Konvente der Minoriten: Maria Schutz in Kaiserslautern-Gebetsstätte für Frieden und Versöhnung
Kaiserslautern ist eine Stadt mit langer franziskanischer Tradition. Bereits im Jahre 1284 erfolgte die Gründung der ersten Niederlassung des Ordens in der Barbarossa-Stadt. Bis zur Auflösung des Klosters im Zuge der Französischen Revolution 1795 lebten und arbeiteten die Brüder des heiligen Franziskus bei der von ihnen um das Jahr 1300 erbauten Klosterkirche, der heutigen Stadtpfarrkirche St. Martin.
Bischofsgelübde. Nachdem die Franziskaner-Minoriten aus Würzburg bereits 1845 mit der Gründung ihres Klosters in Oggersheim in die Diözese Speyer zurückgekehrt waren, reifte der Entschluss, auch in der Westpfalz wieder franziskanisches Ordensleben anzusiedeln. Im 700. Todesjahr des heiligen Franziskus, 1926, konnte der neue Klosterbau am Ostrand von Kaiserslautern eingeweiht werden. Ursprünglich sollte mit dem Bau einer St. Antonius-Kirche eine dritte Pfarrgemeinde für die schnell anwachsende Stadt der Pfaff-Nähmaschinen gegründet werden, doch ergab sich bald eine andere Perspektive.
Bei Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 hatte der damalige Bischof von Speyer, Michael Faulhaber, gelobt, der Gottesmutter Maria, der Schutzfrau Bayerns, eine Kirche zu bauen - Ausdruck der Befürchtungen und Ängste in diesen schweren Zeiten. Wenn die Pfalz von den zu befürchtenden Zerstörungen des Krieges verschont bliebe, es ging ja vor allem um den Konflikt mit dem Nachbarland Frankreich, dann wolle er eine Kirche mit dem Titel Maria Schutz in einer Stadt seiner Diözese bauen. Noch während des Krieges wurde Bischof Faulhaber als Erzbischof nach München berufen, sein Nachfolger, Bischof Ludwig Sebastian, erfüllte das Gelübde seines Vorgängers. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass zum damaligen Zeitpunkt der liturgische Gedenktag der Patrona Bavariae noch nicht in der Kirche eingeführt war. Erst 1916 gestattete Papst Benedikt XV. auf die Bitte König Ludwigs III. hin die Einführung des Festes in Bayern und somit auch in der Rheinpfalz.
Gebetsstätte für den Frieden. Bedingt durch wirtschaftliche Notzeit, Inflation, die lange französische Besatzungszeit und die nicht geklärte Frage der seelsorgerischen Betreuung der neuen Kirche, die ein Wallfahrtsort für die ganze Diözese werden sollte, zog sich die Ausführung des Bauvorhabens hin.
Erst als im Frühjahr 1927 die Franziskaner-Minoriten als Interessenten auftraten und ein Gemeinschaftswerk zwischen Diözese und Orden vorschlugen, zeigte sich ein gangbarer Weg.
Die Gelöbniskirche Maria Schutz wurde zum Dank für die Rettung der Pfalz in schwerer Notzeit als Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewalt und als Gebetsstätte für Frieden und Versöhnung in Kaiserslautern gebaut und der Obhut der Minoriten anvertraut. Die Grundsteinlegung erfolgte vor 75 Jahren, am 10. Juni 1928.
Der besonders lange und kalte Winter 1928/29 brachte dann eine unerwartete Verzögerung der Bauarbeiten, was jedoch noch andere Gründe hatte. So klagt der Klosterchronist im Frühjahr 1929: Die Arbeiten an der Gelöbniskirche gehen infolge Geldmangels nur langsam vorwärts. Erst eine Finanzhilfe des Ordens, brachte wieder Leben in die Baustelle, der Weihetermin am 20.Oktober konnte eingehalten werden.
