Porträt eines radikalen Christen
Am 8. Januar 1894 wird der spätere P. Maximilian M. Kolbe als Raimund Kolbe den Eheleuten Franciszek und Maria Dąbrowski in Zduńska Wola geboren. 1907 tritt er in das Jungenseminar der Franziskaner-Minoriten ein und beginnt drei Jahre später das Noviziat.
Während seiner römischen Studienjahre legt er die Feierliche Profess ab und wird zum Priester geweiht. Im Jahr 1917 gründet er mit Gleichgesinnten die marianische Vereinigung Militia Immaculatae (M.I.). Mit zwei Doktortiteln gerüstet, kehrt
P. Maximilian 1919 als 25-Jähriger zurück nach Polen und wird Dozent für Kirchengeschichte am ordenseigenen Seminar in Krakau. Nebenbei kümmert er sich um seine M.I. und gibt eine Mitgliederzeitschrift heraus, den „Rycerz Niepokalanej“ (Ritter der Immaculata).
Stadt der Immaculata
Im Kloster Grodno (1922 – 1927) gibt es mehr Platz für seine journalistische Tätigkeit als in Krakau. Die Brüder kümmern sich um Texte für die Zeitschrift, den Druck und die Kontaktpflege mit den Mitgliedern der M.I.
Weil auch in Grodno der Platz bald nicht mehr ausreicht, macht sich P. Maximilian auf die Suche nach einem größeren Grundstück. Unweit von Warschau, nahe Teresin, wird er fündig. Der Besitzer, Fürst Drucki Lubecki, schenkt ihm schließlich sogar dieses Landstück, nachdem P. Maximilian auf dem ausgesuchten Gelände eine Marienstatue aufgestellt hatte. Nach und nach entsteht ab Oktober 1927 die Klosterstadt „Niepokalanów“, die „Stadt der Immaculata“. Heute umfasst das Gelände etwa 28 Hektar.
Dass die Frömmigkeit P. Maximilians nicht nur theoretisch ist, sondern sehr wohl praktisch, zeigt sich auch am Aufbau der neuen Klosterstadt: Das erste Gebäude, das die Brüder errichten, ist eine Kapelle.
Von Polen macht sich P. Maximilian mit vier weiteren Brüdern im Februar 1930 nach Japan auf. Auch hier gründet er eine Klosterstadt und gibt genau einen Monat nach seiner Ankunft seine Zeitschrift auf Japanisch heraus: „Mugenzai no Seibo no Kishi“.
Kolbe, der unermüdliche Arbeiter am Schreibtisch, gibt nicht nur die neue japanische Zeitschrift heraus, sondern unterhält auch regen Kontakt zur Heimat. Und während seiner Zeit in Japan macht er obendrein eine Erkundungsreise nach Indien: Auch hier möchte er eine „Stadt der Immaculata“ gründen.
Medien Missionar
Das Provinzkapitel von 1936 wählt Kolbe erneut zum Guardian in Niepokalanów. Er kehrt zurück nach Polen und kümmert sich um die Expansion des von ihm gegründeten Werks. Mit modernsten Mitteln treibt er die Sache der M.I. voran. 1937 beträgt die Auflage des „Ritters“ 750.000 Exemplare; es gibt ihn damals auch schon für Kinder und Jugendliche. Außerdem gibt Kolbe eine eigene Tageszeitung „Dziennik“ heraus. Alle verfügbaren Mittel stellt P. Maximilian in den Dienst der Verkündigung. Die modernsten Errungenschaften sind ihm gerade recht, um noch effektiver die Frohbotschaft zu verkünden. Am 8. Dezember 1938 geht „Radio Niepokalanów“ auf Sendung.
1938 zählt die „Stadt der Unbefleckten“ fast 800 Bewohner. Sie alle befinden sich entweder in der Schul- und Ordensausbildung oder arbeiten in der Druckerei und den Werkstätten vor Ort. Von der Bäckerei bis zur Wäscherei: Alles ist so organisiert, dass die Brüder sich selbst versorgen können. Am 19. September 1939 werden die Befürchtungen wahr. Deutsche Soldaten rücken an, verwüsten das Kloster Niepokalanów und verhaften die anwesenden Brüder. Lediglich zwei Brüder wollen sie zurücklassen, darunter P. Maximilian. Doch er will für sich keine Ausnahme beanspruchen und gelangt so mit seinen Brüdern in das Arbeitslager Lamsdorf.
Martyrium im Hungerbunker
Am 17. Februar 1941 wird P. Maximilian M. Kolbe von der Gestapo verhaftet und zunächst in das Gefängnis Pawiak in Warschau gebracht. Am 28. Mai 1941 wird er in das Konzen-trationslager Auschwitz deportiert. Als Häftling Nummer 16670 wird er für Forst- und später Landwirtschaftsarbeiten eingesetzt, unterbrochen von einem Aufenthalt im Invalidenblock. Ende Juli 1941 gelingt einem Häftling die Flucht – zur Abschreckung werden zehn Häftlinge in den Hungerbunker geschickt. P. Maximilian Kolbe bittet darum, den schon selektierten Familienvater Franz Gajowniczek ersetzen zu dürfen. Nach etlichen Tagen qualvollen Leidens im Hungerbunker in Auschwitz wird P. Maximilian am 14. August 1941, dem Vortag des Hochfestes der Aufnahme Mariens in den Himmel, durch eine Giftspritze umgebracht. Am Tag darauf wird sein Leichnam verbrannt.
Am 17. Oktober 1971 wird P. Maximilian Kolbe seliggesprochen. Franziskaner-Minoriten überreichen Papst Paul VI. einige Geschenke anlässlich des neuen Seligen aus ihren Reihen. Anwesend ist auch der Krakauer Erzbischof Karol Józef Wojtyła, der ihn als Papst Johannes Paul II. am 10. Oktober 1982 heiligsprechen wird.