Enger Mitarbeiter des Papstes
Am 26. August wurde der bisherige Generaldirektor des MESSAGGERO, P. Dr. Gianfranco Agostino Gardin, in der Antoniusbasilika zu Padua zum Bischof geweiht. Der Papst spart nicht mit Lob in der Ernennungsurkunde. Ergriffen und dankbar übernimmt P. Agostino sein neues Amt.
Hätten Sie es gewusst? Nahezu eine Million Ordensleute gibt es in der katholischen Kirche. Diese Zahlen nannte Kardinal Angelo Sodano in seiner Homilie. Mit mehr als 800.000 bilden Ordensschwestern die Mehrheit. Das Thema Ordensberufe in einer Predigt zur Bischofsweihe war hier besonders angebracht. Erzbischof Gardin war am 10. Juli von Papst Benedikt XVI. zum zweiten Mann (Sekretär) der Kongregation für die Institute des gottgeweihten Lebens und für die Gesellschaften des apostolischen Lebens ernannt worden.
Für die Bischofsweihe schickte der Papst seinen zweiten Mann, wie er in der Ernennungsurkunde eigens erwähnt: „Auf dich, geliebter Sohn, rufen wir die Gaben des Heiligen Geistes herab. In der Basilika des heiligen Antonius zu Padua wirst du im heiligen Ritus Nachfolger der Apostel, auf die Fürbitte der Jungfrau Maria und des heiligen Franz von Assisi. Leiten wird diese Feier unser verehrter Bruder Angelo Sodano, Kardinal der heiligen römischen Kirche, Staatssekretär und Dekan des Kardinalskollegiums.“
Neue Gnade. Die Berufung unseres Mitbruders fügt sich ein in die personelle und strukturelle Umgruppierung der vatikanischen Behörden, die Papst Benedikt im zweiten Jahr seines Pontifikates nun angeht. Seine engsten Mitarbeiter schaut er sich besonders gut an und macht seine Beurteilung auch öffentlich, hier in der Ernennungsurkunde: „Du, geliebter Sohn, scheinst uns geeignet zu sein, ein solches Amt auszufüllen. In der Tat kennen wir deine außerordentlichen Geistes- und Herzensbegabungen. Im besonderen deinen Fleiß, deine Frömmigkeit, deine Erfahrung und Klugheit, wie du sie im kirchlichen und menschlichen Bereich gezeigt hast. Mit ihnen hast du unter anderem das Amt des Generalministers deines Ordens voller Sorgfalt ausgeübt. Daher setzen wir dich kraft unserer höchsten Autorität zum Sekretär der oben genannten Kongregation ein und ernennen dich gleichzeitig zum Titularerzbischof von Cissa.“
Kardinalstaatssekretär Angelo Sodano formulierte seine Homilie mit besonderer Herzlichkeit: „Der Heilige Geist war bereits am Tag der Taufe auf ihn herabgekommen und seine heiligende Gegenwart wurde bei der Firmung bestärkt. Der gleiche Geist kam erneut herab auf den jungen Ordensmann, als er am 21. März 1970 zum Priester geweiht wurde. Jetzt, 36 Jahre später, werde ich meine Hände auf das Haupt des lieben Padre Gianfranco Agostino legen, und er wird vom Heiligen Geist eine neue Gnade erhalten: Bischof zu sein in der heiligen Kirche Gottes. Es ist dies eine Gnade, auf die er immer zurückgreifen kann im Laufe seines bischöflichen Dienstes, selbst inmitten größter Schwierigkeiten.“
Apostolisches Feld. „Wie euch gut bekannt ist“, so Kard. Sodano, „besteht das Arbeitsfeld, das Papst Benedikt XVI. dem neuen Bischof anvertraut hat, nicht in einer bestimmten Diözese, als residierender Bischof, als Koadjutor oder als Weihbischof. Er hat mit dem Heiligen Vater zusammenzuarbeiten bei dessen Aufgabe als Hirte der universalen Kirche. Er wird also so etwas sein wie der Auxiliarbischof des Papstes, in der unmittelbaren Begleitung der Ordensgemeinschaften auf der ganzen Welt, zusammen mit dem Präfekten der zuständigen Kongregation, Kardinal Franc Rodé.
