Für Arme ein Luxus:
Im kleinen Nkozi Hospital bei Kampala/Uganda können jetzt viele Menschenleben gerettet werden. Die Caritas Antoniana ließ einen desolaten Operationssaal wieder herrichten. Die Behörden wollten ihn bereits schließen.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt in Uganda bei fünfzig Jahren. Von tausend Lebendgeburten sterben 79 Säuglinge. Extrem hoch ist die Sterblichkeit der Mütter im
Wochenbett. Nach Auskunft der UNO sterben 880 Frauen von Hunderttausend. Solche Zahlen machen nachdenklich, immerhin spielt Uganda eine Vorreiterrolle in Afrika.
International angesehen ist Präsident Yoweri Museveni, seit 1986 im Amt, kreditwürdig bei der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds. Doch war bis vor einem Jahr nur eine einzige Partei im Land zugelassen. Die wirtschaftlichen Indikatoren zeigen nach oben, aber nicht alles ist Gold, was glänzt. Weiterhin herrscht Krieg im Norden und bringt Leid über das Land. Zwanzigtausend Soldatenkinder; Millionen von Flüchtlingen, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, die vor der gewalttätigen Guerilla und der regulären Armee fliehen; weit verbreitetes Elend, denn 38 Prozent der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze und nur 56 Prozent haben Zugang zu Trinkwasser.
Im Gesundheitswesen wurden in den letzten Jahren wichtige Reformen durchgesetzt. Die Regierung hat die Rolle der privaten Gesundheitsdienste für das Gemeinwohl anerkannt. Meist sind es uneigennützig tätige, kirchliche Institutionen. Jetzt wurden sie mit allen Rechten und Pflichten in das
nationale Gesundheitssystem einbezogen. Dies war eine wichtige Entscheidung, denn immerhin deckt die private Gesundheitsfürsorge zu vierzig Prozent den Gesundheitsdienst im gesamten Land ab, und in armen Regionen werden nur private Institutionen tätig.
Das Nkozi Hospital ist dafür ein Beispiel. Die Erzdiözese Kampala ist Eigentümerin des Krankenhausgebäudes, das in Zusammenarbeit mit einer Regierungskommission betrieben wird, unter der Leitung einer örtlichen Kongregation, den Schwestern vom Unbefleckten Herzen Mariens.
Das Krankenhaus liegt an der
äußerst verkehrsreichen Verbindungsstraße von Kampala nach Masaka. Mit seinen hundert Betten ist es für das weiträumige Gebiet von Mpigi, Masaka und Kalanga zuständig.
Hundert Betten für ca. 125.000 Menschen! Dieses Hospital muss also alleine fertig werden mit Aids, Malaria, schweren Unfällen und komplizierten Geburten. Die Menschen hier könnten sich nie die Behandlung in einem Krankenhaus der Hauptstadt Kampala leisten, das wäre viel zu weit weg und zu teuer.
Sister Elizabeth Nalumansi schickte uns im März 2004 als die verantwortliche Krankenschwester einen Hilferuf: „Unser Hospital wurde vor über sechzig Jahren gebaut. Der Operationssaal ist in desolatem Zustand. Jede Benutzung stellt ein Risiko dar, denn wir können die hygienischen Normen nicht einhalten. Die Infektionen bekommen wir nicht unter Kontrolle. Dadurch bringen wir viele Menschenleben in Gefahr, vor allem Mütter mit komplizierten Geburten, samt ihren Babies. Die Regierung droht uns damit, den Operationssaal zu schließen, wenn wir es nicht schaffen, einen Mindeststandard zu garantieren. Die öffentlichen Zuschüsse reichen gerade mal zur Deckung der täglichen Ausgaben, nicht für Renovierungen. Helft uns, diesen Gesundheitsdienst weiter zu betreiben, sonst besteht für viele Menschen keine Hoffnung mehr.“
Das korrekte Gutachten, von einem Techniker erstellt über den Zustand der Operationssäle, zählt auf: Decke und Dach müssen erneuert werden; Wände und Fußboden sind zu kacheln; die von Termiten angegriffenen Türen und Fenster müssen durch Metallrahmen ersetzt werden; anzulegen sind ein Abflusskanal für organische Flüssigkeiten sowie eine Wäscherei; der Operationsbereich ist vom allgemeinen Behandlungsraum zu trennen; die gesamte Elektroinstallation muss neu erstellt werden; Schiebetüren sind einzurichten, um den Durchgang für Krankenbahren zu erleichtern. Geschätzte Kosten: 14.000 Euro. Für unsere Maßstäbe ist es eine geringe Summe. Sie kann in Zukunft Tausende von Menschenleben retten.
Die Caritas Antoniana hat das Projekt geprüft und gebilligt. Die erste Rate von 7.000 Euro trifft im Dezember 2004 ein, die zweite im März 2005. Und mit einem Timing, das wir Afrika normalerweise nicht zutrauen, wurde der Umbau im August abgeschlossen.
„Am 10. Dezember 2003 brachte ich hier meinen ersten Sohn zur Welt“, erzählt Josephine mit einem Kindergesicht, höchstens 18 Jahre alt. „Es wurde eine komplizierte Geburt, ein Kaiserschnitt war nötig. Jetzt bin ich zum zweiten Mal hier und wollte meinen Augen nicht trauen: das Dach aus Zement, der Fußboden gekachelt, alles neu hergerichtet. Ich habe mich viel sicherer gefühlt.“ Die 43-jährige Prossy nickt: „Ich hatte keine Wahl, ich musste mich hier operieren lassen, aber ich hatte Angst.“ Auch Annett ist erst 18 Jahre alt: „Meine Mutter ist eine traditionelle Hebamme. Ich hatte mich darauf verlassen, dass sie mir bei meiner Geburt beisteht.
Doch das Baby wollte und wollte nicht kommen. Gerettet hat uns ein Kaiserschnitt, in einem funkelnd-neuen Operationssaal.“ Man hört ihr kaum unterdrücktes Staunen heraus, so als ob Sicherheit und Qualität für die Armen ein Luxus wäre.
Begeisterung ist auch beim Brief von Schwester Elizabeth herauszuspüren, der eigentlich eine offiziell-sachliche Mitteilung sein sollte: „Im Namen unseres Krankenhauses, im Namen der Menschen, denen wir beistehen und im eigenen Namen mache ich mich zur Sprecherin. Ich möchte unsere aufrichtige Dankbarkeit für das getane Werk zum Ausdruck bringen.“ Doch dann entschlüpft es ihr: „Eure Hilfe war ausschlaggebend. Gott segne euch!“