Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Schon seit einigen Jahren hören wir immer wieder - freilich mit Erstaunen - diese Ankündigung: Die Engel sind zurückgekehrt. Sie sind unter uns, nach wie vor: Der Schutzengel gibt uns Geleitschutz auf unseren Wegen, die Boten und Diener Gottes durchkreuzen unsere Himmel von neuem. Viele Zeichen weisen auf diese Rückkehr der Engel hin – ein Phänomen, mit dem sich unser aktuelles Thema des Monats beschäftigt.

Ist diese Nachricht eine gute? Die Frage ist berechtigt. Einige Autoren, aufmerksame Beobachter kultureller Veränderungen, werfen die Frage auf: Sind die zurückgekehrten Engel tatsächlich jene, die uns in der Bibel begegnen, die an Eckpunkten von Christi Leben auftauchen – bei Verkündigung und Geburt, bei Auferstehung und Himmelfahrt – gleichsam als Hinweis auf seine Herabkunft und seine Rückkehr in die Herrlichkeit Gottes? Oder sind an ihre Stelle die substanzlosen Figuren aus Mythos und Heidentum getreten, aus einer Welt voll von Göttern? Sind diese Engel Überbringer der Botschaft Gottes, helfen sie den Menschen, sich zu bekehren, oder treten sie an die Stelle Gottes in einer anspruchslosen Religiosität, die sich erschöpft in der Flucht in eine Phantasiewelt? Wenn das neuerwachte Interesse an den Engeln einer Abkehr von Gott gleichkommt, ist ihre Rückkehr keinesfalls eine erfreuliche Nachricht. Verantwortlich für diese Entwicklung sind die verschiedenen Strömungen des New Age, die einem Spiritualismus weit ab von der Vorstellung, die sich Bibel und christlicher Glaube von Körper und Geist machen, neue Nahrung geben.

Die durchsichtigen himmlischen Geister des New Age, deren Körperlosigkeit immer wieder betont wird, sind ein typischer Auswuchs.

Ein Journalist hat diese Entwicklung folgendermaßen resümiert: Mein Schutzengel ist konkreter erfahrbar als diese Wesen, die wie Schmetterlinge umherflattern...Hütet euch vor solchen Engeln, wenn ihr euren Glauben bewahren wollt!

Trotz diesem negativen Beigeschmack hat die Rückkehr der Engel auch eine positive Seite: Sie bringt die Christen dazu, sich wieder mit den Engeln des Evangeliums zu beschäftigen, mit den himmlischen Kreaturen, die treu zu Gott stehen und dem Menschen Freund sind. Sie waren seit Jahren quasi von der Bildfläche, oft auch aus den Predigten verschwunden. So mancher Theologe findet sich nun in einer wohl tuenden Verlegenheit angesichts der Engel-Renaissance - war er doch die Jahre über zu sehr damit beschäftigt gewesen, mit den jüngsten kulturellen Entwicklungen Schritt zu halten, hatte er doch die Engel als Personal einer infantilen Religiosität aus seinem Blickfeld gewischt.

Bei den Menschen, die sich bereits weit vom Glauben und der Kirche entfernt haben, deutet das Interesse an den Engeln zumindest auf eine Sehnsucht nach einer anderen Dimension der Wirklichkeit hin, die vom Materialismus geleugnet und verlacht wird. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein und weigert sich, in einer Welt ohne Hoffnung zu ersticken.

Für unsere Antonianische Familie sind die Engel nicht zurückgekehrt, denn sie hatten uns nie verlassen. Das vertrauensvolle Gedenken des heiligen Antonius ist nichts anderes als eine immer währende Beziehung zur unsichtbaren Welt Gottes und der himmlischen Kreaturen. Die Engel und die Heiligen leben und sind gegenwärtig, sie preisen Gott und erinnern uns an seinen Größe und sein liebevolles Sorgen für jede Kreatur. Ich grüße Sie alle in der tröstlichen Gewissheit, dass Gott uns Beistand mit auf den Weg gegeben hat – die Führung, den Rat und das Beispiel der Engel und Heiligen. Pace e bene

 

Zuletzt aktualisiert: 05. Oktober 2016