Urlaubsparadies mit Schattenseiten

27. Februar 2023 | von

Wenn vom Klimawandel berichtet wird, sind die Malediven immer wieder in den Schlagzeilen: Das Fortbestehen der Inselgruppe ist durch den Anstieg des Meeresspiegels bedroht. Aber auch die dortige Verfolgung der Christen hat Aufmerksamkeit verdient.

Die Republik Malediven liegt im Indischen Ozean, südwestlich von Sri Lanka. Über 1.100 Atolle und Inseln bilden den Staat mit etwas über 500.000 Einwohnern. Seit etwa 50 Jahren ist der Inselstaat ein beliebtes touristisches Ziel: Deutlich über eine Million Menschen besuchen Jahr für Jahr das Land mit seinen Traumstränden. Die Einnahmen haben dem Land finanziellen Wohlstand gebracht, aber auch soziale und ökologische Probleme verursacht. Viel Müll wird „einfach“ im Meer entsorgt. Zahlreiche touristische Ressorts entstanden durch künstliche Vergrößerung der bestehenden Inseln – fast immer mit gravierenden Schäden an den bestehenden Riffen. Wir blicken hier jedoch auf die Situation der Christen: Im Weltverfolgungsindex von OpenDoors rangiert das Land im Jahr 2022 auf Platz 16. 

Islam per Gesetz

Schon qua Verfassung haben es die Anhänger Jesu schwer. Bereits die 1997 in Kraft gesetzte Verfassung definierte: Einzig der sunnitische Islam ist als Staatsreligion anerkannt. Die von Präsident Mohammed Abdul Gayoom im August 2008 erlassene Verfassung verschärft die Lage bezüglich der Religion noch weiter: Wer sich nicht zum Islam bekennt, kann beispielsweise keine Staatsbürgerschaft erhalten – es sei denn, er wäre auf den Malediven geboren. Begründet wurde diese Maßnahme damit, dass man westliche Einflüsse, unter denen man um die Unabhängigkeit des Landes fürchtete, abwehren wolle. Der erste demokratisch gewählte Präsident des Landes, Mohamed Nasheed, im Amt von 2008 bis 2012, wollte nach Jahrzehnten autokratischer Herrschaft für Entspannungen sorgen, musste jedoch nach Protesten der Bevölkerung und Meuterei der Polizei zurücktreten. Seine Nachfolger haben sich zum Ziel gesetzt, mit aller Macht zu verhindern, dass andere Religionen außer dem Islam sich durchsetzen.

Entsprechend ist die öffentliche Ausübung aller nicht-islamischen Religionen verboten. Christliche Mission ist streng untersagt.

Haft- und Geldstrafen

Die aktuelle Zahl der Christen wird von OpenDoors auf „mehrere hundert“ geschätzt. Dass das Hilfswerk in diesem Kontext dann schreibt: „Aus Sicherheitsgründen können keine weiteren Informationen hierzu veröffentlicht werden“, spricht Bände.

Am stärksten verfolgt werden – wie so häufig – Konvertiten, die ursprünglich dem Islam angehört hatten. Offiziell sind sie gar nicht existent, denn wer den Islam verlässt, der verliert automatisch seine maledivische Staatsbürgerschaft, ganz abgesehen von den Strafen, die die Scharia vorsieht. OpenDoors fasst die Situation der Konvertiten zusammen: „Ehemalige Muslime müssen stets äußerste Vorsicht walten lassen, um ihren Glauben zu verbergen. Bibeln und andere christliche Materialien müssen sorgfältig versteckt werden, da der Besitz solcher Literatur zu Gefängnisstrafen führen kann. Die Beschaffung von christlichem Material in der einheimischen Dhivehi-Sprache ist besonders riskant – die Behörden würden vermuten, dass dieses Material zur Evangelisierung der einheimischen Bevölkerung verwendet wird. Sowohl die Behörden als auch die Gesellschaft sind ständig auf der Suche nach Symbolen, die als antiislamisch gelten könnten.“ Haft- und Geldstrafen bei Verstoß stehen auf der Tagesordnung. Der soziale Druck ist enorm. Fast überall ist die „schwarze Burka“ verbreitet. Frauen, die sich dem Schleier verweigern, müssen mit Gewalt oder Verbannung rechnen. In den Bereich der „Zwangsislamisierung“ fällt auch die Vorschrift, dass alle im Staat das Fasten im Ramadan einhalten müssen. Wer sich weigert, wird verhaftet und öffentlich erniedrigt.

Zurückgezogen – oder abgeschoben

Besonders prekär ist die Situation für ausländische Christen. Sie stammen häufig aus Indien, Sri Lanka oder Bangladesch und sind der Arbeit wegen auf die Malediven gekommen. Ihre Gemeinschaften werden strengstens überwacht. Taufen und Begräbnisse können allenfalls im Geheimen vollzogen werden. Wo gegen die islamischen Gesetze verstoßen wird, müssen Ausländer mit Abschiebung rechnen. Dass es auf den gesamten Malediven kein christliches Gebäude mehr gibt, überrascht da kaum noch.

Angehörigen anderer Religion geht es übrigens nicht besser. OpenDoors berichtet: „Wer nachweislich eine andere Religion oder Philosophie als den Islam unterstützt (zum Beispiel den Hinduismus, Buddhismus oder Atheismus), wird genauso verfolgt wie Christen. So ziehen es die meisten Anhänger anderer religiöser Gruppen vor, im Ausland zu leben, um keine Gefängnisstrafe oder gar den Tod zu riskieren.“Wenig Hoffnung für das Christentum auf den maledivischen Trauminseln…

Zuletzt aktualisiert: 27. Februar 2023
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