Liebe Freunde Oktober 2022
Liebe Freunde! Auf der Suche nach einem Titelbild bin ich auf dieses Kind gestoßen, das einen Drachen steigen lässt. Es hat Kindheitserinnerungen in mir geweckt. Wenn im Herbst kräftiger Wind aufzieht, dann ist die richtige Jahreszeit, damit die Drachen im Wind richtig fliegen. Wenn mich meine Erinnerungen nicht trügen, dann ist die Kunst vor allem die, den Drachen in die Luft zu kriegen. Wenn er dann mal fliegt, dann fliegt er schon…
Ohne dieses Bild überstrapazieren zu wollen: Vielleicht ist es häufig so im Leben, dass sich, wenn einmal ein Anfang gemacht ist, viele Dinge von selbst ergeben. Der junge Franziskus hat damals in Assisi sehr um seinen Weg, seinen Platz im Leben, seinen Sinn gerungen. So manchen Irrweg hat er dabei eingeschlagen. Bis es ihm dann endlich aufging, „das ist’s, was ich will“ – und es ging ihm auf, „nachdem der Herr selbst“ es ihm offenbart hatte. Binnen weniger Jahre entsteht eine große Gemeinschaft. Sie verbreitet sich über alle möglichen Länder und sie besteht, mit Höhen und Tiefen, seit nunmehr über 800 Jahren.
Wenn wir am 3. Oktober seinen Sterbetag und am Tag darauf schließlich seinen liturgischen Gedenktag feiern, dann wird sicherlich in der einen oder anderen Predigt wieder zu hören sein, was er gegen Ende seines Lebens gesagt hat: „Brüder, lasst uns anfangen!“ Es ist ein motivierender Satz und einer, der den permanenten Umkehrgedanken des heiligen Franziskus wunderbar aufgreift. Und wir Christen leben ja auch mit dieser Zusage, Tag für Tag neu anfangen zu dürfen.
In einem Aufsatz einer Ordensfrau habe ich vor einigen Wochen gelesen: „Ich möchte nicht jeden Tag neu anfangen müssen. Ich möchte auch manchmal einfach sein und leben!“ Der Neuanfang kann eben nicht nur Gnade sein, sondern sich manchmal auch zum Stress auswirken oder jedenfalls bisweilen ganz schön mühsam sein. Da ist die Sehnsucht, „mal einfach leben zu dürfen“ mehr als verständlich. Und ich wünsche Ihnen und mir nicht nur ein gesegnetes Franziskus-Fest, sondern eben auch diese Erfahrung: Dass wir manchmal einfach leben dürfen, ohne dass es gleich wieder anstrengend wird.
Herzlich grüßt Sie Ihr br. Andreas