Auch wenn ich in dem Seelsorgebereich, in dem ich tätig bin, häufiger Beerdigungen halte, gibt es doch Trauerfälle, die einen mehr beschäftigen als andere – Todesmeldungen, die einen eine ganze Weile verfolgen. Am 16. August ist P. Enzo Poiana, Rektor der Antonius-Basilika in Padua, im Alter von nur 57 Jahren plötzlich verstorben (siehe Meldung links). Vor wenigen Tagen mussten wir den Vater eines Mitbruders zu Grabe tragen, der, nicht viel älter, nach zwei Jahren des Kämpfens seiner schweren Krankheit erlegen ist.

Am Vorabend des 4. Oktober, dem Hochfest des heiligen Franziskus, feiern wir den Heimgang unseres Ordensgründers. Nicht zum ersten Mal habe ich mich nun – nach den beiden tragischen Todesfällen – wieder gefragt: Kann man den Tod feiern? Kann man den Tod, wie Franziskus das getan hat, als „Schwester Tod“ begrüßen?

Eine mich vollends zufriedenstellende Antwort habe ich nicht, vielleicht aber eine Spur, auch wenn ich mir diese immer wieder neu erobern muss. Das liturgische Gedächtnis der Sterbestunde des heiligen Franziskus trägt den Namen „Transitus“, zu Deutsch: Hinübergang. Dahinter steckt die christliche Überzeugung, dass mit dem Tod eben doch nicht alles aus ist, sondern dass der Mensch gleichsam hinübergeht zu seiner ewigen Heimat. Wo ich mit dem Tod konfrontiert werde, oft unfreiwillig und unerwartet, mag dieser Gedanke im Augenblick weit weg sein. Er kann aber im Lauf der Zeit doch seine tröstliche Wirkung entfalten. Es ist nicht einfach alles aus, auch wenn es den Anschein erweckt.

Wenn wir im Konvent manchmal jammern, dass die Sonne nicht scheint – und bald beginnen ja wieder die trüberen Wochen – dann weist uns ein Bruder regelmäßig darauf hin: „Die Sonne scheint immer! Nur scheint sie momentan eben woanders. Aber sie scheint.“ Das mag ein wenig naiv klingen, doch an der objektiven Wahrheit dieses Satzes besteht kein Zweifel. Ich wünsche Ihnen einen „goldenen Herbst“, mit hoffentlich vielen schönen, segensreichen Erfahrungen. Und wo die Blätter fallen und wir Abschied nehmen müssen, da wünsche ich Ihnen die Hoffnung aus der Gewissheit des „Hinübergangs“.

Zuletzt aktualisiert: 11. Oktober 2016
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