Niemand kennt den Vater, nur der Sohn
Dem Sohn Gottes widmet das Glaubensbekenntnis sechs Artikel, die Hälfte von allen. Das Christentum ist das Bekenntnis zu einem Menschen, den das Konzil den vollkommenen Menschen nennt. Bei ihm als Meister sollen Menschen das Wichtigste lernen, das es zu lernen gibt: wie man anfängt, recht und gut Mensch zu sein, damit das Leben glückt. Jesus trägt ein abgründiges Geheimnis in sich. In kühnem Vorwärtsdrängen lässt das Glaubensbekenntnis die ganze Geschichte der Schöpfung hinter sich und steuert geradewegs auf diesen Höhepunkt der Schöpfung zu: Der Ausgangs- und Mittelpunkt christlichen Glaubens ist der Glaube an Christus (O. Cullmann).
|        Verheißungsvoller       Name. Der Name Jesus war in       Israel keineswegs selten. Der Nachfolger des Mose und Führer ins       verheißene Land hieß Josua. Es ist derselbe Name.  | 
|        Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, sagt Jesus (Joh 14,9). Für Jesus selbst wurde sein Name zum Programm seines Lebens und für die Menschen zur Verheißung. In der Kraft Gottes, des Schöpfers, richtete er die durch den Ungeist verwüstete Schöpfung wieder auf. Wie er damals heilend (vgl. Apg 10,38) zu den Menschen seines Volkes unterwegs war, so ist er seit der Vollendung seines Lebens unterwegs mit der ganzen Menschheit. Christen haben von Anfang an seinen Namen angerufen und heilig gehalten. Man stellte Häuser und Geräte unter seinen Schutz und schmückte sie mit den ersten drei (griechischen) Buchstaben des Namens Jesu: IHS. Wer ist       dieser? Diese Frage, die sich       häufig in den Evangelien findet, wurde nicht erst von den Christen nach       Ostern gestellt, sondern schon von den ersten Augen- und Ohrenzeugen, die       Jesus und seine machtvolle Verkündigung kennen lernten. Das tiefe       Geheimnis seiner Person bleibt vor Ostern auch seinem engsten Jüngerkreis       noch weitgehend verborgen. Doch sein machtvolles Auftreten und Lehren       verweisen direkt darauf, dass er in einer einzigartigen Nähe zu Gott       stehen muss.   | 
|        Das ist mein Leib. Beim letzten Aufenthalt Jesu in Jerusalem anlässlich des Paschafestes kam es zur Konfrontation mit der religiösen Führerschaft. So musste Jesus realistisch mit der Möglichkeit eines gewaltsamen Todes rechnen. Diese Todesgewissheit mit dem Ausblick auf die Errettung durch den Vater hat sich beim letzten Abendmahl verdichtet (vgl. Mk 14,25). So konnte Jesus in den Deuteworten über Brot und Wein, das ist mein Leib........ das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird (Mk 14,23f.) seinen Leib anbieten und fürbittend für die Menschen hingeben, in der festen Zuversicht, dass Gott dieses Angebot annehmen und bestätigen werde. Das Wie der Verwirklichung der Gottesherrschaft, für die er bereit war zu sterben, legte er in Gottes Hand. Ostererfahrung. Seine Geschichte       geht weiter. Er zeigte sich wiederholt seinen Jüngern als der in der       Vollendung Lebende. Gott hat Jesus von den Toten auferweckt; mit diesem       Bekenntnis hat die Urkirche an die fünfzig Mal       in den neutestamentlichen Schriften ihren Glauben ausgedrückt (z.B. Röm       10,9).  Der Auferstandene sammelt seine Jünger aufs Neue, und rasch       wächst die Gemeinde der Seinen über Jerusalem, Judäa und Samaria hinaus,       bis an die Grenzen der Erde (Apg 1,8).  | 
|        Christus, der       Gesalbte. Aus Berufsbezeichnungen       sind oft Namen geworden. Mit Christus war es nicht anders. Christus ist       ein zweiter Eigenname für Jesus geworden. Was bedeutet dieser Name? In       biblischer Zeit wurden Priester, Propheten und Könige für ihren Dienst an       der Gemeinschaft mit Öl gesalbt. Die Kraft, mit der sie gestärkt werden       sollten, war Gottes Heiliger Geist. Das Öl war Symbol der Kraft, Macht und       Stärke. Die Erwartung eines Gesalbten, eines Idealkönigs aus Davids       Geschlecht war zur Zeit Jesu besonders lebendig, da man von ihm die       Befreiung vom Römerjoch und eine tief greifende religiöse Erneuerung       erhoffte. Das hebräische Wort für Gesalbter ist Messias, das griechische       Wort (mit lateinischer Endung) ist Christus.  | 
|        Der Sohn       Gottes. Zur Zeit Jesu wurde die       Bezeichnung Sohn Gottes in einem sehr weiten Sinn gebraucht, da jeder       Gerechte Sohn Gottes genannt werden konnte. Im Alten Testament trägt das       Volk Israel den Würdenamen Sohn Gottes, weil es durch die Befreiung aus       Ägypten von JHWH ins Leben gerufen worden war. In besonderer Weise gilt       der König als Sohn Gottes, dessen Zeugung durch Gott bei seiner       Thronbesteigung besungen wird (vgl. Ps 2,7; 110,1-3). Doch ist er nicht       Sohn durch physische Abstammung von Gott – so verstanden sich  die Könige der       Antike –, sondern auf Grund des besonderen Amtes, das ihm von Gott       übertragen wurde. – Diesen geläufigen Titel griffen die Christen nach       Ostern auf. Der Evangelist Markus verkündet Jesus als den Sohn Gottes, der       sich in machtvollen Taten offenbart (Mk 1,1), und doch unverstanden und       noch unerkannt bleibt. Jesus selbst weiß sich als Sohn, wie niemand       anderer Sohn ist: Niemand kennt den Sohn, nur der Vater, und niemand kennt       den Vater, nur der Sohn und der, dem es der Sohn offenbaren will (Mt       11,27). Das Geheimnis seiner Person besteht darin, dass Gott in einmaliger       Weise sein Abba-Vater ist und er – in Entsprechung dazu – in einmaliger       Weise Sohn.  | 
|        Jesus, unser       Herr. Im Bereich der       griechischen Welt wurden mit den Titel Herr (Kyrios) vor allem die Götter       angesprochen aber auch irdische Herrscher, die göttliche Ehre für sich       beanspruchten. Für den biblischen Menschen ist JHWH allein der Herr       Israels. Den Gottesnamen JHWH hat man in der griechischen Bibelübersetzung       (2. Jh. v. Chr.) mit Kyrios wieder gegeben. So können wir ermessen, was       die ersten Christen damit bekennen wollten, wenn sie Jesus ihren Herrn       nannten. Es war ein Bekenntnis, das die Christen bald in Widerspruch zum       römischen Kaiser bringen musste, der den Kyrios-Titel, und damit göttliche       Verehrung für sich beanspruchte.   | 
|        Endlich       einer  Martin Gutl  |