Liebe Freunde November 2018
Liebe Freunde!
Von einem Treffen mit Ordensleuten in meinem Heimatbistum Bamberg hat heute beim Abendessen ein Bruder hier im Konvent erzählt. Es gäbe in der Erzdiözese „noch“ 700 Ordensleute, darunter 600 älter als 60 Jahre. Dass Ordensberufungen nachlassen, Provinzen kleiner und Klöster geschlossen werden, das ist ein schon lang anhaltender Trend. Je konkreter es jedoch wird, je näher, je persönlicher die bloßen Statistikdaten kommen, desto mehr beschäftigt es einen. Was wird in zehn, zwanzig Jahren sein? In meiner vielleicht schon etwas novemberlich getrübten Grübelei ist mir da etwas eingefallen, wovon unser Provinzialminister Br. Bernhardin M. Seither kürzlich gesprochen hat. In den Niederlanden haben unsere Brüder schon vor etlichen Jahren beschlossen, aufgrund ihres hohen Altersdurchschnitts keine neuen Brüder mehr aufzunehmen. Man hat sich damit abgefunden, „auszusterben“ – vielleicht schweren Herzens. Und da geht es in den Niederlanden nicht nur unserer Gemeinschaft so. Das religiöse Leben scheint dort noch viel stärker und schneller auf dem Rückzug zu sein als im deutschsprachigen Raum. Vom „Aussterben“ will man aber trotzdem nicht sprechen. Br. Bernhardin hat erzählt, dass die Ordensleute dort eine Formulierung „erfunden“ haben, die davon spricht, dass eine Ordensgemeinschaft ihrer „Vollendung“ entgegengeht. Möglicherweise steckt die Überzeugung dahinter, dass eine bestimmte Gemeinschaft ihren Auftrag in dieser Zeit erfüllt hat – die Überzeugung, dass sie eben nicht ausstirbt oder zu existieren aufhört, weil niemand mehr eintreten will, sondern dass dieser schmerzhafte Prozess zum Ende hin etwas zu tun hat mit dem christlichen Verständnis von Vollendung. Auch als Person glauben wir ja, dass wir einmal bei Gott vollendet werden – dass wir erst dann am wirklichen Ziel unseres Lebens sind, wenn wir uns ganz in seiner Nähe befinden.
Ich meine, dieser Gedanke hat etwas Tröstliches, selbst wenn er dem Tod damit nicht gleich die ganze Schwere, die Dramatik nimmt.
Wenn Ihnen Tod und Leid begegnen, wünsche ich Ihnen einen festen Halt im Glauben und eine große Zuversicht, dass alles Leben einmal Heimat finden wird bei Gott. Bei ihm möge uns der heilige Antonius ein zuverlässiger Fürsprecher sein!
Ihr Br. Andreas