Weltweit gehörte Stimme der Stimmlosen
Franziskanischen Anliegen und Werten ein politisch wirksames, internationales Forum zu verschaffen, das war vor zwei Jahrzehnten der Traum einer kleinen Gruppe franziskanischer Brüder und Schwestern. Er hat sich vor 14 Jahren verwirklicht mit der Gründung der “Franciscans International“.
Sie werden ihn ausgelacht haben – damals 1219 im Heerlager der christlichen Kreuzfahrer bei Damiette, als Franziskus ihnen predigte und sie ermahnte, nicht in den Kampf zu ziehen. Und als er dann in das Heerlager des Sultans wechselte, werden sie ihn für vollkommen verrückt gehalten haben. Inmitten der Kreuzzugswirren waren sich Franziskus und der Sultan von Ägypten mit Hochachtung und Respekt begegnet.
Eines steht fest: Franziskus hat sich eingemischt – in das kirchliche und politische Leben seiner Zeit. Er hat sich nicht hinter Klostermauern zurückgezogen, sondern die Welt zu seinem “Kloster“ ernannt. Das Evangelium hat er auf den Marktplätzen verkündet und sich mit den Ärmsten der damaligen Zeit, den Aussätzigen, solidarisiert. In einem eigenen Brief hat er sich an die “Lenker der Völker“ gewandt und sie an ihre moralische Verantwortung für ein gerechtes Zusammenleben erinnert.
Franziskaner mischen sich ein. Franziskanische Schwestern und Brüder entdeckten die politische Dimension ihres Lebens in den letzten Jahrzehnten neu. Sie begannen sich einzumischen, indem sie für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung eintraten. Anfangs wurden sie auch belächelt – manchmal sogar in den eigenen Gemeinschaften. Doch durch ihr beharrliches Engagement haben sie ein Umdenken bewirkt und ein neues Gespür für gesellschaftliche Verantwortung in ihren Gemeinschaften wecken können. “Wir sind davon überzeugt, dass Franciscans International (Abk.: FI) konkrete Möglichkeiten für Franziskaner jeden Ordens und jeder Kongregation bietet, da FI sich umfassend für die Armen, Flüchtlinge und die Opfer der Unterdrückung einsetzt. Wir betrachten FI als unsere Stimme vor den internationalen Foren.“, erklärten die Minister der Konferenz der Franziskanischen Familie in ihrer Weihnachtsbotschaft 2002.
Bescheidene Anfänge. Zwischen den bescheidenen Anfängen von FI und dieser Anerkennung durch die Generalminister der franziskanischen Gemeinschaften liegen 20 Jahre. 1982 begannen eine Schwester aus den USA und ein Bruder aus Malta davon zu träumen, die franziskanischen Anliegen und Werte vor den Gremien der Vereinten Nationen in New York präsent zu machen. Sie knüpften Kontakte mit Mitarbeitern der UN-Verwaltung und zu Mitgliedern anderer Nicht-Regierungs-Organisationen wie amnesty international oder Caritas Internationalis.
Diese Initiativen mündeten 1989 in die Gründung von Franciscans International mit einem Büro am Hauptsitz der UNO in New York. Einsatz für die Armen und Menschenrechte, Friedensarbeit und Bewahrung der Schöpfung bildeten und bilden die Schwerpunkte des Engagements in den verschiedensten Gremien der UNO.
Wirkung weltweit. Wichtig war ebenfalls die Anerkennung durch die UNO. 1989 hatte die UNO Franciscans International als Nicht-Regierungs-Organsiation anerkannt, 1995 erhielt FI Beraterstatus im Wirtschafts- und Sozialrat der UNO. FI kann damit an den Sitzungen verschiedener UN-Gremien (z.B. der UN-Menschenrechtskommission) und an UN-Konferenzen (z.B. am UN-Gipfel zur nachhaltigen Entwicklung 2002 in Johannesburg) teilnehmen und durch mündliche und schriftliche Eingaben deren Arbeit mitgestalten.
Gemeinsam mit den Dominikanern eröffneten 1997 die Mitglieder der FI ein eigenes Büro in Genf, dessen Schwerpunkt der Einsatz für Menschenrechte ist. Wichtige UN-Gremien im Bereich Menschenrechte sind in Genf angesiedelt, so die Menschenrechts-Kommission, das Hochkommissariat für Flüchtlinge, die Weltgesundheitsorganisation, die Welthandelsorganisation und die Internationale Arbeitsorganisation.
Internationaler Einsatz. Eine Stärke von Franciscans International ist die weltweite Verbreitung der franziskanischen Gemeinschaften in über 140 Ländern. Schwestern und Brüder von der Basis können sich mit ihren Anliegen an die Büros von FI in New York und Genf wenden. Wie das konkret aussieht, zeigt ein Blick auf das franziskanische Engagement in der UN-Menschenrechtskommission. Diese ist das höchste Organ der internationalen Gemeinschaft für die Formulierung und Beobachtung der Menschenrechtspolitik. Dieses Gremium trifft sich jährlich im Frühjahr zu sechswöchigen Sitzungen in Genf. Zu der Kommissionssitzung 2002 lud FI 27 Franziskanerinnen und Franziskaner nach Genf ein. Gemeinsam setzten diese sich ein für: die allgemeine Religionsfreiheit, die Vorbeugung gegen Menschenhandel und für den Schutz der Opfer, die internationale Anerkennung und Durchsetzung des Rechtes auf Entwicklung, die Verteidigung international anerkannter Menschenrechtsstandards im Heiligen Land, Indonesien, Kolumbien und Pakistan (vgl. Jahresbericht FI-Genf 2002).
Engagement für Menschenrechte. Franciscans International sieht ihre Aufgabe als Nicht-Regierungs-Organisation darin, zwischen den Anliegen der Basis und den politischen Strukturen auf der Weltebene zu vermitteln. So wirbt sie für die Bemühungen der franziskanischen Schwestern und Brüder vor Ort in den Gremien der Vereinten Nationen, vermittelt Kontakte und Diskussionsrunden zwischen Franziskanern und Diplomaten zu den Themen Gerechtigkeit, Frieden, Menschenrechte und Bewahrung der Schöpfung. Sie veranlasst Untersuchungen und schriftliche Stellungnahmen zu Entwicklungsfragen, Menschenrechten und Friedensarbeit. Außerdem laden die FI-Mitglieder Schwestern und Brüder und deren Partner zu Fortbildungsveranstaltungen und Seminaren ein.
In den FI-Vertretungen in New York und Genf arbeiten nicht nur Schwestern und Brüder aus verschiedenen franziskanischen Gemeinschaften, sondern auch Laien und Freiwillige. Über ihre Arbeit informiert Franciscans International zweimal im Jahr mit einem Rundbrief (FI-Newsletter) und natürlich über ihre Internetseite (www.FranciscansInternational.org).