Liebe Freunde Juli
Liebe Freunde!
Diese Zeilen schreibe ich Ihnen an einem sommerlich-warmen Juni-Sonntagabend. Hinter mir liegen ein dichtes Wochenende und ein schöner, entspannter Grillabend, zu dem wir im Kloster Schwarzenberg die Sommermonate hindurch gelegentlich einladen. Der Aufwand hält sich in Grenzen, die Arbeiten sind gut verteilt, das Essen schmeckt – und wir können uns darauf verlassen, dass immer Gäste kommen, denen diese Atmosphäre offensichtlich gefällt. Irgendwie ist das eine „runde Sache“.
Wenn ich auf die vergangene Woche zurückblicke, dann waren da aber keineswegs nur „runde Sachen“ und Dinge, die geglückt sind. Die Zeitungen berichteten von den fast schon üblichen Terroranschlägen, die Geschichten persönlicher Tragödien rissen nicht ab und immer wieder die Erkenntnis: Gerade dann, wenn man mal glaubt, es würde laufen und es wäre jetzt doch alles in Ordnung, kommt wieder irgendein Querschläger.
Die Frage nach dem „Warum?“ wird da fast schon müßig. Die Antworten jedenfalls sind oft mehr Gestotter als Sinn stiftende Rechtfertigung. Und nicht selten erinnere ich mich an den Satz meines ehemaligen Noviziatsleiters: „Leben geht nicht auf.“ Ja, es bleibt wohl immer etwas offen.
Es ist wohl eine Kunst, in diesem Dilemma nicht zu versauern und zu verbittern – eine Herausforderung, nicht zu resignieren und in lähmende Lethargie zu verfallen. Wo Katastrophen und Schreckensmeldungen oft viel Aufmerksamkeit einfordern (und zumindest punktuell auch erhalten), bin ich froh, wenn ich in meinem Alltag den Blick für die schönen und gelungenden Momenten, für die „runden Sachen“ nicht verliere. Denn diese Wirklichkeit gibt es ja auch!
Vielleicht können gerade die Sommermonate, in denen manches dann doch ruhiger läuft und der ein oder andere in Urlaub fahren kann, zu einer Gelegenheit werden, sich wieder mehr auf diese Seite des Lebens zu konzentrieren. Damit wird nicht gleich alles ausgeblendet, was unseren Einsatz und unsere Lebenskraft erfordert; wohl aber kann ich eine Kraftquelle finden, aus der ich wieder schöpfen kann. Möge der heilige Antonius von Padua uns auf dieser Suche begleiten und ein treuer Fürsprecher sein.
Herzlich grüßt Ihr Br. Andreas