Klostergründung mit Hindernissen
Über das neue Kloster der deutschen Minoritenprovinz auf Lage in Rieste (Bistum Osnabrück) haben wir bereits ausführlich im Sendboten berichtet. Am 2. Februar 2021 wurde der Konvent offiziell „kanonisch errichtet“. Wir statten dem nun nördlichsten Kloster der deutschen Ordensprovinz noch einmal einen Besuch ab.
Ein Schild am Briefkasten macht es mittlerweile schwarz auf weiß deutlich: Hier in der Kommende Lage wohnen jetzt die Franziskaner-Minoriten. Br. Bernhardin M. Seither und Br. Jesmond Panapparambil sind als „Pioniere“ am 31. Januar eingezogen, zwei weitere Brüder werden in den nächsten Monaten noch folgen und das altehrwürdige Gebäude mit neuem Leben füllen.
Das Tor zum Innenhof steht weit offen – und beim Eintreten schaufelt Br. Bernhardin eifrig Schnee. Ob er damit gerechnet hätte? Wohl kaum. Denn mit Schneemassen verbinden die Franziskaner-Minoriten vor allem ihr Kloster Maria Eck im Chiemgau. Im Norden würden die Winter doch wohl milder sein. Und obendrein sollte Br. Bernhardin an diesem Sonntag, 7. Februar, um kurz vor 10:30 Uhr nicht im Hof beim Schneeschaufeln stehen, sondern sich eher beim Anlegen des Messgewandes in der Sakristei befinden: Festgottesdienst mit dem Diözesanbischof Dr. Franz-Josef Bode und dem Provinzialminister Br. Andreas Murk, sowie etlichen Ehrengästen, um – trotz Corona – die Gemeinschaft vor Ort festlich zu begrüßen.
Schneesturm und ausgefallene Predigt
Weil die Wetterdienste schon tags zuvor vor heftigen Schneefällen und kräftigen Windböen gewarnt hatten, reisten die Brüder aus Würzburg, Schwarzenberg und Gelsenkirchen kurzerhand einen Tag früher an. Die Brüder aus Köln sagten ihren Besuch zur Vorsicht komplett ab. Doch daran, dass am nächsten Morgen der Bischof während des Frühstücks anrufen würde, um den Gottesdienst abzusagen, dachte am Samstagabend wohl kaum jemand. Genau so kam es dann aber. Die Fahrt von Osnabrück nach Lage, etwa 30 Kilometer, waren dem Bischof schlicht und ergreifend wegen der Schneeverwehungen nicht möglich. So hatte nun nicht nur Corona schon im Vorfeld einem unbeschwerten Feiern einen Strich durch die Rechnung gemacht, sondern nun zusätzlich die extreme Wetterlage. Spontan sprang Br. Andreas als Hauptzelebrant ein und freute sich gemeinsam mit den zehn anwesenden Brüdern, dass tatsächlich zwei weitere Gläubige zur Messe gekommen waren – allem Wetter zum Trotz. Die offizielle Begrüßung durch das Bistum soll nun „in besseren Zeiten“ nachgeholt werden. Immerhin aber schickte Bischof Bode den Brüdern auf Lage seine geplante Begrüßungspredigt, in der er unter anderem auf die Wallfahrt zum „Lager Kreuz“ und das Tagesevangelium von der Heilung der Schwiegermutter des Simon Bezug nahm. Angesichts der Not so vieler Menschen, die seit Jahrhunderten mit nach Lage zum Kreuz kommen, sagte Deutschlands dienstältester Diözesanbischof: „Darauf möchten sich diese neuen Brüder hier einlassen in aller menschlichen Begrenztheit und Demut: nämlich wie Christus eine Schwäche für die Armen, die Kranken, die Notleidenden und Suchenden zu haben und, wenn nicht allen alles, so doch vielen vieles zu werden, um das Leben Christi, die Hoffnung vom Kreuz her weiter zu geben und die Eigenart der Wallfahrt auf Lage zu fördern und zu entwickeln.“
Aufbruch und Hoffnung unterm Kreuz
Bischof Bode versucht in seiner Predigt auch eine Einordnung des neuen Klosters und der traditionellen Wallfahrt in das größere Ganze der Situation der Kirche in Deutschland: „In einer Kirche, in der fast nichts beim Alten bleibt, kein Stein auf dem anderen, sind Orte wie Lage unentbehrlich und zutiefst not-wendig. Denn sie laden Menschen ein, sich in aller Freiheit ihrem eigenen Kreuz zu stellen und es unter das heilvolle Zeichen des Kreuzes Jesu zu stellen, das damit zum Plus-Zeichen vor ihrem ganzen Leben wird.“ Und schließlich der Gruß an die neuen Brüder: „Danke, liebe Franziskaner-Minoriten-Brüder, für Ihre Bereitschaft, hierher zu kommen! Danke allen aus der Umgebung, die Sie hier stärken und fördern! Möge auch in Zukunft viel Segen ausgehen von diesem Ort des Heils und der Hoffnung.“ – Und auch wenn die Predigt nicht im eigentlich vorgesehenen Rahmen gehalten werden konnte, die Brüder durften in den Tagen rund um Einzug und Konventserrichtung bereits spüren, wie sehr sie auf Lage willkommen und erwartet sind. Der örtliche Bürgermeister machte seinen „Antrittsbesuch“, die Lokalzeitungen zeigten sich überaus interessiert und die Nachbarn brachten ihre Willkommensgeschenke vorbei.
Für die Brüder vor Ort heißt es nun, sich im Kloster einzurichten und mit ihren pastoralen Aufgaben zu beginnen. Eine tägliche Klostermesse um 9:00 Uhr in der Wallfahrtskirche ist bereits eingeführt. Mit dem Ende des Lockdowns wird der Klosterladen eröffnet und vielleicht wird sich auch auf diesem „niedrigschwelligen“ Weg das ein oder andere Gespräch mit Menschen ergeben. Außerdem sind die Brüder natürlich auch in der Pfarrpastoral unter Leitung von Pfarrer Jan Wilhelm Witte engagiert. Im Lauf der nächsten Monate sollen dann auch die Gästezimmer und die beiden Ferienwohnungen in Betrieb genommen werden.
Aktuelle Informationen finden sich auf der Homepage www.kloster-lage.de.