Vier Initiativen für das Leben

07. Juni 2005 | von

Antoniusfest 2005: Wieder einmal geht es um Menschen am Rande, denen wir mit unseren Projekten neue Hoffnung schenken wollen. In Burkina Faso soll ein Gesundheitszentrum für Notfallpatienten und Kinder entstehen, in Brasilien wollen wir mit 300 Zisternen Zukunft schenken, in Indonesien bauen wir  Tsunami-Opfern ein neues Heim und in Indien wollen wir allein gelassenen Aids-Kranken ein letztes Zuhause bieten. Stellen Sie sich mit uns auf die Seite der Armen!



 



 



Den eigenen Glauben bezeugen, indem wir das Leben lieben und annehmen, von der Geburt bis zu Krankheit und Tod – das ist der rote Faden, der die vier Projekte verbindet, die wir Ihnen zum Fest des heiligen Antonius am 13. Juni empfehlen. Deren Planung und Betreuung haben unsere Missionare in Burkina Faso, Brasilien, Indonesien und Indien übernommen. Sie werden das Ergebnis Ihrer Hilfe an die benachteiligten Menschen weitergeben:  an Kinder ohne medizinische Grundversorgung in Burkina Faso, an Familien ohne Trinkwasser im Nordosten Brasiliens, an Obdachlose in Indonesien und an Aidskranke in Indien.





 



BURKINA FASO



 



Ein medizinisches Zentrum für Notfälle mit einer Abteilung für unterernährte Kinder



 



“Ich war krank, und ihr habt mich besucht“. Dass diese Worte des Matthäusevangeliums für ihn und seine Mitbrüder aus der Provinz Abbruzzen von grundlegender Bedeutung werden würden, hatte Bruder Giacomo nicht vermutet, als er am 5. November 2002 in Sabou (Burkina Faso) ankam. Aber die Wirklichkeit in der Diözese Koudougou war hart, zu hart. Mütter, die bei der Geburt starben, Kinder, die unter schwerer Unterernährung litten und bei den kleinsten Krankheiten hinweg gerafft wurden.



Eine Sanitätsstation war dringend nötig, vor allem um Notfälle und Kinder zu behandeln, die am meisten unter Infektionen leiden. Die beiden Krankenhäuser in Koudougou und Ouagadougou sind zu weit entfernt und außerdem überfüllt, und in  der Gegend um Sabou gibt es in einem Umkreis von 320 Quadratkilometern keine Gesundheitsversorgung für circa 80.000 Menschen.



 



Alle für eine Station. In der Zwischenzeit war die Mission unter die Zuständigkeit der polnischen Provinz gefallen: Heute sind es fünf Brüder (zwei polnische, zwei italienische und einer aus dem Togo), die sich gemeinsam der neuen Herausforderung stellen.



Mittlerweile sind sie ein fester Bezugspunkt für die Menschen, und diese unterstützen mit ganzer Kraft das Projekt der Sanitätsstation. Bruder Giacomo resümiert: “Wir haben es schon geschafft, 100.000 Euro für den Kauf eines Stück Landes, eines Brunnens und eines Generators zu sammeln. Jetzt fehlt uns noch das Geld für den Bau des medizinischen Zentrums, das wir dem heiligen Maximilian Kolbe widmen möchten. Dafür hoffen wir auf Eure Hilfe“.



Trotz der Hilfe sterben noch viele Menschen, was für die Helfer vor Ort frustrierend ist. “Man lernt, im Kleinen zu denken, auf die franziskanische Weise“, erklärt Bruder Giacomo, wie er damit zurechtkommt. “Wenn man nur einen Blick für die Gesamtheit hat, wird man vom Ausmaß der negativen Dinge überwältigt und gibt vielleicht auf. Aber wenn man den einzelnen Menschen sieht, den man gerettet hat, versteht man, dass für diese Person das Leben weitergeht und dass diese kleine gute Tat eine ganze Welt ist, die weiterlebt“.



