal so“ an der Klosterpforte zu läuten. Aber ich bin sicher, wer das tut und ein paar Fragen stellt, der bekommt Einblicke in eine kostbare Welt.
Es grüßt Sie herzlich Ihr
Br. Andreas