Trajan, bester Kaiser
Zum 1900. Todestag Kaiser Trajans blicken wir in die Antike. Die Geschichtsschreibung der Senatoren hält den ersten Adoptivkaiser für den besten Kaiser aller Zeiten. Während seiner 19-jährigen Amtszeit erreicht das Imperium Romanum seinen machtpolitischen Höhepunkt.
Auch wenn man nur einen kurzen Besuch in Italiens Hauptstadt Rom macht, wird man daran wohl kaum vorbeikommen. Unweit des Kolosseums, direkt neben dem Nationaldenkmal an der Piazza Venezia steht sie: die weithin sichtbare Trajanssäule. Diese aus 29 Blöcken Carrara-Marmor zusammengesetzte und rund 35 Meter hohe monumentale Säule ziert das Trajansforum, das prächtigste und am besten erhaltene aller Kaiserforen mit Basilika, Bibliotheken und Märkten. Die Trajanssäule wurde 112/113 n. Chr. zu Ehren des römischen Kaisers Trajan errichtet und steht seitdem immer noch eindrucksvoll unverändert an ihrer ursprünglichen Stelle. Allerdings wurde die einstige kolossale vergoldete Statue des Kaisers Trajan im Laufe des Mittelalters eingeschmolzen und durch eine Statue des Apostels Petrus ersetzt. Die gut lesbare Inschrift der Säule lautet ins Deutsche übertragen: „Senat und Volk von Rom [weihen dieses Monument] dem Imperator Caesar Nerva Traianus Augustus, Sohn des vergöttlichten Nerva, Bezwinger der Germanen und der Daker, Pontifex Maximus, Inhaber der tribunizischen Amtsgewalt zum 17. Mal, siegreicher Feldherr zum sechsten Mal, Consul zum sechsten Mal, P[ater] P[atriae], um zu zeigen, wie hoch der Hügel und das Gelände war, das für diese umfangreichen Baumaßnahmen entfernt wurde.“
Kaiser dank Adoption
Geboren wurde Trajan im Jahre 53, auch wenn strittig ist, ob er ein Stadtrömer oder doch eher ein Südspanier war und damit der erste römische Kaiser, der aus einer Provinz stammte. Jedoch begann mit ihm das sog. Adoptivkaisertum, wo die Herrschaftsnachfolge durch Adoption des Besten aus allen Guten bestimmt wurde. Sein Vorgänger, Kaiser Nerva, blieb kinderlos, und es war offenkundig, dass er keine Dynastie mehr werde gründen können. Ihm fehlte ein leiblicher Sohn, dem er die Kaiserherrschaft hätte übertragen können. Zwei Fraktionen innerhalb des Senats bemühten sich daraufhin, ihren jeweiligen Wunsch-Kandidaten an die Macht zu bringen. Im Oktober 97 schließlich erhielt Trajan, zu dieser Zeit Statthalter der römischen Provinz Obergermanien, die Nachricht, er sei von Nerva adoptiert worden. Der damalige Senator Plinius berichtet in einer Festrede auf Trajan (Panegyricus Plinii Secundi Traiano Augusto), eine göttliche Eingebung habe Nerva gezeigt, dass Trajan der richtige sei. Nach dem Tod Nervas schließlich war Trajan von Januar 98 bis zu seinem Tod vor 1900 Jahren, am 8. August 117, römischer Kaiser.
Kriegsgefangene, Gold und Silber
Unter seiner Herrschaft erlebte das Römische Reich seine stärkste Ausdehnung. Das prägende Ereignis dürfte der Feldzug gegen das Volk der Daker gewesen sein, das im heutigen Rumänien angesiedelt war. Im zweiten Dakerkrieg wurde Dakien besiegt und als römische Provinz Dacia geschaffen. Trajan, ein ausgezeichneter Feldheer und Kommandant, kehrte dabei wohl nicht nur mit 50.000 Kriegsgefangenen zurück, sondern auch mit 165 Tonnen Gold und 331 Tonnen Silber, womit er nicht nur zahlreiche verschwenderische Gladiatorenspiele veranstaltete, sondern auch viele öffentliche Bauten zur Verschönerung und Verbesserung Roms errichten ließ. Wasserleitungssysteme, Thermen bisher unbekannten Ausmaßes und natürlich der monumentale Baukomplex des Trajansforums. Die 155 Szenen auf der Trajanssäule zeigen die Unterwerfung der Daker durch die Römer, wobei Trajan selbst 58 Mal abgebildet wird. Ein detaillierter Kriegsbericht als Bilderzyklus – natürlich aus römischer Sichtweise.
Offiziell bester Kaiser
Während seiner schweren Krankheit, die ihn zwang, vom Partherkrieg nach Rom zurückzukehren, und kurz vor seinem Tod soll er seinen Neffen und späteren Nachfolger Hadrian adoptiert haben, weil er selbst zusammen mit seiner Frau Pompeia Plotina ebenfalls kinderlos geblieben war. Auch wenn die Bestattung des Kaisers innerhalb der geheiligten Stadtgrenze ungewöhnlich war, wurde seine Asche in Rom im Sockel seiner Ehrensäule beigesetzt – eine besondere Auszeichnung. Hadrian organisierte zusätzlich einen Triumphzug für seinen Vorgänger.
Kaiser Trajan galt in der Spätantike als bester Kaiser schlechthin. Er entsprach dem Idealbild des Kaisers, wie es römische Senatoren und griechische Intellektuelle entwarfen, in hervorragender Weise. Er verkörperte die Tugenden der Milde, der Gerechtigkeit und des pflichtgemäßen Verhaltens gegenüber den Göttern und den Menschen. Mit militärischer Tüchtigkeit konnte es ihm gelingen, so weit wie bisher kein Herrscher vor ihm in den Osten vorzudringen und dem Reich so viel neues Gebiet hinzuzuerobern. Schon früh hatten Senat und Volk von Rom Trajan den bisher und auch später einmaligen Ehrentitel Optimus Princeps, bester und edelster Princeps, verliehen. Seine lange Regierungszeit von 19 Jahren bedeutete eine Periode der Stabilität und des wachsenden Wohlstands, von dem die Überreste im heutigen Rom immer noch ein beredtes Zeugnis sind.