Kloster mit Apotheke

20. Juni 2022 | von

Vom 19.-23. April trafen sich Brüder der zentraleuropäischen Franziskaner-Minoriten im slowenischen Olimje. Dort beschäftigten sie sich nicht nur mit Sitzungen und Fortbildungseinheiten, sondern bestaunten auch eine der ältesten erhaltenen Apotheken Europas, die von den Brüdern betrieben wird.

Einmal im Jahr, traditionell immer in der Osterwoche, treffen sich nicht nur die Leitungen der zentraleuropäischen Provinzen, Kustodien und Delegationen der Franziskaner-Minoriten, sondern auch die Junioren, also die Brüder zwischen Erstprofess und Feierlicher Profess bzw. Priesterweihe. Die Junioren widmen sich meist Fortbildungsthemen, während die Oberen sich gegenseitig aus ihren Ländern informieren, Sachentscheidungen beraten und „Hausaufgaben“ erledigen, die die Ordensleitung in Rom den Brüdern aufgetragen hat. Die Gastgeberrolle fällt jeweils einem der Mitgliedsländer zu – dieses Mal der slowenischen Ordensprovinz, die als Tagungsort ihr Kloster Olimje wählte.

Informationen und Neuwahlen

Zwischen den jüngeren und den älteren Brüdern gab es einige gemeinsame Elemente: natürlich das Stundengebet und die Feier der Eucharistie, aber auch die Mahlzeiten und einen Ausflug in die beiden Nachbarklöster Ptuj und Ptujska Gora. Auch inhaltlich gab es eine Überschneidung, nämlich Impulse von Br. Maximilian Sembiring, dem ehemaligen Kustos von Indonesien und jetzigen Vize-Sekretär für die Ausbildung.Br. Igor Salmicˇ informierte als Generalassistent über neue Entwicklungen im Orden weltweit und über jüngere Entscheidungen der Generalleitung in Rom.

Während der Sitzung wurde für die zentraleuropäische Föderation („CEF“) auch ein neuer Präsident samt Stellvertreter gewählt. Die Wahl fiel auf Br. Milan Kos, Slowenien, der dieses Amt schon vor einigen Jahren für längere Zeit innehatte. Vertreten wird er von Br. Miljenko Hontic´, dem erst vor kurzem gewählten Provinzialminister der Brüder in Kroatien.

Tagungsort mit Geschichte

Neben den offiziellen Teilen dienen die Treffen der Osterwoche auch immer dem gegenseitigen Kennenlernen – und dabei spielt der Tagungsort jeweils eine besondere Rolle: Der Gastgeber versucht, sich von seiner besten Seite zu zeigen.

Das gelang den slowenischen Brüdern schon allein durch die Wahl des Sitzungsortes. Das Kloster in Olimje ist eigentlich ein ehemaliges Schloss. Das heutige Zuhause der Brüder steht bereits seit dem 11. Jahrhundert. Zu den wechselnden Besitzern gehörte zeitweise auch die später heilig gesprochene Hemma von Gurk. 1658 wurde das Anwesen von Ivan Zakmardy gekauft und schließlich der Ordensgemeinschaft der Pauliner geschenkt. Diese sollten hier in Olimje die nächsten 120 Jahre wirken. Das Schloss wurde in ein Kloster umgebaut, und neben dem neuen Kloster errichteten die Patres eine prächtige Kirche.

Für ein jähes Ende sorgte Kaiser Josef II., der das Kloster 1782 auflösen ließ. Das Kloster wurde an den Grafen von Attems verkauft. Dieser veranlasste einen Teilabriss der Gebäude – aus einem heute kaum mehr nachvollziehbaren Grund: Die Steuer wurde entsprechend der Dachflächen und der Anzahl der Fenster berechnet. Um also zu sparen, ließ er den nordöstlichen Teil des Hauses abreißen. Die kommunistische Regierung verstaatlichte nach dem 2. Weltkrieg den Besitz, womit die Geschichte des Klosters beziehungsweise Schlosses wieder einmal eine drastische Wendung erfuhr.

Höhepunkt: Apotheke

1990 kommen schließlich die Franziskaner-Minoriten der slowenischen Provinz ins Spiel. In diesem Jahr wird ihnen die marianische Wallfahrtskirche samt des neu belebten Klosters anvertraut. Die aktuell vier Brüder betreuen den Wallfahrtsort und helfen zunehmend auch in den umliegenden Pfarreien aus. Einer der Brüder ist P. Josef Lamperet, der hervorragend Deutsch spricht und an den Wochenenden in Graz zu finden ist: Dort betreut er am Grazer Minoritenkloster dieslowenischsprachige Gemeinde. Wenn er in Olimje Klosterführungen hält, dann ist ein Höhepunkt die Apotheke. Denn für diese ist Olimje über die Landesgrenzen hinaus berühmt – zu Recht, denn das Kloster beherbergt die drittälteste erhaltene Apotheke Europas. In deren historischen Räumlichkeiten sind noch alte Fresken aus dem Jahr 1780 erhalten. Sie zeigen Motive aus der Heiligen Schrift, aber auch berühmte Ärzte – von Dioskurides bis Paracelsus. Außerdem sind die Schutzpatrone der Ärzte, die Heiligen Kosmas und Damian, vertreten. Doch die Apotheke hat nicht nur Historisches zu bieten: Im Garten bauen die Brüder Kräuter an. Diese werden von ihnen und ihrem Team zu Tees, Tinkturen und Tropfen verarbeitet und schließlich in der Apotheke verkauft. Täglich werden Dutzende Pakete nach Slowenien, Österreich, Kroatien und in die ganze Welt verschickt. Ganz regelmäßig kommen Busse, die zu Kirchen- und Apothekenführungen angemeldet sind. Und wer mag, versorgt sich mit Tees gegen Cholesterin oder Tropfen zur Beruhigung der Nerven.

Zuletzt aktualisiert: 20. Juni 2022
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