Liebe Freunde (November 2008)
Während meiner Padua-Woche Anfang Oktober konnte ich es wieder beobachten. Zu abendlicher Stunde saß ich in der Basilika des heiligen Antonius. Das Plätzchen in der Bankreihe hatte ich so gewählt, dass ich die Tomba des Heiligen im Blick behielt. Immer noch ist sie in der Jakobuskapelle im rechten Seitenschiff aufgestellt, da die Grabkapelle renoviert wird. Still und andächtig gingen die Beter und Verehrerinnen des Heiligen an der Tomba entlang. Meist verharrten sie davor, ganz versunken, mit geschlossenen Augen, die Hand auf die Marmorplatte gelegt. Dann fiel es mir auf: Es waren fast nur junge Menschen. Und offensichtlich keine Touristen oder Pilger von weither kommend. Diese späte Tageszeit also wählen die Paduaner, um ihrem Heiligen die Aufwartung zu machen, ihre Anliegen seinen Händen anzuvertrauen, ihn zu verehren, ihm zu danken. Eingebettet in diese Atmosphäre von Andacht und Sammlung war es leicht, auch Ihre Anliegen und Sorgen, liebe Leser und Wohltäterinnen, Ihren Dank und Ihre Verehrung vor den Heiligen zu bringen. Und so halten es auch wir Patres des Verlags Messaggero bei der täglichen Messfeier und beim Stundengebet der Laudes und der Vesper. Wer gerade als Vorbeter dran ist, formuliert die Fürbitte jeweils in eigenen Worten und spricht für die Konventsgemeinschaft aus, dass wir die Anliegen all jener Menschen dem heiligen Antonius ausdrücklich ans Herz legen, die sich per Brief, Telefon oder E-Mail an uns wenden, damit er Fürsprache einlegt beim Herrn.
Es kann kein Zufall gewesen sein, dass ich am gleichen Tag bei meiner geistlichen Lektüre auf eine Stelle bei Henri Caffarel gestoßen war, wo er von der Macht des Gebetes handelt, dass der Beter „mit Gott kooperiert" am Heil der Welt, seinen Teil dazu beiträgt. „Entweder das Christentum erobert die Welt im Gebet, oder es geht unter. Es ist dies für das Christentum eine Frage von Leben oder Tod. Und wenn die Christen wieder das echt christliche Gebet entdecken, dann wird das Christentum zu neuer Reinheit und Ausbreitung finden, kraft dessen auch die Menschheit zu einer höheren Zivilisation gelangen wird."
Es ist nicht der schlechteste Effekt, wenn Christen, die das Beispiel von gläubigen Muslimen vor Augen haben, selbst eifriger werden in ihrem Beten und in ihrer religiösen Praxis. Ein Detail aus der Schilderung heutigen christlichen Lebens im muslimisch geprägten Arabien, wie sie uns der Schweizer Kapuziner-Bischof Paul Hinder im „Thema des Monats" dankenswerterweise schenkt, hat mich nachdenklich gemacht: Dort bleiben Leute dem Gottesdienst fern, weil sie das große Gedränge nicht aushalten!
Mit diesem Heft übernimmt Frau Sabine Haubner wieder die Redaktion dieser Zeitschrift, nach drei Jahren Pause, in denen sie sich ganz ihrem Töchterchen Felicitas gewidmet hat. Es fügt sich gut, dass am 18. Ok-
tober die Autoren zur Konferenz nach Padua kommen, zu Aussprache und Absprache. Gemeinsam sollen Inhalt und Form der Beiträge für das Jahr 2009 festgelegt werden.
Vereint im Gebet und in der Verehrung des heiligen Antonius grüßt Sie in herzlicher Verbundenheit
Ihr
P. Polykarp