Der Bau beginnt!
Baustellen sorgen heutzutage häufig für böse Überraschungen. Zeiten und Budgets werden oft weit überschritten. Der Bau der Antonius-Basilika lässt eine große Dynamik erahnen: Mit aller Kraft treiben die Brüder die Errichtung einer großen Kirche zu Ehren des heiligen Antonius voran.
Seit dem Tag der Bestattung des heiligen Antonius – so beschreibt es der anonyme Autor der ersten Biografie des Heiligen, Vita prima oder Assidua – „wurden viele Unglückliche an sein Grab gebracht, die von den unterschiedlichsten Behinderungen heimgesucht worden waren; und sofort erhielten sie durch das Wirken des seligen Antonius ihre Gesundheit zurück. Sobald nämlich ein Kranker das Grab berührt hatte, fühlte er sich frei von jeglicher Krankheit. Und diejenigen, die wegen des großen Andrangs an Kranken das Grab nicht erreichen konnten und vor dem Eingang der Kirche abgesetzt wurden, wurden auf dem Vorplatz geheilt, vor aller Augen. (…) Es kamen Venezianer. Die Menschen aus Treviso eilten zum Grab. Man sah Leute aus Vicenza, aus der Lombardei, aus den slawischen Ländern, aus Aquileia, aus deutschen Landen und aus Ungarn.“ Im Laufe der Zeit stellte sich durch den nicht enden wollenden Pilgerstrom das Problem, sie alle in dem winzigen Kirchlein Santa Maria unterzubringen: Es wurde immer komplizierter und schwieriger, dass die Kranken nahe an das Grab herankamen, um es zumindest für einen Augenblick berühren zu können und so dem heiligen Antonius nahe zu sein.
Spendengelder und Baubeginn
Die Brüder übernahmen persönlich die Aufgabe, das Gedenken an den heiligen Antonius in einer großen Kirche zu bewahren, und die entsprechenden Bauarbeiten wurden umgehend in die Wege geleitet. Bereits im Jahr 1238 wurde der Bau begonnen. So geht es aus dem Testament des Buffonus de Bertholoto hervor, der eine stattliche Geldsumme für diesen Zweck bestimmte. An den Baubeginn erinnert auch ein anderer Zeitzeuge: der Dominikaner Bartolomeo da Trento. Er hatte Antonius persönlich kennen gelernt. In seinem Werk Liber epilogorum in gesta sanctorum schreibt er, dass mit der Errichtung von Basilika und Konvent 1240 als „nobile monasterium“ begonnen wurde.
Brüder mit Eigenleistung
Auch wenn die Bauarbeiten schnell begonnen wurden, gab es sicherlich Verzögerungen aufgrund der politischen Kämpfe, die das Leben der Stadt Padua in jener Zeit kennzeichneten: Im Jahr 1237 hatte sich Ezzelino III. da Romano im Auftrag von Kaiser Friedrich II. die Stadt angeeignet. Zu diesem Zeitpunkt war die Herrschaft freilich noch nicht so tyrannisch wie später Ende der 40er Jahre des 13. Jahrhunderts. Die Brüder selbst brachten die Projekte voran und übernahmen die Leitung der Baustelle. Die Quellen belegen, dass im Jahr 1256 Bruder Chiarello zur Gemeinschaft gehörte, der als Bildhauer arbeitete, und ein Laienbruder, der – so geht es aus der Chronica des Salimbene von Parma hervor – bevor er dem Orden beigetreten war, als Ingenieur für ebenjenen Ezzelino gearbeitet hatte und auf die Herstellung von Belagerungswaffen spezialisiert war.
Neue Heimat
Der Sieg über das Heer des Ezzelino am 19. Juni 1256 befreite die Stadt nicht nur von einer schweren Bürde, sondern beschleunigte auch die Bauarbeiten an der entstehenden Basilika und es kam zu der berühmten Rekognoszierung durch den heiligen Bonaventura im Jahr 1263 und der Umbettung des Körpers des Heiligen aus der Kirche Santa Maria in die neue Basilika. Das war ein sehr bedeutendes Ereignis, und zwar nicht nur für die kleine Brüdergemeinschaft und die Stadt Padua. Die Rekognoszierung des Leichnams brachte die völlig unversehrte Zunge des Heiligen zum Vorschein, was der heilige Bonaventura mit anrührenden und sehr symbolträchtigen Worten unterstrich, während laut der Chronicon de potestatibus Paduae viele Bischöfe den Holzsarg mit dem Körper des Heiligen im Beisein aller Paduaner in die neue Kirche übertrugen. Die Vorbereitung des Leichnams, so wie er bei der folgenden Rekognoszierung im Jahr 1981 vorgefunden wurde, zeigt, wie liebevoll Bonaventura und seine Mitbrüder den Körper in Tücher eingewickelt und alle anderen Reste sowie seinen Habit in einen einfachen Sarg aus hellem Tannenholz gebettet hatten.
Zahlreiche Unterstützung
Nach der Herrschaft des Ezzelino geht aus den Testamenten, die sich bis heute in den verschiedenen Archiven erhalten haben, hervor, dass es viele Nachlässe zugunsten der Kirche gegeben hat, sowohl in Form von Geldspenden, als auch Immobilien und Ländereien und immerwährenden Messstipendien für Verstorbene.
Auch finden sich in diesen Dokumenten die Namen von Handwerkern oder Brüdern, die für bestimmte Arbeiten verantwortlich oder in irgendeiner Form involviert waren: In einer Schrift vom 21. Mai 1263 werden „Egidio murario q. magistri Gracii qui stat in Mantua; Ubertino q. Lanfranchi ejusdem loci; Nicolao murario q. Zanis ejusdem loci; Peegardo q. Ugonis de Mantua qui laborant ad ecclesiam fratrum minorum a Sancto Antonio et aliis“, auf deutsch vier Männer aus Mantua, darunter zwei Meister, genannt, während in dem Testament von Frau Zagunza vom 30. August 1264 der Handwerkermeister Benedicto, geboren in Verona und wohnhaft in dem Viertel Rudena, und Meister Zambono aus Como erwähnt werden. Unter den Brüdern findet Giacomo da Pola in vielen archivierten Dokumenten vom Ende des 13. Jahrhunderts Erwähnung, und zwar als „Superintendent“ der Bauarbeiten: Höchstwahrscheinlich erwirkte er einige erhebliche Änderungen an dem ursprünglichen Projekt, bis zu der varia et inmensa mutatio des Baus, die dann auch eine zweite Umbettung des Heiligen bei Bauende im Jahr 1310 zur Folge hatte.
Auch die Stadt Padua unterstützte das Projekt großzügig: Im Jahr 1266 stellte die städtische Regierung jährlich 4.000 Lire für den Bau der Kirche des heiligen Antonius bis zu deren Fertigstellung zur Verfügung – außerdem zwei Beamte, die dem mit der Leitung des Baus beauftragten Bruder an die Seite gestellt wurden. Sie vermerkten in einem Buch alle Ausgaben, um dann dem Bürgermeister und dem Rat der Ältesten Rechenschaft darüber abzulegen.