Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Für unsere Antoniusfamilie ist der Juni ein ganz besonderer Monat: Mit dem Fest des heiligen Antonius werden wir auf das spirituelle Band hingewiesen, das die Basilika von Padua mit den vielen Freunden des Heiligen in der ganzen Welt verbindet. Ihnen allen, liebe Leserinnen und Leser wünsche ich, daß dieser 13. Juni ein freudevoller und fruchtbarer Tag sein möge, in der Gewißheit, daß Gott uns liebt und daß der heilige Antonius uns wie ein Freund zur Seite steht.

Der tragische Krieg um den Kosovo, mit all den Grausamkeiten, die ihm vorangingen und ihn begleiteten, hat uns bestätigt - wenn es einer Bestätigung überhaupt bedurfte - daß die Wurzeln des Hasses und der Unterdrückung auf unserem Planeten keineswegs ausgerottet sind. Wir müssen uns jeden Tag aufs Neue für den Frieden einsetzen, um die Ursachen der Feindschaft zu beseitigen und eine neue Kultur der Offenheit für den anderen zu schaffen - ohne falsche Illusionen, aber auch ohne allzu voreilig jene zu verachten, die wir nicht verstehen, die uns eine Bedrohung scheinen, weil sie eine andere Sprache sprechen, eine andere Geschichte oder Religion haben, die uns fremd sind. Sicher sind die Arroganz der Mächtigen und die Macht der Waffen nicht die richtige Antwort auf die Erwartungen der Menschen und Völker, die unter Verachtung und Diskriminierung zu leiden haben.

Doch glücklicherweise gibt es viele kleine Zeichen und Strömungen der grenzüberschreitenden Solidarität, die dem entgegenarbeiten. Zu diesen können wir auch unsere Antonianische Familie zählen, die im Namen des heiligen Antonius und des einen Vaters vereint ist und konkrete Gesten der Solidarität leisten kann. Das beweist unter anderem das Hilfswerk Caritas Antoniana, deren Projekte für das Jahr 1999 wir in diesem Haft präsentieren.

Das wahre Zentrum unseres Christlichen Lebens ist - auch das wollen wir mit den Seiten unserer Zeitschrift mitteilen - Gott der Vater (und die Mutter) aller Menschen.

Wird der Glaube an ihn gelebt, so entstehen von selbst Brüderlichkeit und die Kraft zur Versöhnung. Frère Roger, der Gründer der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé, erinnerte sich an den entscheidenden Impuls für seine Lebenswahl, er kam von seiner Großmutter. Er erzählt: Als junger Mensch habe ich nie verstanden, wie Christen, die sich doch auf einen liebenden Gott berufen, in der Spaltung leben können. Die Erfahrung meiner Großmutter während des ersten Weltkrieges hat mich tief beeindruckt. Sie beherbergte Flüchtlinge und strebte nach Frieden. Ihr ist es gelungen, in ihrer Person den evangelischen Glauben ihrer Herkunft mit dem katholischen auszusöhnen.

Zeig uns den Vater, das genügt uns (Joh 14,8) fordert der Apostel Philippus von Jesus. Das ist uns genug, erklärt auch der heilige Antonius in seinen Sermones, weil wir in Gott das große Gut des Menschen finden. Wir schöpfen die Kraft, das Gute zu tun, aus jenem höchsten Gut, das Ursache aller Dinge und Quelle aller Güte ist.

Den Vater aller zu entdecken oder zu ihm zurückzukehren, ist der Weg in das Dritte Jahrtausend, wenn es ein neues Zeitalter auch in den Beziehungen zwischen den Menschen werden soll.

Pace e bene

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016