Das apostolische Feld, dem sich Exz. Gardin zu widmen hat, ist das Ordensleben. Für diese Aufgabe ist er wohlvorbereitet, kommt er doch aus der großen franziskanischen Tradition, die für Kirche und Welt bereits so fruchtbar gewirkt hat. Die Gaben des Heiligen Geistes, die wir heute auf ihn herabrufen, werden ihm bei dieser wichtigen Mission helfen.“
Die große Antoniusbasilika war überfüllt. Bereits eine Stunde vor Beginn der Feier fanden die Gläubigen keine Sitzplätze mehr. Zwanzig Bischöfe waren gekommen, darunter viele aus dem Minoritenorden. Mehr als zweihundert Priester konzelebrierten, die meisten von ihnen Mitbrüder, die ihrem ehemaligen Provinzial- oder Generalminister oder Chef des MESSAGGERO nahe sein wollten.
Gefühl der Dankbarkeit. Bewegend das Dankwort des Neugeweihten am Ende der Feier: „Was sich hier bei der Feier ereignet hat, betrifft ohne Zweifel die Kirche, die christliche Gemeinschaft, denn ich bin nicht für mich zum Bischof geweiht worden, sondern für die anderen, für die Kirche. Doch was hier zum Abschluss kam, gehört auch zu meiner persönlichen Geschichte, und darin zu meiner tiefen Verbundenheit mit dem Herrn, zur intimen Angelegenheit meiner Beziehung zu Ihm. Heute hat er mich wieder einmal gerufen und mir, wie dem Apostel Petrus, mit sanfter Festigkeit wiederholt: Du aber folge mir! Und diese weitere und nachdrücklichere Berufung bedeutet für mich fordernde und bindende Anfrage, mich ganz dem Herrn zuzuwenden, mehr noch als es mir bisher in meinem Leben gelungen ist, und mich ihm ohne Vorbehalt zu weihen.
Ich bin mir bewusst, dass ich nicht mehr zögerlich sein darf in der Nachfolge Jesu. Was sich hier ereignet hat, das habe ich umzusetzen in eine klare, treue, überzeugte und zugleich freudige Praxis des Evangeliums. Ich erbitte die Hilfe eures Gebetes, damit ich nicht behindere, was der Geist in mir und durch mich wirken will.
Über eines der Gefühle, die mich in diesem Moment durchströmen, kann ich nicht schweigen. Es ist das Gefühl der Dankbarkeit. Um es deutlich zu sagen, es handelt sich hier nicht um das Danke von jemandem, der zufrieden ist, weil er einen angestrebten Gipfel erreicht hat, ein erwünschtes Ziel. Das was mir heute verliehen wurde, war nie ersehnt und nie gesucht. Meine Dankbarkeit kommt vielmehr daraus, dass mir bewusst ist: Wenn mein nicht leichtes Ja dem Papst gegenüber doch ruhig erfolgt ist, im vertrauensvollen Sichverlassen auf den Herrn, so verdanke ich dies dem, was so viele Menschen in meinem Leben gesät haben. Menschen, die dazu beigetragen haben, in mir die Gründe und die Erfahrung des Glaubens und des Liebens zu erbauen und zu nähren; die Fähigkeit, mit Verfügbarkeit und mit innerem Frieden auch unerwartete und schwierige Situationen anzunehmen.“
Einfach und milde. „Beim Rückblick auf mein Leben in diesen Tagen der Vorbereitung sind sie an mir vorbeigezogen, die Gesichter meiner Eltern, besonders meiner guten Mutter, die Gesichter meiner Verwandten, Erzieher, Ausbilder, Mitbrüder, Diözesanpriester, Freunde unter Ordensleuten und Laien, Männer und Frauen. Von so vielen habe ich gelernt, von sehr vielen habe ich empfangen. Allen gilt und wird immer gelten meine tiefe und bewegte Dankbarkeit.
Ein unverzichtbares Wort des Dankes gilt den vielen Mitbrüdern meines Ordens. Das brüderliche Leben in Gemeinschaft nach so vielen Jahren jetzt aufzugeben, das bedeutet für mich einen Übergang, unter dem ich leide. Ich finde mich jetzt sozusagen wieder außerhalb meines natürlichen Lebensraums. Doch ist sicher, dass der unterschiedliche juridische Stand nicht im geringsten den geistlichen und brüderlichen Bezug zu meinem Franziskanerorden schwächen wird.
Meine Sendung vertraue ich dem besonderen Schutz Mariens an, jener Frau, die vorbehaltlos ihr Ja zu Gott gesprochen hat. Mein geliebter Vater Franz von Assisi möge mir helfen, meine Mission in Einfachheit, Mindersein und Milde zu leben. Der große heilige Antonius von Padua, in dessen Basilika ich geweiht wurde, halte seine schützende Hand über mir.“