Liebe Freunde (September)

29. Juli 2008 | von



Die Italiener nennen „anno sociale", was etwa mit dem Monat September anläuft. Im Deutschen haben wir keinen gleichwertigen Begriff dafür. Gemeint ist der Beginn einer Phase, die ungefähr ein Jahr umfasst, und die vor allem in den Familien zu spüren ist. Nach den Sommermonaten beginnt das neue Schuljahr, und wenige Wochen später das Wintersemester. Die Älteren unter uns mögen schmunzeln über die Aufregung, mit der Kinder ihrer Einschulung entgegenfiebern oder davor bangen. Und der Besuch des Kindergartens beschäftigt nicht nur die betroffenen Kleinsten schon lange vorher, besonders wenn sie ohne Geschwister aufwachsen. Auch die Eltern müssen ziemlich rechnen und laufen, um alles unter einen Hut zu bekommen: Passt der nächstgelegene Kindergarten zu uns und kommt der oder die Kleine dort auch unter? Gibt es logistische Probleme wegen der festen Bring- und Abholzeiten? Wie flexibel ist der Arbeitgeber bei Gewährung von Gleitzeit? Fallen Betriebsurlaub und Kindergartenferien zeitlich zusammen? Umstellungen in einer Familie gibt es auch, wenn aus Gymnasiasten Studenten werden und womöglich den Wohnort wechseln müssen. Das Thema Familie ist unerschöpflich. Professor Dr. Reinhold Ortner zeigt in seinem Beitrag an einigen Beispielen auf, wie verheerend sich eine Missachtung, oft Lächerlichmachung herkömmlicher Werte hier auswirken. Freilich bleibt es immer eine Gratwanderung, einerseits das Ideal von Ehe und Familie zu beschreiben, doch andererseits nicht jene Väter und Mütter zu diskreditieren, die mit oder ohne eigene Schuld dieses Ideal nicht durchhalten konnten und nun versuchen müssen, aus ihrer Situation das Beste zu machen, für ihre Kinder und für sich selbst. Da sind der aufmerksame Blick und das offene Herz gefragt, von Seelsorgern, Pfarrgemeinden, Nachbarn und Arbeitskollegen.



Als die Generationen noch in einer Großfamilie miteinander lebten – vielleicht auch die Ansprüche an das Leben, an die Lebensqualität, wie es heute heißt, nicht so hoch gehängt wurden –, da war die Pflege der älteren Menschen fraglos integriert. Nur bei extremen Belastungsfällen wurde sie zum Thema. Die enorme Individualisierung des gesellschaftlichen Lebens hat ihren Preis. Zu zahlen haben ihn manchmal Senioren, die auf Pflege angewiesen sind. Frau Michaela Limbach zeigt auf, in welcher Richtung hier verträgliche Lösungen gesucht und gefunden wurden.



Nicht verstreichen lassen wollten wir das Jahr der Mathematik ohne einen entsprechenden Beitrag. Carl Friedrich Gauss fasziniert, schon in der Schule erwies er sich als flinker Rechner. Sind Sie dahinter gekommen, warum man bei dieser Addition so vorgehen kann? Ob ich selbst da durchblicke, verrate ich hier nicht.



Lassen wir uns vom heiligen Antonius inspirieren, zu Eifer und Treue im Glauben und zu „sozialen" Gesten im „anno sociale" 2008/2009. Dann dürfen wir unsere eigenen Sorgen und Nöte in seine Hände legen, damit er Fürbitte einlegt. Er erflehe uns Gottes segnende Hand.



Mit diesem Wunsch grüße ich Sie in herzlicher Verbundenheit!


Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016