P. Placido Cortese: Im Dienst von Nächstenliebe und Verkündigung

30. Dezember 2024 | von

Vor 80 Jahren starb P. Placido Cortese, Franziskaner-Minorit an der Antonius-Basilika, im Gestapo-Bunker auf der Piazza Oberdan in Triest.

Placido Cortese wurde 1907 auf der Insel Cres, heute zu Kroatien gehörend, als ältester Sohn von Matteo und Antonia Cortese geboren und auf den Namen Nicolò Matteo getauft. Im Alter von 13 Jahren trat er in das Knabenseminar der Franziskaner-Minoriten in Camposampiero ein. Er galt als guter Schüler, war angesehen und hatte ein gutes Herz. Im Jahr 1923 trat er schließlich dem Orden bei und nahm den Namen Placido an. Anschließend setzte er seine theologischen Studien in Rom fort. 1930 wurde er zum Priester geweiht. Seine erste Station war der Konvent der Antonius-Basilika, wo er seinen Dienst, vor allem als Beichtvater und geistlicher Begleiter vieler junger Menschen, begann. 

Voller Einsatz für den Sendboten
Nachdem er von 1933 bis 1937 in Mailand war, wo er von den Brüdern und Gläubigen sehr geschätzt wurde, wurde er nach Padua zurückgerufen, um Direktor des „Messaggero di sant‘Antonio“ zu werden. Schon während seiner vorherigen Anwesenheit in der Basilika hatte er mit der Zeitschrift zusammengearbeitet: Er war für die Beantwortung der „Briefe an den Direktor“ verantwortlich. Seine neue Aufgabe war wichtiger, und P. Placido nahm sie mit Vertrauen an, so dass er im Vorwort im April 1937 schrieb: „Der heilige Antonius wird mir sicher helfen, und Sie, die guten Leser und Verehrer des Heiligen, werden meine Begeisterung spüren und mir meine Unzulänglichkeiten verzeihen“.
Im Juni desselben Jahres gestaltete er das Layout Zeitschrift um, die aber weiterhin das Sprachrohr der Basilika blieb, insbesondere hinsichtlich der Berichte über die im Namen des heiligen Antonius empfangenen Gnaden. P. Placido selbst unterzeichnete als „Pater Sendbote“, um diese Dimension der Verkündigung zu unterstreichen. Während seiner Amtszeit stieg die Zahl der Abonnenten beträchtlich an, von 300.000 auf 800.000. Auch einige technische Neuerungen wie die Einführung der Rotationspresse für den Druck waren von Bedeutung. All dies wurde trotz des Krieges weitergeführt und sollte auch mit anderen Projekten fortgesetzt werden, aber es gab noch eine andere Front, an der sich P. Placido engagierte: die der Nächstenliebe, und zwar einer riskanten Form der Nächstenliebe. 

Im Netzwerk Flüchtlingshilfe
Bereits 1941 waren in Italien, auch in der Nähe von Padua, Konzentrationslager eingerichtet worden, in die slowenische Widerstandskämpfer, oft Jugendliche, gebracht wurden: Ihre Lage war so dramatisch, dass sich drei slowenische Studentinnen an diesen kleinen kroatischen Ordensbruder wandten, um ihn um Hilfe zu bitten, da er Zugang zu dem Lager von Chiesanuova, am Stadtrand von Padua, hatte. Zunächst war 
P. Placido perplex, vor allem wegen politischer Fragen (die Widerstandskämpfer galten als kommunistische Partisanen), aber dann setzte sich der Geist der Nächstenliebe durch: Er wurde offiziell durch den damaligen päpstlichen Delegierten Monsignore Borgongini Duca zum Assistenten für die Internierten ernannt.
Nach dem Waffenstillstand mit den Alliierten am 8. September 1943 wurde die Situation immer dramatischer, insbesondere für Juden, politische Dissidenten, ehemalige britische und amerikanische Gefangene und viele andere, die von der Gestapo verfolgt wurden. P. Placido wurde zu einem der wichtigsten Knotenpunkte in den Netzwerken der Flüchtlingshilfe, vor allem in der Zusammenarbeit mit der von den Martini-Schwestern geleiteten Gruppe und später mit der Fra-Ma (ein Akronym aus den Nachnamen von Ezio Franceschini, Professor an der Katholischen Universität Mailand, und Concetto Marchesi, Rektor der Universität Padua). Er traf sich mit Menschen, die sich in Gefahr befanden, stellte Fotos zur Verfügung, um Dokumente zu fälschen, indem er Fotos benutzte, die dem Heiligen an seinem Grab in der Basilika „angeboten“ wurden. Er ließ die Flüchtlinge heimlich zum Bahnhof begleiten, um sie nach Mailand und dann in die Schweiz fliehen zu lassen.

Verrat durch Spione
Seine Mitbrüder wussten von all dem nichts, sie betrachteten diesen unabhängig handelnden Bruder sogar mit Misstrauen. Nur seine Oberen wussten Bescheid und mahnten ihn zur Vorsicht, da das Risiko, auch die Brüder zu gefährden, groß war. Durch seine Tätigkeit im Geiste der Nächstenliebe konnten viele Menschen gerettet werden, aber schon bald schlichen sich Spione in dieses Netz der Hilfe ein, was zur Verhaftung vieler Beteiligter führte. Auch P. Placido wurde am 8. Oktober 1944 verhaftet. Er war ein Schlüsselelement der Organisation, wie aus einem Brief Franceschinis vom 16. Oktober hervorgeht: „Sie haben P. Placido verhaftet, was ein sehr schwerer Schlag ist, denn er weiß fast alles, und wenn es ihnen gelingt, ihn zum Reden zu bringen, wird es ernsthafte Schwierigkeiten geben.“ Seine Spur verliert sich, obwohl er von den Brüdern als vermisst gemeldet wurde; einer Falschmeldung nach, der die Brüder geglaubt hatten, war er im Frühjahr des folgenden Jahres in Bozen im Gefängnis. 

Auf dem Weg zur Seligsprechung
Seit den 1990er Jahren sind entscheidende Zeugenaussagen aufgetaucht, wie die von Adele Lapanje und Ivo Gregorc, dank derer es möglich war, sein dramatisches Ende zu rekonstruieren: Er wurde in den Bunker an der Piazza Oberdan in Triest gebracht und von der Gestapo gefoltert, um die Namen seiner Mitarbeiter zu erpressen. Aber er hat nicht geredet und niemanden verraten und das Geheimnis bis zum Schluss bewahrt. Selbst bei Begegnungen mit Gefangenen, die ihn kannten, ließ er nichts durchsickern: Hätte er etwas verraten, wären viele Menschen verhaftet worden. 
In den letzten Jahren hat er wichtige zivile und kirchliche Auszeichnungen erhalten, darunter die goldene Medaille für zivile Verdienste, die ihm postum 2017 vom Präsidenten der Republik Italien verliehen wurde, und den Titel eines „Ehrwürdigen Diener Gottes“, ein notwendiger Schritt für die Seligsprechung. P. Placido hinterlässt uns ein bedeutendes Vermächtnis: Als Kommunikator konnte er das Evangelium gerade durch die Seiten unserer Zeitschrift verkünden, im Verborgenen rettete er viele Verfolgte und schließlich, im entscheidenden Moment seines Lebens, legte er in der Stille Zeugnis für die Nächstenliebe ab und fand Trost und Unterstützung im Gebet und bei Gott.

Zuletzt aktualisiert: 30. Dezember 2024
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