 



Das Land und seine Gesundheitsversorgung




 - Bevölkerung: 13 Millionen (2003)

 - Lebenserwartung: 46 Jahre (2003)

 - Bevölkerung, die mit weniger als einem Dollar pro Tag lebt: 45 % (1992-2002)

 - Kindersterblichkeit (unter einem Jahr): 107 von 1000 (2003)

 - Kindersterblichkeit (unter fünf Jahren): 207 von 1000 (2003)

 - unterernährte Kinder (unter fünf Jahren): 34% (2003)

 - Zugang zu Trinkwasser: 51% (2002)

 - Staatsausgaben für die Gesundheitsversorgung: 7%

 - Ausgaben für die Verteidigung: 14%


Quelle: Unicef



 



 



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Das Projekt im Überblick



 



Medizinisches Zentrum “Maximilian Kolbe“, Sabou (Koudougou)

Errichtung des Gebäudes: Empfang, drei Behandlungsräume, Apotheke, Analyselabor, Schlafräume für das Personal, Saal, Küche, sanitäre Einrichtungen





Kosten: 200.000 Euro



 



 



 



BRASILIEN



 



300 Regenwasserzisternen für Familien in Trockengebieten



 



Wasser ist ein kostbares Geschenk für die Menschen im Trockengebiet Brasiliens, einer großen ländlichen Region im Nordosten des Landes, wo auf kurze heftige Regenfälle lange Trockenzeiten folgen. Pater Luciano Bernardi kennt dieses Klima gut. Er lebt dort seit 22 Jahren, bei den “Landlosen”, armen Bauern, die von den Großgrundbesitzern ausgebeutet werden.



Der lebhafte Blick Pater Lucianos lässt an den Namen der Gruppe ”Olho vivo” denken, der er angehört. Sie ist aktiv in Itaberaba, eine Stadt im Staat Bahia. ”Olho vivo” bedeutet lebendiges Auge, ein Auge, das sensibel ist für die Bedürfnisse der Menschen, Voraussetzung für das gemeinsame Finden von Lösungen. Pater Luciano hat die Situation mit seinen lebendigen Augen erfasst: “Die Menschen sind arm hier. Sie besitzen kleine Landparzellen, die noch nicht mal zum Überleben reichen. Es gibt hier wolkenbruchartige Regenfälle und dann für Wochen nicht einen Tropfen Wasser. Dadurch verlieren die Bauern die Ernte einmal, zweimal, dreimal in Folge. Ihre Widerstandskraft ist beeindruckend. Ohne ein Wort der Klage sind sie mit dieser trockenen Erde tief verwurzelt.”



Die Lösung – Zisternen, um das Regenwasser zu sammeln – war schon seit dem Ende des 19. Jahrhunderts klar, aber sie war von den Institutionen immer mit der Begründung ignoriert worden: zu einfach und zu wenig technologisch. Stattdessen kamen Tiefbohrer, um Brunnen zu bauen, mit Pumpen und Entsalzungsanlagen, und das inmitten von Menschen, die weder Lesen noch schreiben konnten, und sich abzappelten, um zu überleben. “Es war ein Fiasko. Die Erde hier ist reich an Salzkristallen und nach einigen Monaten ist das Wasser des Brunnens nicht mehr trinkbar und schädlich für die Umwelt”, so Pater Luciano.



Zukunfstinvestition Zisterne. Die Kirche hatte zuerst begriffen, dass es an der Zeit war, das Evangelium konkret umzusetzen – und diesen Menschen zu helfen. “Trotz aller Anstrengungen sind noch viele Familien ohne Zisterne. Hier in Itaberaba bräuchte man mindestens 1800, aber seit 2001 sind erst knapp 300 gebaut worden. Hundert davon verdanken wir der Hilfe der Gruppe “Olho Vivo” und der Gemeinschaftsarbeit der Menschen.“ Pater Lucianos Appell: “Daher bitte ich euch, uns beim Bau von mindestens 300 weiteren Zisternen zu helfen. Es wäre ein großer Schritt für die Zukunft der Menschen hier.”



