Das Heilige Jahr in der Antonius-Basilika

20. Januar 2025 | von

Am Weihnachtsfest hat Papst Franziskus das Ordentliche Jahr eröffnet. 2025 werden Millionen von Pilgerinnen und Pilgern in Rom erwartet – aber auch in Padua, wo man sich gut auf das Jubiläumsjahr vorbereitet hat.

Ein Jubiläum ist eine Gelegenheit, die den Christen gegeben wird, um eine „lebendige und persönliche Begegnung mit unserem Herrn Jesus Christus, der ‚Tür‘ zum Heil, mit ihm, den die Kirche immer und überall und allen als unsere Hoffnung zu verkünden hat“ zu erleben. (vgl. Spes non confundit, 1; Verkündigungsbulle des Ordentlichen Jubiläums des Jahres 2025).
Auch die Antonius-Basilika in Padua ist einer der heiligen Orte, die der Papst für eine Wallfahrt im Heiligen Jahr vorschlägt. Den Pilgerinnen und Wallfahrern wird deshalb ein besonderer Rundgang angeboten, der zu den Stellen führt, die von Hoffnung erzählen.

Orte für Sorgen und Hoffnung
Die Mini-Wallfahrt durch die Basilika beginnt mit dem Eintreten in das Gotteshaus. Die erste Etappe ist die Begegnung mit dem hl. Antonius, an dem Ort, an dem seine Gebeine aufbewahrt werden: die Grabeskapelle (➊). „Die Hoffnung ist die Tugend, die nach vorne strebt“,  bestätigt der hl. Antonius in einer seiner Predigtskizzen und lädt uns mit diesen Worten ein, mit Vertrauen unsere Vorbehalte zu überwinden. An diesem Ort spürt man den Glauben vieler Menschen, die sich mit konkreten Gesten an den Heiligen wenden: die vielen Fotos, die in der Nähe des Grabes hängen und um Schutz und Hilfe bitten; die typische Geste der Pilger, die Hand an den Stein zu legen, hinter dem sich die Gebeine des Heiligen befinden, und ihm in einem stillen, vertrauensvollen Gebet Sorgen und Nöte anzuvertrauen.
Die zweite Etappe ist die Kapelle der Schwarzen Madonna (➋). „Unsere liebe Frau, unsere Hoffnung“ – so wendet sich der hl. Antonius in seinen Sermones an Maria, die Mutter der Hoffnung, sanft und empfänglich für das Wort Gottes in jeder Phase ihres Lebens. Dies ist der Ort, an dem man die Jungfrau Maria als den Meeresstern anbetet, der „uns in den stürmischen Wechselfällen des Lebens zur Hilfe kommt, uns stärkt und uns einlädt, zu vertrauen und weiter zu hoffen“ (vgl. Spes non confundit, 24).

Gestärkt von Gottes Wort
Die dritte Etappe ist eine der kranzförmig um den Chorraum angeordneten Kapellen, die Kapelle des hl. Josef (➌). „Die Freude der Hoffnung auf den Himmel ist das Hören auf die göttlichen Gebote“ – in diesen Worten des hl. Antonius erkennt man das Wesen des Schreiners aus Nazaret, jener stillen und gehorsamen Präsenz, der auf das Wort Gottes gehört und es gelebt hat, indem er den wertvollen Schatz, der ihm anvertraut wurde, also die Mutter Gottes und das Kind, behütet und beschützt hat. Der Vorschlag für diesen Ort ist es, auf die Worte des Evangeliums zu hören. Dafür liegt ein Buch aus, das einen Vers aus dem jeweils aktuellen Sonntags-Evangelium anbietet, über den man nachdenken und sich als Erinnerung im Herzen mitnehmen kann.  
Die nächste Etappe des Rundgangs ist die Reliquienkapelle (➍): Hier werden einige konkrete Zeichen aufbewahrt, die auch heute noch von der Kraft der Predigten des heiligen Antonius zeugen; vor allem der Stimmapparat des Heiligen, der bei der letzten Rekognoszierung im Jahr 1981 unversehrt vorgefunden wurde. „O Wort der seligen Hoffnung! O Wort, wie frisches Wasser für die dürstende Seele“: Der Heilige hat sein Zeugnis für Christus abgelegt, indem er mit Liebe das Evangelium gelebt und es mit Leidenschaft verkündet hat, sowohl durch sein Leben als auch durch seine Worte. Wir sind eingeladen, das in der Einfachheit unseres Alltags zu leben, was wir im Evangelium gehört haben: Manche Menschen haben das auf sehr mutige Art getan, wie P. Placido Cortese, Minderbruder an der Antonius-Basilika, der während des Zweiten Weltkrieges vielen Verfolgten das Leben gerettet und das mit seinem eigenen bezahlt hat. Auch ihm begegnen wir auf diesem Rundgang, und zwar an seinem Beichtstuhl gegenüber der Reliquien-Kapelle, der heute sein Memorial ist (➎).

