Wenn aus Kleinem Großes entsteht

23. Februar 2018 | von

Mit 129 kleinen oder bisweilen sehr kleinen Projekten konnte die Caritas Antoniana dank der Hilfe der Leserinnen und Leser des Sendboten im Jahr 2017 fast einer Million Menschen helfen. Das bedeutet wahre franziskanische Solidarität mit 33 Ländern dieser Erde.

Oft sind es kleine Orte, scheinbar unbedeutende Plätze dieser Welt, an denen die Caritas Antoniana hilft − im Jahr 2017 mit einer Gesamtsumme von € 3.165.000,00. Und jeder dieser Orte steht nun für die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Sei es nun Ithanga in Kenia, wo wir Schwester Liliana helfen konnten, eine Geburtsstation in einem Gebiet, wo das nächste Krankenhaus 45 Kilometer entfernt liegt, endlich fertigzustellen. Oder Monte Santo, ein Ort in einem der notorisch trockensten und dürrsten Landstriche Brasiliens, wo wir den Spuren von Pater Marco gefolgt sind, um 23 Brunnen zu bohren. Oder in Biniya in Indien, wo wir auf den Hilferuf von Schwester Reeja reagiert haben, indem wir mitten im Wald ein Wohnheim für 400 Schüler errichten halfen, damit sie nicht mehr inmitten der Giftschlangen schlafen müssen.    

 

Hilfe in aller Welt

Die „Zielgruppe“ der Caritas Antoniana ist so groß wie die ganze Welt, aber ihr Zentrum liegt in Afrika, wo 68 Projekte mit insgesamt 45% der finanziellen Mittel unterstützt wurden. Und doch ist es Indien als einzelnes Land, wo die meisten Projekte, insgesamt 21, verwirklicht wurden, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo mit 17 Projekten. Asien steht als Kontinent an zweiter Stelle, mit 27 % der im Jahr 2017 eingesetzten Gesamtsumme.

Es gibt aber auch eine Überraschung: Zum ersten Mal steht Italien an dritter Stelle als Land, in dem die meisten Projekte, insgesamt 12 für circa 320.000 Euro, umgesetzt wurden. Diese Entscheidung ist durch die Tatsache begründet, dass auch hier die Armut in den vergangen Jahren angestiegen ist. P. Valentino Maragno, der Direktor der Caritas Antoniana, erklärt das so: „Es gibt so viele Notsituationen. Aber wir haben uns entschieden, vorrangig jenen Einrichtungen oder Stellen zu helfen, die sich wirklich für die Ärmsten einsetzen, wie Personen oder soziale Institutionen, die benachteiligten Menschen Arbeit geben, Einrichtungen für Behinderte, Notunterkünfte, Ämter, die sich um Menschen in schlimmen Notsituationen kümmern oder Drogenhilfezentren.“ 

 

Nutznießer und Art der Projekte

Die Bilanz 2017 zeigt, dass die Nutznießer erwartungsgemäß die für die antonianische Solidarität klassischen Gruppen sind: Kinder und Jugendliche, zu denen nun auch gesamte Dorfgemeinschaften, vor allem in ländlichen, abgelegenen Bereichen, hinzugekommen sind. Dabei werden vor allem Projekte gefördert, die sich um die Themen Schule, Gesundheit und Hygiene, menschliche Entwicklung und Bildung, Zugang zu Trinkwasser, Berufsausbildung, Wohnung drehen.   

Die Art der Projekte hängt von dem jeweiligen Land ab: In Afrika steht die Schule an erster Stelle, aber auch der Zugang zu sauberem Wasser und medizinische Einrichtungen wie kleine Krankenhäuser oder Stellen zur Vergabe von Medikamenten. P. Valentino erklärt: „In diesen Ländern ist es lebensnotwendig, bestimmten Krankheiten vorzubeugen, von denen viele auf unsauberes Wasser zurückzuführen sind. Viele Dörfer haben keine medizinische Versorgung, deshalb kann auch eine kleine medizinische Ambulanz viele Leben retten. Hier auf dem afrikanischen Kontinent bauen wir auch immer mehr auf die gemeinschaftliche Landwirtschaft und den Einsatz von Solaranlagen.“ In Lateinamerika liegt der Schwerpunkt eher auf gemeinschaftlichen Projekten zur „menschlichen Bildung“: landwirtschaftliche Projekte, Arbeitsgenossenschaften für alleinerziehende Mütter, Treff- und Fortbildungszentren für die Dorfgemeinschaft. „Die Prioritäten werden von den örtlichen Wirklichkeiten bestimmt, wo die Familien oft auseinandergerissen sind und für Kinder und Mütter ein hohes Armutsrisiko besteht. Deshalb springt die Gemeinschaft ein, kümmert sich um die Bedürftigen und versucht so, Strategien gegen den sozialen Ausschluss zu erarbeiten.“ 

