21. Oktober 2011

Ein Licht im Dunkel

Bei einem Besuch in der Ewigen Stadt wurde Bruder Andreas von Generalökonom Bruder Giorgio Silvestri eingeladen, die vor gut einem Jahr in Rom eröffnete „Expo Kolbe“ zu besuchen. Durch die Ausstellung unter dem Motto „Ein Licht im Dunkel“ führte dann Bruder Francisco Diaz Valdez. Im Dezember 2010 hatte Papst Benedikt XVI. über den heiligen Maximilian M. Kolbe gesagt: „Wie viel Licht ist von dieser Gestalt ausgegangen und hat andere ermutigt, sich hinzugeben, den Leidenden, den Unterdrückten nahe zu sein!“



Bei der „Casa Kolbe“ in der Via San Teodoro steht Bruder Francisco bereits vor der Tür, ein mexikanischer Franziskaner-Minorit und studierter Mariologe. Er führt im Auftrag des Ordens interessierte Pilger und Touristen durch die Ausstellung. Nach dem obligatorischen Espresso geht es los, zunächst mit einem kleinen Ausflug in die Geschichte: Nach Rom kam Maximilian gegen Ende des Jahres 1912 – sieben Jahre lang wird er hier studieren. Zunächst widmet er sich dem Philosophiestudium an der Päpstlichen Universität Gregoriana, anschließend dem Theologiestudium an der ordenseigenen Fakultät Sankt Bonaventura, welche sich damals – vor dem Umzug in das Stadtviertel EUR im Jahr 1964 – eben in jenem Gebäude befand, in der heute die Expo Kolbe untergebracht ist. Beide Studiengänge schließt Maximilian mit dem Doktorgrad ab. In Rom legt der junge Ordensmann auch seine Feierliche Profess ab und hier wird er am 28. April 1918 zum Priester geweiht. Doch seine römische Zeit ist nicht nur von Höhepunkten geprägt, so erzählt Bruder Francisco: Immer wieder wird er Augen- und Ohrenzeuge, wie die Freimaurer die Kirche und die Priester bekämpfen. Diese Erlebnisse tragen mit zur Gründung seiner Marianischen Initiative bei, der Miliz der Immaculata, über die der SENDBOTE in der Oktober-Ausgabe ausführlich berichtete.



DAS GRÜNDUNGSZIMMER

Mit der Gründung der M.I. sind wir im ersten Raum der Ausstellung angelangt, nämlich im „Gründungszimmer“. Dieses hat man so herzurichten versucht, wie es damals ausgesehen hat. An einer Wandseite hängen Porträts von Maximilian Kolbe und den sechs Gründungsmitgliedern der M.I. Doch der Blick wird beim Übertreten der Türschwelle in die Mitte geführt. Auf einem kleinen Tisch liegt die Kopie der Gründungsurkunde der marianischen Vereinigung, angestrahlt von einer Original-Lampe aus Niepokalanów – nicht ganz ohne Stolz erzählt Bruder Giorgio, wie er sie persönlich in der von Maximilian Kolbe gegründeten Klosterstadt vom derzeitigen Guardian geschenkt bekommen hat.

Unweit des Gründungszimmers liegen zwei Kapellen: eine kleine Hauskapelle, in der sich die Konventsgemeinschaft der „Casa Kolbe“ zum Stundengebet versammelt, und eine geräumige Kirche, die auch für Gruppenmessen häufig genutzt wird. Nicht wenige der weltweit etwa fünf Millionen Mitglieder der M.I., so erzählt Bruder Francisco, haben schon die neue Ausstellung besucht und hier Messe gefeiert.



LOURDES – NIEPOKALANÓW – AUSCHWITZ

Die römische Ausstellung selbst ist übrigens Teil eines größeren Konzepts: An vier europäischen Orten will die Ordensleitung verschiedene Aspekte des Kolbe-Lebens beleuchten. Während sich die römische Ausstellung vorrangig auf die Zeit der Ausbildung konzentriert, richtet die Ausstellung in Lourdes den Blick auf das Geheimnis der Unbefleckten Empfängnis. In Niepokalanów versucht man, den missionarischen Geist Kolbes zu vertiefen, und in Auschwitz-Harmęże wird eine Annäherung an das Lebensopfer des Minoriten unternommen.

Freilich findet man alle diese Aspekte in der Ausstellung Expo  Kolbe angedeutet. Dazu führt uns Bruder Francisco in das ehemalige Refektorium, den Speiseraum des Klosters. In sieben großen Glasvitrinen werden Ausschnitte aus Maximilians Leben dargestellt, so zum Beispiel seine römische Zeit, seine Priesterweihe oder sein Martyrium im Konzentrationslager. Die wenigen Textbausteine sind in verschiedenen Sprachen gedruckt bzw. erscheinen auf den großflächigen Displays. Die Fotos, Symbole und Erinnerungsgegenstände in den Glasvitrinen kommen ohne große schriftliche Erklärung aus. Ein Vorteil, so Bruder Francisco: Je nach Zeit, Hintergrundwissen und Interesse der Gruppe kann er entlang der vorgeschlagenen Elemente die Führung gestalten und individuell auf die Zuhörer eingehen. Bei mir musste er sich aufgrund meines bereits reservierten Zugplatzes für die Heimfahrt leider kurzfassen. Doch ein Besuch der Ausstellung lohnt sich für interessierte Kolbe-Anhänger. Sie ist werktags von 9-12 und 15-18.30 Uhr geöffnet (www.expokolbe.com).

Vor der Abfahrt wollte mir Bruder Giorgio noch den Ausblick vom Dach gönnen – und zufrieden erzählt er hier oben vom Gesamtkomplex „Casa Kolbe“, für dessen Renovierung er mitverantwortlich war. Nach der Kolbe-Ausstellung freut er sich besonders – er ist für die Finanzen des Ordens verantwortlich – über das gut gehende 4-Sterne „Kolbe Hotel Rome“, das in einem großen Teil des ehemaligen Konventes untergebracht ist.

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016