Was bedeutet es für eine Familie im Trockengebiet endlich Trinkwasser zu haben? Pater Luciano: “Es bedeutet, dass die Frauen nicht mehr einen Großteil des Tages mit der Suche nach Trinkwasser verschwenden müssen. Und dass die Kinder und Alten weniger krank werden. Aber vor allem bedeutet es, dass man gemeinsam wieder aufleben kann.“



 



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Das Land und seine Wasserversorgung



 



- Bevölkerung: 178.470.000 (2003)



- urbanisierte Bevölkerung: 83%



- Lebenserwartung: 68 Jahre (2003)



- Sterblichkeit von Kinder unter fünf Jahren: 35 % (2003)



- Trinkwasser im Haus (2002): 1. städtische Regionen: 91%



2. ländliche Regionen: 17%



Versorgung durch ein Gesundheitssystem (2002):



1.     städtische Regionen: 83%



2.     ländliche Regionen: 35%



 



Quelle: Weltgesundheitsorganisation



 



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Das Projekt im Überblick



 



Bau von 300 Zisternen in der ländlichen Gegend von Itaberaba (Bahia)



Ausbildungskurse: für die Erbauer von Zisternen und für die Familien in der Wartung der Zisternen und der Trinkwasseraufbereitung



Kosten: 300 Euro pro Zisterne



Gesamtkosten: 100.000 Euro



 



 



 



 



INDONESIEN



 



45 Häuser für die Evakuierten des Seebebens von Banda Aceh



 



Nach 37 Jahren Missionsarbeit in einem islamischen Land mit starken radikalen Splittergruppen, wie es Indonesien ist, dachte Pater Ferdinando Severi eigentlich, schon über genügend Erfahrungen zu verfügen. Die Erinnerungen an das Jahr 1993 sind noch lebendig, an die ersten Tage in seiner letzten Missionsstation, der Pfarrei “Herz Jesu” von Banda Aceh, im Norden Sumatras. Der Imam der Moschee, die direkt vor seiner Kirche steht, hatte seine Ankunft mit viel Getöse durch den Lautsprecher verkündet: “Vorsicht, der Pater ist angekommen, um euch zu bekehren.” Pater Severi ließ sich nicht entmutigen und antwortete: “Mein Gott ist allumfassend und er lehrt mich, alle zu lieben, auch die muslimischen Brüder.”



 



Tsunami-Katastrophe. Das bewies er ihnen tatkräftig: Er öffnete jedem, der medizinische Versorgung brauchte, die Türen des Operationssaales des katholischen Krankenhauses in Medan. Dort operieren Ärtzte aus dem Ausland kostenlos Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen. Aber das Schicksal hielt für ihn noch eine besondere Überraschung bereit: Er hielt sich in Meulaboh auf, der am meisten vom Tsunami betroffenen Stadt, als am 26. Dezember die große Welle anrollte. Er rettete sich auf wunderbare Weise: Er kletterte auf das Dach einer Moschee. Aber er sah das volle Ausmaß der Verwüstung, die Toten, die Qual der Überlebenden.



In seiner Missionsstation Banda Aceh waren 50 Tote zu beklagen, 45 Häuser zerstört, viele andere verwüstet. Die Schule war überschwemmt und die Kirche eine Ruine.  “Als wir es geschafft hatten, unsere Schule wiederzueröffnen, waren von 400 Schülern nur 15 zurückgekommen”, schreibt P. Severi in seinem jüngsten Brief. “Ein Kind aus der ersten Grundschulklasse stand am Eingang – an seine Mutter geklammert – und weinte, weil es seine Kameraden nicht mehr antraf.”



Mit 70 Jahren muss nun der Franziskaner-Minorit die Kraft finden, noch einmal von vorne anzufangen und seinen überlebenden Pfarrkindern neue Hoffnung zu schenken. Er bittet uns um Hilfe beim Wiederaufbau von 45 zerstörten Häusern.



 



 



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Das Land und der Tsunami



 



Einwohner: 219.883.000 (2003)



Religionszugehörigkeite: 86% Moslems, 10% Christen



Lebenserwartung: 67 Jahre (2003)



Kindersterblichkeit (unter 5 Jahren) 41 von 1000 (2003)



Bruttoinlandsprodukt pro Kopf: 810 Dollar (2003)



Staatsausgaben für Gesundheit: 1%



Seebebenopfer:



1.     gesichert 127.420



2.     vermisst 116.368



Quelle: Unicef, AsiaNews



 



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Das Projekt im Überblick



 



Bau von 45 Häusern für die Obdachlosen der Pfarrei “Herz Jesu” in Bandah Aceh



Kosten: 1 Haus: 5000 Euro



Gesamt: 225.000 Euro



 