Gesegnet und versöhnt ins Leben
All dies ist jedoch nicht möglich, ohne das neue Leben, das Christus uns verspricht, in uns aufzunehmen, deshalb führt die nächste Etappe die Pilgernden in die Kapelle der Segnungen (➏), wo wir uns durch das Kreuzzeichen mit dem Weihwasser an unsere Taufe erinnern und sozusagen in das Oster-Geheimnis eintauchen. „Der Geist Gottes gibt unserem Geist Zeugnis für eine begründete Hoffnung“ – Antonius erinnert uns mit diesen Worten daran, dass wir keine Waisen sind, die hilflos den Wirren der Welt ausgeliefert sind, sondern geliebte Kinder Gottes. Und dennoch kann es passieren, dass unsere christliche Identität im Laufe unseres Lebens durch unsere Sünden leidet und Krisen erlebt: Die größte Versuchung ist es, daran zu verzweifeln, zu glauben, dass Gott uns nicht vergeben kann. Und hier kommt die nächste Station, der Beichtraum (➐). Hier, im Kreuzgang der Magnolie, ist es möglich, das 
Sakrament der Versöhnung zu empfangen, den „unverzichtbaren Ausgangspunkt eines echten Weges der Umkehr“ (vgl. Spes non confundit, 5). Antonius beschreibt es richtig mit den Worten: „In der Beichte soll sich der Sünder an der Hoffnung der Vergebung freuen“, und diese Vergebung ist keine unsichere Hypothese, sondern die barmherzige, starke und zärtliche Umarmung unseres Vaters, der immer bereit ist, erneut mit uns aufzubrechen. Beim Verlassen des Beichtraums stößt man auf ein großes Kreuz, das aus dem Holz der in der Meerenge von Sizilien untergegangenen Flüchtlingsboote gefertigt wurde: Es ist ein symbolischer Apell, Zeichen der Hoffnung zu setzen, vor allem gegenüber Menschen, die wirklich verzweifelt sind. 
All das öffnet uns gegenüber der gemeinschaftlichen Dankbarkeit, die wir in aller Fülle durch die Eucharistie feiern, dem Zeichen der Liebe Gottes, der sich uns schenkt. Der heilige Antonius sagt dazu: „In seinem Haus, der Kirche, nährt uns der Herr mit dem Brot der Hoffnung, dem Brot seines Leibes“; wir alle sind eingeladen, wieder im Inneren der Basilika, an der achten Etappe, der Sakramentskapelle (➑), innezuhalten und für die große Liebe, mit der wir geliebt werden, zu danken. 
Endet der Weg hier? Nein, denn in unserem Alltag, wenn wir nach Hause zurückkehren, sind wir aufgefordert, den Worten des hl. Antonius folgend, „die Breite der Nächstenliebe und die Höhe der Hoffnung“ zu leben, durch dieselben Zeichen der Hoffnung, die Papst Franziskus in der Verkündigungsbulle aufführt: Gesten des Friedens, der Öffnung gegenüber dem Leben, Aufmerksamkeit gegenüber jungen und alten Menschen, Kranken, Inhaftierten, Migranten und Armen.

Zuletzt aktualisiert: 20. Januar 2025
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