Sozial und missionarisch in die Zukunft
Nach 16 Jahren als Verantwortlicher für die Caritas Antoniana übergab Br. Valentino Maragno vor kurzem den Stab an Br. Valerio Folli. Ein Wechsel nach dem Provinzkapitel in Padua – aber eine Veränderung im Sinn der Kontinuität, um den Einsatz der Brüder für die Armen weiterhin lebendig und aktiv zu halten.
Jeder Christ sollte ein Missionar sein, auch wenn er nicht in ferne Länder geht. Dies ist die Überzeugung von Br. Valerio Folli, der seit einigen Monaten der neue Direktor der Caritas Antoniana ist. 16 Jahre lang war das Hilfswerk von Br. Valentino Maragno geleitet worden, der eine große missionarische Leidenschaft hat. Der Neue, Br. Valerio, ist 47 Jahre alt, hat einen struppigen Bart und eine Leidenschaft für gute Dinge, die gut gemacht sind: „Ich beobachte die Welt, studiere Zusammenhänge, aber vor allem höre ich zu. Ich bin seit acht Jahren im Vorstand der Caritas Antoniana, doch die Aufgabe, mich nun mit ganzer Verantwortung um diese wunderbare Organisation zu kümmern, verändert meinen Blickwinkel und lässt mich eine große Verantwortung spüren.“ Wir in der Redaktion freuen uns, dass er sich unseren Fragen gestellt hat.
Br. Valerio, wie bist du zur Caritas Antoniana gekommen?
Alles begann eigentlich damit, dass die Brüder mich vor vielen Jahren baten, ein Jugendzentrum des Vereins Homo Viator in Longiano zu betreuen. Ich entdeckte, wie schön es ist, für die Jüngsten zu arbeiten, die nicht nur aufgrund ihres Alters, sondern auch wegen des schwierigen Umfelds, in dem sie leben, vielfach gefährdet sind. Einige Kinder und Jugendliche stammten aus Migrantenfamilien, andere hatten Eltern mit unterschiedlichen Problemen, einige kamen aus zerbrochenen Familien. Es war wichtig, ihnen zu vermitteln, dass es einen vertrauten Ort gibt, ein anderes Zuhause als ihr eigenes, wo sie sich willkommen fühlen und eine neue Zukunft aufbauen können. Durch diesen Dienst wurde meine Leidenschaft für die Welt der Non-Profit-Organisationen und für das Soziale geweckt.
Neben dem Sozialen ist dir auch die Mission ein großes Anliegen. Wie bist du dazu gekommen?
In den vergangenen Jahren war ich in meiner Ordensprovinz beauftragt, mich um die sogenannte „missionarische Animation“ zu kümmern: Meine Aufgabe war es, die Aktivitäten und Projekte unseres Ordens in aller Welt in unseren Klöstern und Pfarreien in der Emilia Romagna bekannt zu machen. Im Jahr 2013 wurde ich gebeten, denselben Dienst für ganz Norditalien zu übernehmen. Dann begann ich, die Missionen der Brüder in verschiedenen Ländern zu besuchen und verstand immer besser, dass – wie Papst Franziskus sagt – jeder Gläubige nicht nur dazu berufen ist, ein Jünger zu sein, sondern auch ein Missionar.
Wie verbindet sich dieses missionarische Grundbewusstsein mit deiner jetzigen Aufgabe bei der Caritas Antoniana?
Ich glaube, dass die Caritas Antoniana ein Geschenk ist, das uns Brüdern anvertraut wurde. Wer unsere Arbeit auf verschiedene Weise unterstützt, betritt tatsächlich eine missionarische Dimension. Spenden ist für uns keine isolierte Geste, sondern ein Weg des Christseins in der Welt, ein Weg des Bewusstseins, der uns einerseits dazu führt, die Gründe für Ungleichheiten und Armut zu verstehen, und uns andererseits zu einer konkreten Aktion in den Fußstapfen des heiligen Antonius und des Evangeliums einlädt.
Wie würdest du dann einen Missionar definieren?
Der Missionar ist nicht einfach nur irgendeine Art von Mitarbeiter, sondern ein Mensch, der die Liebe Gottes in seinem Leben entdeckt hat und nicht anders kann, als sie zu teilen, auch wenn der andere einer anderen Kultur oder Religion angehört. Als ich in den letzten Jahren die Missionen in Ghana, Chile, Indonesien, Indien, Kenia, Peru und Argentinien besuchte, konnte ich mit eigenen Augen sehen, wie gut es den Missionaren ging, wie zufrieden und froh sie waren. Damit meine ich nicht nur die Ordensmänner und -frauen, sondern auch die vielen Laien, die ihr Leben für andere einsetzen. In der Mission sieht man deutlich, was die Kirche ist: eine Mutter, die es versteht, die Unterschiede zu überbrücken, die es versteht, das Leben zu feiern, die Werten eine echte Substanz und Tiefe verleiht, die wir hier im Westen zu sehr als selbstverständlich ansehen. Der Vergleich meines Alltagslebens mit diesen Realitäten „in der Mission“ hat mir nicht nur geholfen, die Welt besser kennenzulernen, sondern auch, mich selbst besser zu verstehen. Und das ist in einem Umfeld wie dem unseren, in dem Gleichgültigkeit und Langeweile dazu geführt haben, dass wir die Lust am Leben verloren haben, ein kostbares Gut. Der Gedanke, dass die Mission nur darin besteht, sich für andere einzusetzen, ist nur ein Teil der Wahrheit. In der Tat öffnet die Mission Augen und Herzen. Und damit bekomme ich selbst ganz viel zurück.
Was sind deine Träume für die Zukunft?
Die Caritas Antoniana muss ständig weiterentwickelt werden. Wir dürfen nie das Gefühl haben, dass wir angekommen sind. Ich wünsche mir, dass wir mit unserem Werk zunehmend in der Lage sein werden, auf die Bedürfnisse der Menschen zu hören und zu verstehen, wo Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten lauern. Fragilität hat heute viele Gesichter: das Gesicht der Migranten und Flüchtlinge, die eine neue Heimat suchen; das Gesicht derjenigen, die sich keine Zukunft aufbauen können, weil sie keinen Zugang zu Schule oder Gesundheitsversorgung haben; das Gesicht derjenigen, die von den Grundrechten ausgeschlossen sind; aber auch das Gesicht der vielen Menschen, die vielleicht direkt neben uns leben und die die Hoffnung verloren haben und sich verlassen fühlen. Ich glaube, dass eine der wichtigsten Aufgaben einer Arbeit wie der Caritas Antoniana darin besteht, den Sinn und den Wert der Gemeinschaft wiederherzustellen und den Menschen zu vermitteln, dass wir nur gemeinsam das Gute für alle bewirken können.