 



INDIEN



 



 



Gesundheitszentrum für Aidskranke



 



“Wir wollen Aidskranke genauso liebevoll umsorgen, wie der heilige Franziskus die Aussätzigen umarmte.” Das haben sich die Brüder der Kustodie Indien vorgenommen. Nach 25 Jahren Leben mit ihrem Volk (sie kamen 1980 nach Kerala), haben sie erkannt, dass die neuen Aussätzigen weder durch Rasse noch durch Religion dazu werden. Aids hat es geschafft, die Kasten abzuschaffen, indem es alle in der Dramatik seines Krankheitsverlaufs gleich macht: Hinter der Krankheit ist nur der Mensch geblieben, mit all seinem Leid und seiner verletzten Würde.



Nach einer jüngst veröffentlichten Studie sind 36 Prozent der Inder überzeugt, dass der Kranke selbst Schuld hat an seiner Krankheit. 34 Prozent wollen mit infizierten Personen nichts zu tun haben, ein Fünftel glaubt, dass Aids eine Strafe Gottes sei. Die Folgen dieser Haltung sind entsetzlich: Aidskranke sterben auf der Straße, und nicht einmal Angehörige stehen ihnen bei. Ein Prozent HIV-positiv – die blanke Zahl erscheint wenig, aber dahinter stehen Millionen Fälle. Und die Zukunft ist laut den Vereinten Nationen düster: 2015 wird es 12,3 Millionen Aids-Tote geben.



 



Beistehen und trösten. “Wie viel Einsamkeit und wie viel Verzweiflung wird es noch geben”, betont Pater Matthew Purayidom, ein indischer Bruder, “wenn keiner hilft, die Vorurteile zu brechen, keiner beisteht und tröstet, keiner Mitleid lehrt. Diese Situation ist für uns Brüder eine echte Herausforderung.”



Aus diesen Überlegungen heraus erwuchs die Entscheidung, ein Zentrum der Palliativpflege einzurichten. In diesem soll den Patienten im Endstadium Erleichterung bei den vom Virus verursachten Krankheiten geschaffen werden. Außerdem sollen drei Brüder zur Pflege ausgebildet und franziskanische Schwestern am Ort um Hilfe gebeten werden.



Das “Assisi Snehalaya HIV/Aids Rehabilitationszentrum“ wird an einem Kreuzungspunkt wichtiger Verkehrsadern in Tamil Nadu errichtet, einem der indischen Staaten mit den meisten Aidsfällen. Dort sind schon seit einiger Zeit franziskanische Brüder und Schwestern sozial-karitativ tätig. Der Großteil der Menschen, denen sie helfen, gehört einer anderen Religion an. Was bedeutet es, einen Hindu oder einen Moslem auf seinem Weg zu Bruder Tod zu begleiten? Pater Matthew quittiert diese provokante Frage mit einem Lächeln: “Es bedeutet ganz einfach, an der Seite des Sterbenden bleiben, ihm die Hand zu halten. Wissen Sie, was einer von ihnen und gesagt hat? ‚Endlich habe ich durch euch das Gesicht meines Gottes gesehen.’“



 



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Indien und Aids



 



Gesamtbevölkerung: 1.065.462.000 (2003)



Lebenserwartung: 64 (2003)



Kindersterblichkeit (unter 5 Jahre): 87 von 1000 (2003)



Bevölkerungsanteil, der mit weniger als 1$ am Tag lebt: 35%



Staatsausgaben für das Gesundheitswesen: 2%



Verteidigungsetat: 15%



Anteil der Infizierten: weniger als 1%



Aidsinfizierte (geschätzte Zahlen): zwischen 2.500.000 und 8.500.000 (2003)



Quelle: Unicef, Unaids



 



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Das Projekt im Überblick



 



Bau des Assisi Snehalaya Hiv/Aids rehabilitation centre (in Ettimadai, Coimbatore, Tamil Nadu):



1. Behandlungsräume und Zimmer für die Schwestern, 330 m²



2. Schlafsaal für Frauen, 370 m²



3. Schlafsaal für Männer, 370 m²



4. Refektorium, 268 m²



 



Gesamtkosten: 210.000 Euro



 



 



 



 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016