Repräsentativer Bau. Die Erbauer der Maria Schutz-Kirche versuchten in der Wahl des Baustils und der künstlerischen Ausstattung die beiden Grundanliegen des Gotteshauses miteinander zu verbinden. Als Gelöbniskirche des Bischofs bedurfte der Bau einer repräsentativen Größe, die sich in der mächtigen, doppeltürmigen Fassade, dem weiten, hohen Innenraum mit nahezu 600 Sitzplätzen und dem hochgebauten Altarraum mit der darunter liegenden Krypta ausdrückt. Dem Charakter einer franziskanischen Ordenskirche entsprechend war andererseits Einfachheit bei der Gestaltung des Innenraumes gefordert, was sich in den schlichten Formen der spitzbogigen Fenster ausdrückt. Über dem Hochaltar zieht das monumentale Fresko der Schutzmantelmadonna die Blicke auf sich, flankiert von den Seligpreisungen der Bergpredigt in Bild und Text.
Dass man mit den Anliegen dieses Kirchenbaus nahe am Puls der Zeit war, belegt, dass bald eine große Zahl von Gläubigen an den Marienfesten und an besonderen Kriegergedenktagen nach Maria Schutz kamen. Ein Buch mit den Namen der Kriegsopfer aus allen Pfarreien der Diözese wurde verfasst und in der Krypta vor dem Bild der Schmerzhaften Muttergottes ausgelegt.
Vielfalt des pastoralen Dienstes. Durch den Bau der Gelöbniskirche war die ursprüngliche Absicht, die Gründung einer neuen Pfarrei, etwas in den Hintergrund getreten. Da jedoch das Wohngebiet am östlichen Rand der Stadt immer größer wurde, kam es dann im Kriegsjahr 1941 zur Gründung der Pfarrei Maria Schutz, die erweitert durch das Neubaugebiet auf dem nahen Betzenberg heute etwa 4500 Gläubige zählt. 1948 bekräftigte der damalige Speyrer Bischof Joseph Wendel bei der Wiedereinweihung der im 2. Weltkrieg stark zerstörten Pfarr- und Wallfahrtskirche die Bedeutung des Gotteshauses als Gebetsstätte für Frieden und Versöhnung und als Mahnmal gegen Krieg, Zerstörung und Gewalt.
Auftrag Lebensorientierung. Diesem Anliegen fühlen sich die acht Brüder des heiligen Franziskus im Kloster Maria Schutz bis heute verpflichtet. Sie versuchen, ihm Gestalt zu geben in ihrer vielfältigen Tätigkeit in Sakristei, Pfarr- und Wallfahrtsseelsorge und in der pastoralen Begleitung von Ordensschwestern und verschiedenen Gruppierungen und Verbänden in der Pfarrgemeinde. Die Pastoralarbeit erstreckt sich aber auch darüber hinaus auf die Stadt Kaiserslautern und deren Umgebung.
In der Pfarrei nimmt der Dienst an Kindern und Jugendlichen in der Schule, in der Kommunion- und Firmkatechese und der offenen Jugendarbeit einen breiten Raum ein. Die seelsorgliche Betreuung der kirchlichen Verbände wie Frauengemeinschaft und Kolpingfamilie und der Besuchsdienst im Krankenhaus und bei Geburtstagen gehören ebenso dazu wie der pastorale Dienst in den verschiedenen Berufsgruppen der Kirche in Vorträgen für Priester, Pfarrhaushälterinnen und Ordensschwestern. Das breite Gottesdienstangebot mit insgesamt sechs Sonntagsmessen in den drei Kirchen der Pfarrei wird von Gläubigen aus der gesamten Westpfalz gerne angenommen. Darüber hinaus stehen die Brüder den Gemeindepfarrern auch für Aushilfen und Ferienvertretungen zur Verfügung. Ein Mitbruder sorgt als Sakristan der Gelöbniskirche für den Ablauf der vielen Gottesdienste und den immer frischen Blumenschmuck von den ersten blühenden Zweigen im Frühjahr bis zur geschmackvoll arrangierten, vielbesuchten Weihnachtskrippe.
In der Gestalt der Gottesmutter Maria erblickt die Kirche seit jeher sich selbst und ihren Auftrag, sich schützend und bergend vor den Menschen zu stellen, der bei ihr Heimat findet und Orientierung für sein Leben. Diesem Auftrag dienen das Minoritenkloster und die Gelöbniskirche seit 75 Jahren, er bleibt wegweisend für die Zukunft.