Auch in Asien entfällt der Großteil der Projekte auf den Bereich Schule, aber auch die Berufsausbildung und die Arbeitsvermittlung vor allem für Frauen und junge Mädchen, die schwächsten Glieder der Gesellschaft, sind hier wichtig. „Die gefragtesten Projekte sind der Bau von Toiletten in den Gemeinschaftseinrichtungen – das hört sich eher nebensächlich an, ist aber eine Tatsache, die in den vergangenen Jahren vernachlässigt wurde; es sind beispielsweise Schulen für Hunderte von Schülern eingerichtet worden ohne entsprechende Sanitäranlagen.“

 

Förderung und Vernetzung

Für alle Länder gilt: Fast 70% des Budgets werden für Bau- oder Renovierungstätigkeit verwendet. Das ist so, als hätten die Missionarinnen und Missionare Wert darauf gelegt, eine „Hardware“ für ihre Solidarität zu haben: „Der Bau von Schulen, medizinischen Versorgungsstellen, Brunnen, Gemeinschaftsräumen liegt oft außerhalb der finanziellen Möglichkeiten der kleinen Gemeinschaften, in denen wir tätig sind. Wir geben fast nie sofort das gesamte Geld, sondern suchen auch die Unterstützung anderer Vereinigungen und die Mithilfe der örtlichen Bevölkerung, um eine Vernetzung und eine Gegenseitigkeit zu schaffen, wie sie typisch ist für die Caritas Antoniana.“

Das Besondere im vergangenen Jahr war der Bau vieler Wohneinrichtungen für Lehrer oder medizinisches Personal. Dazu sagt Pater Valentino: „Bis vor ein paar Jahren deckten wir diese Kosten nicht ab. Aber dann ist uns bewusst geworden, dass ohne einen Mindestlebensstandard kein Arzt oder Lehrer bereit ist, in den abgelegenen Gegenden zu arbeiten und diese dann zwangsläufig ohne entsprechende Versorgung blieben.“ Grundlegend ist auch die Errichtung von Wohnheimen für Schüler vor allem in Gebieten, wo der Schulbesuch einen stundenlangen Fußweg und die damit verbundenen Gefahren mit sich bringt, vor allem für die Mädchen.“    

Die Caritas Antoniana finanziert mit Ausnahme der größeren Projekte zum Fest des heiligen Antonius am 13. Juni hauptsächlich Kleinprojekte. Bei 36 Prozent der unterstützten Projekte liegt die Finanzierungssumme zwischen 20.000 und 30.000 Euro, bei 27 Prozent liegen sie sogar unter 10.000 Euro, bei einem sehr positiven Kosten-Nutzen-Verhältnis: Mit vergleichsweise wenig Geld kann oft Großes erreicht werden.

 

Ausblick 2018

Hier noch ein kurzer Hinweis zu dem Groß-Projekt zum 13. Juni 2017 zu Gunsten der Frauen in einem armen Dorf in Pakistan. Die Reaktion unserer Wohltäterinnen und Spender war großzügig und überzeugend. Der Bau des Berufsausbildungszentrums ist an einem guten Punkt angelangt und die Projektpartner vor Ort gehen davon aus, dass es bis zum Frühjahr fertig werden wird. 

Und was erwartet uns zum 13. Juni 2018? „Dieses Jahr setzen wir uns in Lateinamerika ein, allerdings an einem der ärmsten und abgelegensten Plätzen der Welt. Nutznießer werden Familien sein, die im Urwald in armseligen Hütten leben und dort winzige Landstücke, die sie dem Wald abgerungen haben, kultivieren.“ Im Namen des heiligen Franziskus und des heiligen Antonius und im Zeichen unserer Solidarität können wir ihnen mit unserer Hilfe nahe sein.

Zuletzt aktualisiert: 04. März 2018
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