Liebe Freunde!

25. Oktober 2004 | von

Leben in einer Zeit des Umbruches – eine Erfahrung, die wir alle miteinander teilen. Wir alle werden derzeit von nie zuvor gesehenen Umwälzungen erfasst, selbst wenn wir in einem kleinen Dorf oder einem Konvent leben. Veränderungen in einem Rhythmus, der atemlos macht.
Wir sind an Bord eines Schiffes, das mit hoher Geschwindigkeit fährt: Haben wir einen Lotsen, der es sicher leitet? Und wie sieht das Reiseziel aus? Lassen wir uns vielleicht nur treiben, von Winden und Strömungen? Im aktuellen “Thema des Monats“ erfasst unser Mitarbeiter Bernhard Dagner mit sensiblem Blick die vielen Aspekte der sozialen und kulturellen Umwälzung, die gerade im Gange ist, und deckt die damit verbundenen Risiken im zwischenmenschlichen Bereich auf. 
Die Begriffe “Individualisierung“ oder “virtuelle Gesellschaft“ bezeichnen Tendenzen, die in unserer Umgebung bereits evident sind. Sie stehen weniger für die Wertschätzung und die Qualität des Individuums oder die Erweiterung der sozialen Beziehungen durch neue Technologien, sondern kennzeichnen vielmehr eine menschliche Verarmung. Auf dem Vormarsch ist vor allem eine Denk- und Lebensart, die nur um das Ego kreist. Was ich denke und will, wird das wichtigste Bewertungskriterium für alles Handeln. Beängstigend und bezeichnend – umso mehr, weil quasi in der Nachbarschaft – scheint mir der gesellschaftliche Wandel in Spanien, einem Land mit großer katholischer Tradition, das offensichtlich von einer tief greifenden moralischen Transformation erfasst ist.
Gesetze, die homosexuelle Ehen ermöglichen, Zustimmung zur Forschung an Embryonen, Pläne, die Möglichkeiten zur Abtreibung zu erweitern… das alles sind “progressive“ politische Linien, die den Forderungen Einzelner und verschiedener Gruppen und den Wünschen des Individuums entsprechen. Sie entsprechen aber ganz sicher nicht der echten Entwicklung des Familienlebens und fördern nicht das menschliche Leben, wenn sie es schon an seinem Beginn zerstören.
Die atemberaubenden neuen Möglichkeiten, via Internet an Informationen zu kommen oder mit Einzelnen und Gruppen Kontakt aufzunehmen, sind positive und anerkennenswerte Aspekte. Die Kommunikationsmedien können zu mehr Wissen, Aufklärung und Freiheit beitragen. Wir wissen aber auch, dass sie für weniger edle Ziele eingesetzt werden, für kriminelle Machenschaften, Missbrauch von Frauen und Kindern oder auch für einen “Medienkrieg“, dessen Waffen terroristische Ankündigungen und Desinformation sind.
Ganz offensichtlich sind im Umgang mit den Neuen Medien zwei Dinge wichtig: die Fähigkeit zur Unterscheidung und ein verlässlicher Kompass.
Wie in der Vergangenheit ist Christus auch heute der sichere Führer: Wer ihm folgt, wird nicht in der Finsternis wandeln. Diese Gewissheit hat die Taten unseres heiligen Antonius und das Leben unserer Verstorbenen bestimmt, die uns im Glauben vorausgegangen sind. Er ist unser Fixstern, zu dem wir, verwirrt durch die  aktuellen Umwälzungen, aufschauen können.
Sie alle grüße ich aus Padua mit dem franziskanischen “Pace e bene“!        
               
Ihr
Pater Sergio

Zuletzt aktualisiert: 06. Oktober 2016