Capo di Milazzo

08. Februar 2021 | von

Der „Cammino di Sant’Antonio“ geht im Jahr 2021 den Weg nach, den Antonius vor 800 Jahren ging, nachdem er in Sizilien gestrandet war. Erste Station ist Capo di Milazzo. Dort gibt es ein Heiligtum des heiligen Antonius: eine kleine Landkirche, in den Fels gebaut, an der Stelle der Grotte, die dem heiligen Antonius Unterschlupf geboten hatte, als er dort auf seiner Rückkehr aus Marokko gestrandet war.

Capo di Milazzo ist eine Art Felsvorsprung, der den Golf von Milazzo im Osten vom Golf von Patti trennt. Wir befinden uns auf dem Gebiet der Stadt Milazzo, die zu Messina und zur Diözese Messina-Lipari-Santa Lucia del Mela gehört. Capo di Milazzo gilt als landwirtschaftlich schönster Fleck der ganzen Region, es liegt direkt über dem Tyrrhenischen Meer mit Blick auf die Liparischen Inseln und erwartet seine Besucher mit einem atemberaubenden Panorama, das vom Meer bis zu den Bergen reicht (vom Monte Trino, dem höchsten  Berg des Vorgebirges von Capo di Milazzo, bis hin zu dem Nebrodi-Gebirge). Und das alles wird eingerahmt von einer üppigen mediterranen Vegetation (Mastixsträucher, Olivenbäumchen, Wolfsmilch und Artemisia), die bis zum Meer hin wächst.
An diesem Ort befindet sich einer der charakteristischsten Orte der Antoniusverehrung – eine kleine, ländliche Kapelle, die mittlerweile ein dem Heiligen geweihtes Heiligtum ist.

Die Grotte der Fischer
Die Kirche wird nicht nur wegen der Schönheit des Ortes, an dem sie sich befindet, von den Pilgern geliebt, sondern vor allem, weil sie an der Stelle der ersten Unterkunft von Bruder Antonius auf italienischem Boden liegt. Die Geschichte ist bekannt: Das Schiff, auf dem Antonius sich auf der Rückreise aus Marokko befand, wurde durch ein schweres Unwetter gezwungen, an diesem Küstenabschnitt anzulegen (oder erlitt sogar Schiffbruch). Antonius fand in einer der vielen Grotten Unterschlupf, die sich an der felsigen Küste befinden. Es handelte sich um eine Notlösung, denn diese Höhlen wurden eigentlich von Fischern genutzt, um ihre Netze und sonstigen Utensilien zu verstauen. Von dort erreicht Antonius wenig später Messina, wo er in einem Franziskanerkloster Aufnahme fand; dort erfuhr er auch von dem kurz bevorstehenden, ersten großen Kapitel, zu dem in Assisi alle Brüder auf Einladung des heiligen Franziskus zusammenkommen sollten – aber das ist eine andere Geschichte.
Wir kehren zunächst zu unserer kleinen Kirche zurück. Um sie zu erreichen, muss man von der Piazzale Sant’Antonio aus eine Treppe hinabgehen (und das könnte man durchaus als symbolisches Zeichen der antonianischen Bewegung sehen, der Weg hinab, nach unten, hin zur Demut…), der Eingang befindet sich ungefähr auf der Mitte des Küstenstreifens, mitten im Fels. 
Die Kirche wurde wirklich direkt in der Grotte errichtet, die dem heiligen Antonius Unterschlupf geboten hatte, als sein Traum von der Missionarstätigkeit und einem möglichen Martyrium gerade geplatzt – oder, fast wörtlich – auf Sand gelaufen war. Ein Eremit, der sich später (zu Beginn des 16. Jahrhunderts) dort niedergelassen hatte, hatte die Grotte etwas hergerichtet, dort ein Bildnis des heiligen Antonius angebracht und sie so zu einem Ort der Verehrung gemacht. Sofort war der Strom der Pilger, die diesen Ort aufsuchten, gewaltig, so dass einige Jahrzehnte später, im Jahr 1575, dort von der wohlhabenden Familie Guerra aus Messina diese kleine Höhle zu einer echten Kirche umgewandelt wurde, u.a. wurden die schroffen Felswände mit wertvollem Marmor verkleidet.

Zwischen Kunst und Verehrung
Nachdem man das steinerne Portal (aus dem Jahr 1699) durchschritten hat, kommt man in eine schöne, einschiffe Kirche (der Glockenturm ist außerhalb), deren Decke noch von dem rauen Stein der ursprünglichen Höhle gebildet wird. Die Wände jedoch wurden mit Flachreliefs aus Marmor verkleidet, die Episoden aus dem Leben des Heiligen erzählen und von dem Künstler Federico Siracusa (1759-1837) geschaffen wurden.
Rechts vom Altar aus mit Intarsien versehenem Marmor, der die Apsis dominiert, befindet sich eine kleine Nische, die der älteste Teil des Kirchleins ist: Hier, so glaubt man, feierte Antonius die Eucharistie während seines kurzen Aufenthaltes in der Grotte. Über einem Seitenaltar befindet sich eine Kopie (das Original wurde leider in den 90er Jahren gestohlen) eines antiken Gemäldes der Madonna der göttlichen Vorsehung, die, entsprechend der traditionellen Ikonographie, ihren Mantel über die Gläubigen breitet und von vier Engeln umgeben ist, die Getreide, Fisch und Obst bringen. Aber das Werk, das die größte Aufmerksamkeit der Antoniusverehrer auf sich zieht, ist ohne Zweifel eine hölzerne Statue des Heiligen (aus 1704), die wohl von dem palermitanischen Bildhauer Noè Marullo geschaffen wurde und das ursprüngliche Original aus dem 16. Jahrhundert, das bei einem Brand zerstört wurde, ersetzt. Heute befindet sich die Statue auf einem hölzernen Sockel, der von dem ortsansässigen Ebenholzschnitzer Francesco Testa geschaffen wurde.
Von dem bezaubernden Heiligtum, das auch heute noch Ziel vieler Wallfahrten – vor allem um den 13. Juni herum – ist, startet der Antoniusweg, der die Strecke, die der Heilige zu Fuß, erst bis nach Assisi und von dort aus dann bis nach Padua, zurückgelegt hatte, nachzeichnet.

Informationen zum Antonius-Weg finden Sie (in italienischer Sprache) unter: http://www.ilcamminodisantantonio.org/

Zuletzt aktualisiert: 08. Februar 2021
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