Sonnenstrom im Kloster Maria Eck
Die Bewahrung der Schöpfung ist ein franziskanisches Ur-Anliegen. In unserer Zeit gehört dazu auch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen. Das Kloster Maria Eck hat damit viel Erfahrung.
Um unseren Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung neben all den kleineren Maßnahmen zu leisten, auf die sich unsere Provinzkapitel der letzten Jahre festgelegt haben, wurde im Kloster Maria Eck im Jahr 2008 die alte Ölheizung durch eine Hackschnitzelheizung (später Pelletheizung) ersetzt. Auch der Klostergasthof wurde daran angeschlossen. Zusätzlich hatten wir 2010 einen Antrag für das Aufbringen einer Photovoltaik-Anlage gestellt. Die Voraussetzungen hierfür sind aufgrund unserer großen Dachflächen, ihrer Ausrichtung und Neigung ideal. Da das gesamte Kloster jedoch unter Denkmalschutz steht, musste auch das bayerische Landesamt für Denkmalpflege seine Zustimmung geben. Mit der Begründung der großen Bedeutung des Wallfahrtsortes Maria Eck über das Chiemgau hinaus und der Einsichtigkeit unseres Daches vom Nachbarberg (!) aus, wurde unser Antrag vom Landesamt für Denkmalpflege abgelehnt.
Hohe Hürde Denkmalschutz
Aufgrund der neuen Gesetzgebung für das Aufbringen von Photovoltaik-Anlagen auf denkmalgeschützten Gebäuden seit 01.01.2023 starteten wir einen neuen Versuch. Da auch das verzinkte Blechdach des ehemaligen Ökonomiegebäudes („Seehuberhaus“) in die Jahre gekommen war, stellten wir gleichzeitig einen Antrag für die Erneuerung der Dachhaut des Seehuberhauses, um dann auf das neue Dach die Photovoltaik-Anlage installieren zu können. Eigentlich dachten wir, dass es aufgrund der neuen Gesetzeslage reine Formsache sei. Doch nach zwei Vor-Ort-Terminen mit Vertretern des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde Traunstein wurden wir eines Besseren belehrt. Die Vorstellungen der Vertreter des Denkmalschutzes, wie das neue Dach und die Photovoltaik-Anlage auszusehen haben, beziehen sich vor allem auf die Optik und weniger auf die praktische Durchführbarkeit bzw. die Effektivität der Stromerzeugung. Nach intensiven Verhandlungen konnten wir schließlich eine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung finden. Allerdings durften wir nicht, wie eigentlich beabsichtigt, ein Aludach aufbringen, sondern es musste wieder ein verzinktes Blechdach mit einer Spezialfarbe („Berchtesgadener Grün“) sein. Auch die Anzahl der maximal aufzubringenden Module wurde begrenzt, so dass wir die Anlage auf eine Leistung von maximal 30 kWp reduzieren mussten. Von der Dachfläche her wäre weit mehr als die doppelte Anzahl von Modulen möglich gewesen!
Verzögerung und Kälteeinbruch
Aufgrund dieser langwierigen Verhandlungen verzögerte sich der Baubeginn dann von Herbst 2023 auf März 2024. Leider mussten obendrein die Arbeiten für zwei Wochen unterbrochen werden, da nach wochenlangem warmem Wetter völlig unerwartet ein Kälteeinbruch mit Schneefall einsetzte. Für über drei Monate war dann das komplette Seehuberhaus eingerüstet, ein Kran aufgestellt und zum Teil acht Arbeiter auf dem Dach. Sehr dankbar sind wir den beiden Firmen – Dachdecker und Photovoltaik-Anlage –, die fachkundig und mit großem Einsatz bei Wind und Wetter gearbeitet und uns beraten haben.
Der Strom fließt...
Seit Mitte Juni ist unsere PV-Anlage nun in vollem Betrieb und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Anlage produzierte allein in den ersten drei Tagen ca. 510 kWh. Davon wurden ca. 124 kWh von uns selbst verbraucht und ca. 395 kWh in das Stromnetz eingespeist. Da die Einspeisevergütung von ca. 8 Cent pro kWh sehr gering ist, lassen wir eine zusätzliche Steuerung für die Photovoltaik-Anlage (AC-Thor) sowie ein externes Heizgerät (Tuxhorn tubra-eTherm) und einen Heizstab einbauen. So können wir mit dem „überflüssigen“ Strom, den wir ansonsten für wenig Geld in das Stromnetz einspeisen würden, das Wasser in den Pufferspeichern für unser Warmwasser und unsere Heizung (insgesamt 8.800 Liter) erhitzen. Wir gehen davon aus, dass wir dadurch deutlich weniger Pellets brauchen werden und Kosten sparen, sowie die Heizanlage schonen.
Effizienter Energieeinsatz
Bei Investitionskosten von knapp 40.000 Euro (ohne Dacherneuerung) gehen wir davon aus, dass sich die Photovoltaik-Anlage in acht bis zwölf Jahren amortisiert haben wird und wir dadurch nicht nur einen Beitrag zur Bewahrung der Schöpfung leisten, sondern über die gesamte Laufzeit der Anlage auch noch einen finanziellen Gewinn erzielen werden. Offen ist dabei noch die Frage, inwieweit es neben der Nutzung der überschüssigen Energie für unsere Warmwasser- und Heizungsversorgung Sinn macht, einen zusätzlichen Energiespeicher einzubauen, mit dem wir unseren Stromverbrauch in der Nacht bzw. bei schlechtem Wetter reduzieren könnten. Hierzu wollen wir den Verlauf der Energieerzeugung nach Einbau des externen Heizgerätes und des Heizstrahlers abwarten.
Wir können auf unseren Computern jederzeit ablesen, wie viel wir gerade an Strom verbrauchen und staunen, wie viel Strom z.B. der Konvektomat in der Küche während seiner Aufheizphase verbraucht, wie viel Strom die Anlage produziert und bekommen Schätzwerte angezeigt, wie viel CO2-Ersparnis (bzw. gefahrene Kilometer mit dem Auto) das bedeutet.
So gibt es nun bei Tisch des Öfteren Gespräche zur Photovoltaik-Anlage und Anekdoten von Beginn der Planung, über die „Wüstenzeit“ der Verhandlungen mit den Denkmalbehörden, die Bauphase und jetzt die Freude der gelungenen Umsetzung und Produktion von Strom aus Sonnenenergie.