Liebe Freunde!

01. Januar 1900 | von

Wenn wir in den vergangenen Monaten zur Kuppel der Basilika des heiligen Antonius hochblickten, war das vertraute Bild unvollständig. Wir vermißten den Engel, der sonst die kegelförmige Kuppel über der Vierung bekrönt. Er wurde aus konservatorischen Gründen vorübergehend entfernt.

Er wird auch der Auferstehungsengel genannt und soll, gemäß den Angaben der Bauherrn, das Grab des heiligen Antonius markiert haben. Tatsächlich befanden sich die Gebeine des Heiligen von 1263 – in diesem Jahr wurden die Überreste des Heiligen im Beisein des heiligen Bonaventura übertragen – bis zu einem neuen Ortswechsel im Jahr 1310 exakt unter der Engels-Kuppel im Hauptschiff.

In früheren Jahren war die vergoldete Statue des Engels ein weithin sichtbarer Anhaltspunkt für die Pilger gewesen. Mit ausgebreiteten Flügeln, die Trompete in der einen, das antonianische Symbol der Lilie in der anderen Hand, dreht sich die Statue je nach Windrichtung um ihre eigene Achse. So wurde der Engel den Paduanern auch ein metereologischer Anhaltspunkt. Man erzählt sich, daß an windigen Tagen sogar der Klang der Trompete zu hören gewesen sei.

Heute noch erinnert er die Gläubigen an die Posaunenengel der Apokalypse und an die Worte des Apostels Paulus: Die Posaune wird erschallen, die Toten werden zur Unvergänglichkeit auferweckt, wir aber werden verwandelt werden (1 Korinther 15,52).

Eine sehr einringliche und bedeutungsvolle christliche Botschaft: an einem Grab wird gekündet von der Auferstehung Christi und seinem Sieg über den Tod und das Böse. Viele Gräber und Grabdenkmäler, pompös oder bescheiden, sind im Laufe der Jahrhunderte in der Basilika und in den benachbarten Kreuzgängen dazugekommen. Sie scheinen Ausdruck für den Glauben, daß die Nähe zu einem großen Schüler Christi die Garantie für den eigenen Sieg über den Tod ist. Vielleicht werden diese Grabdenkmäler manchen Besucher der Basilka stören, der die architektonischen Linien gerne ohne skulpturales Beiwerk genießen würde, doch sehen wir in ihnen auch ein Zeugnis des Auferstehungsglaubens und der Verbundenheit mit dem heiligen Antonius, die auch über das diesseiteige Leben hinaus erwünscht ist.

Liebe Freunde des Sendboten, möge der Auferstehungsengel gerade in diesem Monat, in dem wir unserer Toten gedenken, in uns allen den christlichen Glauben wachrufen und uns im Gebet für die Toten und in der Hoffnung auf den erstandenen Christus einen. Besonders den Lesern, die erst vor kurzem einen lieben Angehörigen verloren haben, möchte ich die aufrichtige Anteilnahme der Antoniusfamilie aussprechen. Diese Gemeinschaft besteht nicht nur aufgrund des Interesses an unserer Zeitschrift, sie ist auch verbunden durch solidarisches Handeln und spirituellen Beistand im Namen des heiligen Antonius. Ich finde, angesichts des neuen Jahrtausends ist auch das ein Weg, um sich ernsthaft auf die Zukunft vorzubereiten und zu einer Erneuerung des Christentums in unseren Ländern beizutragen.

Im Hinblick auf die letzte Bischofssynode vor dem Jahrtausendwechsel hat ein Theologe in seiner Bestandsaufnahme der europäischen Kirchen von einer Apostosie (Abfall) Europas gesprochen. Ein pragmatischer Atheismus sei anstelle des kommunistischen getreten und zersetze unsere traditionell christliche Gesellschaft. Unser Kontinent bedürfe eines Seelen-Supplements und neuer Hoffnung. Dieser Hoffnung neue Nahrung geben, das ist das Ziel der Antoniusfamilie.

Pace e bene –

 

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016