Wallfahrt zur Maria von der Freude
Die Gottesmutter Maria, aber auch der Erzengel Michael und der hl. Antonius von Padua werden auf dem Engelberg im Westen der Diözese Würzburg verehrt. Nach längerer Unterbrechung findet mit einem Besuch an diesem besonderen Ort die Reihe zu Wallfahrtsorten im Sendbotengebiet eine Fortsetzung.
Ende Juli schließen die Franziskaner auf dem Engelberg bei Miltenberg zwischen Spessart und Odenwald ihr Kloster zu. Damit wird einer der ältesten Standorte der Franziskaner in Deutschland aufgegeben, so bedauert es Provinzialminister Br. Markus Fuhrmann OFM. Doch er stellt fest: Seit dem Jahr 2010 ist die Zahl der Franziskaner in Deutschland von 330 auf 218 zurückgegangen. „Wir sind am Überaltern!“ Das hat die Franziskaner dazu bewogen, vor einigen Monaten mitzuteilen, dass sie die Wallfahrt auf dem Engelberg nicht mehr länger betreuen können.
Vom Kult zur Wallfahrt
Vom 5.000-Einwohner-Ort Großheubach geht es über 612 sogenannte „Engelsstaffeln“ aus Buntsandstein auf den 250 Meter über dem Meeresspiegel gelegenen Engelberg hinauf. Bis heute sind dort Reste einer heidnischen Kultstätte zu sehen. Doch das „Wotanheiligtum“ wurde irgendwann christlich „getauft“: Um 1300 wurde eine einfache Marienkapelle errichtet, die sich rasch zu einem beliebten Pilgerziel entwickelte. Gläubige verehrten Maria dort als „Königin der Engel“ – und aus dem (heidnischen) Rulesberg wurde schließlich der Engelberg.
Eine päpstliche Urkunde für die Wallfahrt gibt es erstmals aus dem Jahr 1406, als dem Ort ein Ablass verliehen wird. Historisch belegt sind außerdem zwei Altarweihen im 15. Jahrhundert, und 1469 spricht der zuständige Pfarrer von „großen Volksmengen“, die als Pilger und Wallfahrerinnen auf den Berg kommen. Mehrfach wird die Kapelle umgebaut und ausgebaut, bis sie schließlich im Jahr 1899 ihr heutiges Gesicht erhält.
Von Kapuzinern zu Franziskanern
Die franziskanische Geschichte des Engelberg beginnt im Jahr 1629 mit einem „Hilferuf“ des Ortspfarrers an den damals zuständigen Erzbischof von Mainz: Um auf die Bedürfnisse der immer größeren Pilgerscharen eingehen zu können, bräuchte es eine Klostergemeinschaft! Die Kapuziner sind bereit, die Aufgabe anzunehmen und übernehmen fortan die Seelsorge. Nach gut 150 Jahren sind sie aber zum Weggehen gezwungen: Die Säkularisation hat zur Folge, dass sie nach Aschaffenburg übersiedeln müssen. Das Kloster auf dem Engelberg wird 1803 aufgehoben und das Wallfahrtswesen unterbunden.
Wenn der Glaube tief in der Bevölkerung verwurzelt ist, lässt er sich aber nie auf Dauer verbieten. Der Engelberg bleibt für die Katholiken aus Nah und Fern ein beliebtes Ziel, und ab 1828 ist auch Seelsorge wieder möglich: König Ludwig I. holt die Franziskaner (OFM) auf den Engelberg. – Mit dem derzeitigen Mangel an Berufungen sind aber nur noch zwei Brüder vor Ort. Die Franziskanerprovinz sieht sich nicht mehr imstande, den Aufgaben vor Ort gerecht zu werden. Bei allem Wehmut über den Rückzug überwiegt in der gemeinsamen Pressemitteilung mit dem Bistum Würzburg der Dank, wenn Bischof Dr. Franz Jung konstatiert: „Die Franziskaner haben die Wallfahrtsseelsorge am Engelberg geprägt und wichtige Impulse mit ihrem Dienst in der Seelsorge gesetzt. Der Ordensgemeinschaft sage ich für ihren langjährigen treuen Dienst und für ihr Gebet am Engelberg ein ganz herzliches Vergelt‘s Gott!“
Vom Marienbild in die Klosterschänke
Auch wenn die Franziskaner gehen, das Herzstück des nun seit über 700 Jahren christlich geprägten Engelbergs wird bleiben: das Gnadenbild „Maria von der Freude“. Die gut 75 Zentimeter große Holzfigur aus dem 14. Jahrhundert befindet sich in der Marienkapelle und ist das Ziel nicht nur von einzelnen Pilgern, sondern jährlich etwa 30 festen Wallfahrtsgruppen. Die bekannteste dürfte die Fußwallfahrt aus Köln-Porz sein: Seit 1648 pilgern Gläubige von dort über den Engelberg nach Walldürn, dem größten eucharistischen Wallfahrtsort Deutschlands, der zunächst von den Augustinern, nun aber schon seit etlichen Jahren von Franziskaner-Minoriten betreut wird.
Zu einer „richtigen Wallfahrt“ gehört dann freilich auch eine ordentliche Stärkung für den Leib. Schon immer bekamen Wallfahrer an der Klosterpforte etwas zu essen. Eine Pilgerstube wurde dann 1916 eingerichtet. Die heutige Klosterschänke samt Biergarten kann mehrere Hundert Gäste zugleich verköstigen. Serviert wird das Klosterbier vom ebenfalls von Franziskanern betreuten Kreuzberg oder auch exklusiver Wein von der Lage „Engelberger Klostergarten“.